CongressSelection 10/2015
Hauarztmedizin
Hepatitis B – Resistenzen als aktuelle Herausforderung
Immunsuppression kann chronische Infektion reaktivieren
In der Schweiz sind gemäss Schätzungen gegenwärtig 25 000 bis 30 000 Personen mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert, allerdings wissen das weniger als 50 Prozent der Betroffenen. Dies gab am SGIM in Basel Prof. Andreas Cerny aus Lugano zu bedenken. Durch eine adäquate Behandlung können Resistenzen vermieden und mögliche Zirrhosen zurückgedrängt werden.
Hepatitis C – Fortschritte auf der Suche nach «Perfektovir»
Zirrhosehöchststand wird erst 2030 erreicht
Viele der rund 80 000 chronischen Hepatitis-C-Patienten in der Schweiz haben sich bereits vor Jahrzehnten infiziert. Heute rechnet man mit rund 1000 HCV-bedingten Todesfällen pro Jahr. Der Krankheitshöchststand wird jedoch erst in 15 bis 20 Jahren erreicht sein.
Inhalative Kortikoide bei COPD – Weniger ist mehr
Lang wirksame Bronchodilatatoren als Eckpfeiler der Therapie
Die Mehrheit der Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) erhält inhalative Kortikosteroide. Doch laut Studien bringen diese Wirkstoffe keinen Überlebensvorteil, sie haben nur einen unklaren Nutzen bezüglich der Senkung der Exazerbationsrate und beeinflussen nicht den Abfall des FEV1. Zudem sind vermehrt Pneumonien möglich. Experten fordern daher, inhalative Kortikosteroide nur noch bei spezifischen COPD-Patientengruppen einzusetzen.
Diabetestherapie – Weniger ist selten mehr
… und wer zu spät kommt, den bestrafen die Langzeitkomplikationen
Im letzten Jahrzehnt bewegte sich die Diabetesbehandlung weg vom «Eines für alle»-Konzept, hin zu einer individualisierten Medizin; für manche Kliniker umfasste dieses Vorgehen auch weniger strenge Zielvorgaben beim HbA1c. Doch laut einer australischen Expertin ist die frühzeitige intensive Hyperglykämiekontrolle grundsätzlich zur Prävention vor allem mikrovaskulärer Ereignisse unumgänglich.
Herzinsuffizienz – Diagnose nicht verpassen
Mehrere Therapieoptionen zur Reduktion der Mortalität
Die Herzinsuffizienz ist eine häufige Erkrankung, die in aller Regel zwar nicht geheilt, aber gut behandelt werden kann. Voraussetzung dafür ist jedoch die richtige Diagnose. Während es in den vergangenen Jahren hinsichtlich der Behandlung der Akutphase nur wenig Fortschritte gegeben hat, stehen für die Therapie der stabilen Phase eine Reihe hilfreicher Werkzeuge zur Verfügung.
Kokkenimpfungen ins Basisprogramm
Ergänzende Impfempfehlung in der Praxis zu selten umgesetzt
Invasive Meningo- und Pneumokokkenerkrankungen bei Kindern sind mit Komplikationen wie Taubheit und Epilepsie sowie einer Letalität von etwa 10 Prozent assoziiert. Die neuen Konjugatimpfstoffe bieten einen nahezu 100-prozentigen typenspezifischen Schutz, die Impfung wird aber noch nicht ausreichend von Eltern und Ärzteschaft anerkannt. Experten fordern nun die Aufnahme dieser beiden Impfungen in das Schweizer Basisimpfprogramm.
Ganzheitliche Perspektive im Fokus der Hausarztmedizin
Die Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Innere Medizin lockte rund 2200 Teilnehmer nach Basel. Die Versammlung stand unter dem Motto «Less is more», was bedeuten soll: Weniger Medizin kann mehr sein. Damit rückte die ganzheitliche Betrachtung medizinischer Fragestellungen in den Fokus.
Hypothyreosetherapie orientiert sich am TSH-Wert
Gründliche Information der Patienten ist sehr wichtig
Wie die Behandlung einer symptomatischen Schilddrüsenunterfunktion erfolgen soll, wo die Probleme dabei liegen und wann ein Screening auf subklinische Hypothyreose sinnvoll ist, erklärte der Endokrinologe Dr. Karl Scheidegger, St. Gallen.
Bei Urtikaria immer nach Dermografismus suchen
Neue europäische Konsensempfehlungen
Bei urtikariellen Quaddeln geben die Dauer der Symptome und die Begleitumstände ihres Auftretens wichtige diagnostische Hinweise. Bei akuter Urtikaria ist keine Abklärung notwendig, und auch bei chronischer Urtikaria soll sich das Labor auf wenige Messwerte beschränken, erläuterte Prof. Peter Schmid-Grendelmeier, Dermatologische Klinik, Universitätsspital Zürich.
Nur eine Injektion aus dem Fertigpen pro Woche
Neue Therapie für übergewichtige Patienten mit Diabetes Typ 2
GLP-1-Analoga bieten für die Therapie besondere Vorteile, da sie das Körpergewicht senken, zu einer ausgeprägten HbA1c-Reduktion führen und kein intrinsisches Hypoglykämierisiko bergen. Einmal pro Woche injizierbare Wirkstoffe bieten einen zusätzlichen Nutzen bei Patienten, die sich vor Injektionen fürchten.
Wegen knapper Kasse nicht zum Arzt
KHM-Forschungspreis für Hausarztmedizin 2015
Der mit 30 000 Franken dotierte KHM-Forschungspreis – gestiftet von Mepha – geht 2015 an eine Forschergruppe um Dr. Patrick Bodenmann von der Policlinique Médicale Universitaire (PMU) und Prof. Thomas Bischoff sowie Dr. Lilli Herzig vom Institut für Hausarztmedizin (IUMF) der Universität Lausanne.
Kongressnotiz und Impressionen KHM
Dokumentarfilmerin am Puls der Hausärzte - KHM-Kopf des Jahres
Dieses Jahr ging die Auszeichnung KHM-Kopf des Jahres an Dr. med. et lic. phil. Sylviane Gindrat für ihre Dokumentarfilmtrilogie «Am Puls der Hausärzte»/«Du coté des médecins».
Was kann der Hausarzt bei schizophrenen Psychosen tun?
Früherkennung von psychischen Auffälligkeiten und somatischen Komorbiditäten
Hausärztinnen und Hausärzte können mit der möglichst frühzeitigen Diagnose einer schizophrenen Psychose einen prognostisch wichtigen Beitrag leisten. In der komplexen Therapie ist die Betreuungskontinuität zentral. Auch hinsichtlich der höheren Mortalität schizophrener Patienten können Hausärzte Wichtiges bewirken, wie PD Dr. Stefan Kaiser, Zentrum für Akute Psychische Erkrankungen, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, erklärte.
Wenn die Hormone Aufruhr stiften
Prämenstruelles Syndrom, postnatale und perimenopausale Depression
Über Phasen im Leben von Frauen, die durch einen Abfall der Geschlechtshormone gekennzeichnet sind und zu gesundheitlichen Problemen unterschiedlichen Schweregrads führen, sprach PD Dr. Sibil Tschudin, Leitende Ärztin, Gynäkologische Sozialmedizin und Psychosomatik, Universitätsspital Basel.
Welches Diuretikum für die Kombinationstherapie?
In der Blutdrucksenkung gibt es Unterschiede unter den Diuretika
Zwar wird heute Hydrochlorothiazid in besonders vielen Kombinationspräparaten mit anderen antihypertensiven Wirkstoffen kombiniert. Solide Daten sprechen jedoch eher für das Diuretikum Chlortalidon, das schon in niedriger Dosierung eine gute systolische Blutdrucksenkung erzielt und darum ein guter Kombinationspartner ist. Dies berichtete Prof. Georg Noll von der Klinik Hirslanden, Zürich.
83. Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft füt Innere Medizin (SGIM) 20. bis 22. Mai 2015 in Basel
17. Fortbildungstagung des Kollegiums für Hausarztmedizin (KHM) 25. und 26. Juni 2015 in Luzern
- Hepatitis B - Resistenzen als aktuelle Herausforderung
- Hepatitis C - Fortschritte auf der Suche nach «Perfektovir»
- Inhalative Kortikoide bei COPD - Weniger ist mehr
- Diabetestherapie - Weniger ist selten mehr
- Herzinsuffizienz – Diagnose nicht verpassen
- Kokkenimpfungen ins Basisprogramm
- Ganzheitliche Perspektive im Fokus der Hausarztmedizin
- Hypothyreosetherapie orientiert sich am TSH-Wert
- Bei Urtikaria immer nach Dermografismus suchen
- Nur eine Injektion aus dem Fertigpen pro Woche
- Wegen knapper Kasse nicht zum Arzt
- Kongressnotiz und Impressionen KHM
- Was kann der Hausarzt bei schizophrenen Psychosen tun?
- Wenn die Hormone Aufruhr stiften
- Welches Diuretikum für die Kombinationstherapie?