Transkript
EDITORIAL
S uchtkrankheiten sind gerade bei den jungen Bevölkerungsgruppen sehr verbreitet, oft mehr, als wir uns in der täglichen Praxis bewusst sind. Dies betrifft leider auch schwangere Frauen. Wir haben in dieser Ausgabe der GYNÄKOLOGIE dieses Thema aufgegriffen: Die Autorinnen und Autoren haben dabei nicht nur gynäkologisch-geburtshilfliche Aspekte beleuchtet, sondern ebenso die psychosomatisch-psychiatrische und die neonatologische Problematik dargelegt. Wir versuchen damit, der oft komplexen Situation von suchtkranken Schwangeren gerecht zu werden und gleichzeitig klare Empfehlungen für die Betreuung dieser Frauen in der Praxis zu geben, damit ein bestmögliches Outcome für Mutter und Kind erreicht werden kann.
Hohe Prävalenz von fetalem Alkoholsyndrom (FAS) Natalie Jägli und Tina Fischer, leitende Ärztinnen Geburtshilfe am Kantonsspital St. Gallen, weisen darauf hin, dass der Alkoholkonsum bei Frauen deutlich zunimmt und die Schweiz zu den Ländern mit höchster FAS-Prävalenz gehört. Wegen unklarer Dosis-Wirkungs-Beziehung wird der komplette Verzicht von Alkohol in der Schwangerschaft sehr empfohlen. Leider nimmt ebenfalls das Rauchen bei jungen Frauen zu, und ein grosser Teil raucht weiter in der Schwangerschaft und in der Stillzeit. Verena Bossung, Geburtsmedizinerin am Unispital Zürich, erklärt Wirkungen des Nikotin- und Cannabiskonsums auf den mütterlichen und fetalen Organismus und weist auf Langzeitschäden beim Kind hin. Die Neonatologen Katrin Held-Egli und André Kidszun am
Inselspital Bern erläutern detailliert die Auswirkungen verschiedener Suchtmittel auf den Fetus und das Neugeborene. Per Scoring und Algorithmus sind postnatal die medikamentöse Therapie und die weitere Begleitung durch ein interdisziplinäres Team für Kind und Familie angezeigt. Ulrike Sanwald vom Zentrum Integrierte Psychiatrie Winterthur blickt aus Sicht der Sozialpsychiatrie auf Schwanger- und Mutterschaft bei Opioidabhängigkeit. Hier ist die wertschätzende, transparente, multiprofessionelle Kooperation zur bestmöglichen Versorgung der Betroffenen essenziell. Die Substitution mit Opioiden soll ausreichend bemessen werden, damit Beikonsum unter allen Umständen vermieden wird.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und neue Einsichten in die Thematik bei der Lektüre.
Ihr Daniel Surbek
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Ab 2022 richten wir jede Ausgabe der «Schweizer Zeitschrift für GYNÄKOLOGIE» nach den Weiter- und Fortbildungsschwerpunkten des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) der FMH aus. Zu Ihrer raschen Orientierung erscheint der Schwerpunktbereich jeweils markiert auf dem Titelblatt und auf Seite 1 jeder Ausgabe.
Schweizer Zeitschrift für GYNÄKOLOGIE 3.2022:
Gynäkologische Onkologie/gynäkologische Senologie Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie Operative Gynäkologie und Geburtshilfe Fetomaternale Medizin Urogynäkologie
GYNÄKOLOGIE 3/2022
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