Transkript
JOURNAL CLUB
Fortgeschrittener HR-positiver, HER2-negativer Brustkrebs
Erstlinie: Gesamtüberleben unter Ribociclib/Letrozol über 12 Monate verlängert
Bei postmenopausalen Frauen mit fortgeschrittenem HR-positivem, HER2-negativem Mammakarzinom zeigt die Erstlinientherapie mit Ribociclib plus Letrozol ein signifikant verlängertes Überleben verglichen mit Letrozol allein: Das mittlere Gesamtüberleben ist mehr als 12 Monate länger unter dieser Kombination. Das ergab die finale Analyse der MONALEESA2-Studie.
Vorherige Analysen der Phase-III-Studie (2 Zwischenanalysen) hatten bereits ein signifikant verlängertes progressionsfreies Überleben (PFS) bei nicht vorbehandelten Patientinnen unter Ribociclib plus Letrozol gegenüber Letrozol allein gezeigt (1). Die letzte Analyse ergab ein PFS von 25,3 versus 16,0 Monaten mit einer Hazard Ratio (HR) für Krankheitsprogression oder Tod von 0,57 (95%-KI: 0,46–0,70) (2). Nach median 6,6 Jahren liegen nun die Resultate zum medianen Gesamtüberleben (OS) vor (2).
Medianes OS: 63,9 versus 51,4 Monate
Die Patientinnen waren randomisiert im Verhältnis 1:1 für eine Erstlinientherapie mit Ribociclib plus Letrozol oder mit Plazebo plus Letrozol (n = 334 in jeder Gruppe). Das Cut-off-Datum zur Analyse des OS war der 10. Juni 2021, nachdem es zu 400 Todesfällen im Gesamtkollektiv gekommen war. Das betraf 54,2% (n = 181) in der Ribociclib/LetrozolGruppe und 65,6% (n = 219) in der Plazebo/Letrozol-Gruppe. Damit wurde ein signifikanter OS-Vorteil in der Studiengruppe mit einem medianen OS von
63,9 Monaten (95%-KI: 52,4–71,0) versus 51,4 Monate (95%-KI: 47,2–59,7) errechnet. Die HR betrug 0,76 (95%-KI: 0,63– 0,93). Nach 72 Monaten lebten noch 44,2% (38,5–49,8) in der Ribociclib- und 32,0% (26,8–37,3) in der Plazebogruppe. Die Nebenwirkungsrate entsprach den vorherigen Analysen mit überwiegend Neutropenie Grad 3 und 4 in der Ribociclib-Gruppe (63,8% vs. 1,2% unter Plazebo).
Diskussion
In der Studie war das Risiko zu versterben unter der Erstlinientherapie mit Ribociclib/Letrozol um 24% gegenüber der alleinigen Letrozol-Therapie verringert. Die Kaplan-Meier-Kurve zeigte, dass der Überlebensvorteil ab zirka der 20. Behandlungswoche unter der Studienkombination begann und sich in den Folgemonaten (-jahren) kontinuierlich vergrösserte. Das unterstreiche, so die Autoren, die Bedeutung des UpfrontEinsatzes des CDK4/6-Hemmers zur Durchbrechung der endokrinen Resistenz bei HR-positivem, HER2-negativem Mammakarzinom.
Der HR-positive, HER2-negative Tumor
ist der häufigste Subtyp des metastasier-
tem Mammakarzinoms und ist bis heute
unheilbar. Eine erhöhte Expression der
zyklinabhängigen Kinasen 4 (CDK4)
spielt eine Schlüsselfunktion in der Ent-
wicklung der Endokrinresistenz und för-
dert damit das weitere Fortschreiten der
Krankheit. Hier können die CDK4/6-
Hemmer (Ribociclib, Abemaciclib, Pal-
bociclib) wirksam eingreifen.
2 Studien mit Ribociclib in der Erstlinien-
therapie hatten bereits einen signifikan-
ten Vorteil beim Überleben gezeigt: Das
betrifft die MONALEESA-7-Studie mit
prämenopausalen Frauen mit Ribociclib
plus endokriner Therapie (vs. Hormon-
therapie allein) und die MONALEESA-3-
Studie mit postmenopausalen Frauen
mit Ribociclib plus Fulvestrant (vs. Ful-
vestrant allein) in der Erst- und Zweit-
linientherapie. Weitere Studien
(MONARCH 3 mit Abemaciclib und
PALOMA-2 mit Palbociclib) laufen noch
bei diesem Tumorsubtyp in der Erstli-
nientherapie zur Evaluation des OS (fi-
nale Daten) (2).
n
Bärbel Hirrle
Quellen: 1. Hortobagyi GN, Stemmer SM, Burris HA, et al.: Ribociclib as first-line therapy for HR-positive, advanced breast cancer. N Engl J Med 2016;375:1738-1748. 2. Hortobagyi GN, Stemmer SM, Burris HA, et al.: Overall Survival with Ribociclib plus Letrozole in Advanced Breast Cancer. N Engl J Med 2022; 386: 942-950. DOI: 10.1056/NEJMoa2114663
GYNÄKOLOGIE 2/2022
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