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KONGRESSBERICHT
ESMO 2020 Virtual Congress – Jahreskongress der European Society for Medical Oncology, September 2020
Früher HR-positiver Brustkrebs bei Hochrisikopatientinnen
Ein Viertel weniger Rezidive dank CDK4/6-Hemmer
Hochrisikopatientinnen mit HR-positivem, HER2-negativem frühem Brustkrebs gewinnen viel mit der zusätzlichen Gabe des CDK4/6-Inhibitors Abemaciclib zu ihrer adjuvanten Hormontherapie. Die Phase-III-Studie monarchE zeigte eine Risikominimierung für ein frühes Rezidiv um 25% unter der Kombination gegenüber der alleinigen endokrinen Therapie. Das Ergebnis ist hochsignifikant und läutet einen neuen Standard für diese schwer zu behandelnde Gruppe ein.
Über 90% der Brustkrebspatientinnen erhalten die Diagnose im Frühstadium; die meisten haben eine hormonrezeptor(HR-)positive Erkrankung. Auch wenn es meistens unter standardisierter endokriner Therapie nicht zum Rezidiv respektive zu Fernmetastasen kommt, besteht bei 20 bis 30% eine klinische Hochrisikosituation für Fernmetastasen, und zwar vor allem in den ersten zwei Jahren nach der Diagnose. Der orale CDK4/6-Hemmer Abemaciclib (Verzenios®) wurde bisher bei Patientinnen mit HR-positivem, HER2-negativem Mammakarzinom in fortgeschrittenen Stadien erfolgreich eingesetzt, die Wirksamkeit und die Verträglichkeit werden jetzt im Rahmen einer Phase-III-Studie im adjuvanten Setting untersucht.
monarchE-Studie bei HR-positivem Brustkrebs in der Adjuvanz
In die offene Phase-III-Studie wurden 5637 Risikopatientinnen mit HR-positiver, HER2-negativer Erkrankung randomisiert, die die primäre Therapie beendet hatten. Sie hatten ≥ 4 positive Lymphknoten oder 1 bis 3 positive Lymphknoten und mindestens eines der folgenden Kriterien: Tumorgrösse ≥ 5 cm, histologi-
scher Grad 3, Ki-67 ≥ 20%. Sie erhielten Abemaciclib (150 mg, 2 × täglich für 2 Jahre) plus eine endokrine Therapie oder die endokrine Therapie allein. Eine Interimsanalyse wurde für 293 Fälle mit einem invasiven krankheitsfreien Überleben (IDFS) vorgesehen. Primärer Endpunkt war das IDFS; zu den sekundären Endpunkten gehörten das fernmetastasenfreie Überleben, das Gesamtüberleben und die Sicherheit.
Nach 2 Jahren: 7,8% versus 11,3% ohne invasive Rezidive Im Studienzeitraum wurden 323 IDFS-Ereignisse in der Intent-to-Treat-Population beobachtet. Die Gruppe mit der Abemaciclib- plus Endokrintherapie zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung beim invasiven krankheitsfreien Überleben gegenüber der Gruppe, die nur die Hormontherapie erhalten hatte (Hazard Ratio [HR]: 0,747; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,598–0,932). 7,8% der Patientinnen in der Abemaciclib-Gruppe entwickelten in den 2 Jahren Metastasen, in der Kontrollgruppe waren es 11,3%. Das entspricht einer Risikoreduktion von 25,3%. Die 2-Jahres-Raten des IDFS betrugen 92,2% versus 88,7%.
Eine ähnliche Verbesserung wurde beim
Überleben ohne Fernmetastasen gese-
hen, welches getrennt berechnet wurde
(HR: 0,717; 95%-KI: 0,559–0,920), das mit
2-Jahres-Raten von 93,6% (vs. 90,3%),
und zwar in allen Subgruppen. Das Si-
cherheitsprofil entsprach den Erwartun-
gen mit den häufigsten Nebenwirkungen
Diarrhö, Neutropenie, Fatigue im Abe-
maciclib-Arm und Arthralgie, Hitzewal-
lungen und Fatigue im Kontrollarm.
«Seit mehr als 20 Jahren haben wir kei-
nen solchen Fortschritt in der adjuvanten
Situation bei diesem Brustkrebs gese-
hen», kommentierte der Studienleiter
Prof. Stephen Johnston, London (GB),
das Ergebnis. Er geht von einem neuen
Standard in der adjuvanten Therapie bei
Hochrisikopatientinnen mit HR-positi-
vem, HER2-negativem Brustkrebs aus
und erwartet mit Spannung die weiteren
Resultate. Zudem rechnet er mit
weiteren Studien zur Verbesserung des
Nebenwirkungsprofils sowie zur Vermei-
dung einer Chemotherapie im Krank-
heitsverlauf bei diesen Hochrisikopatien-
tinnen.
I
Bärbel Hirrle Quelle: ESMO 2020 Virtual Congress 2020.
Referenz: 1. Johnston SRD, Harbeck N et al.: Abemaciclib com-
bined with endocrine therapy for the adjuvant treatment of HR+, HER2-, node-positive, high risk, early breast cancer (monarchE). ESMO 2020. Abstract LBA5_PR. plus Mediendokumentation der ESMO.
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