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JOURNAL CLUB
Uterus myomatosus/Prämenopause
Neuer GnRH-Antagonist wirkt signifikant bei starken Monatsblutungen
Bei Patientinnen mit Uterusmyomen und starken Menstruationsblutungen hat sich der orale GnRH-Antagonist Elagolix plus hormonale Add-back-Therapie als sehr wirksam erwiesen. Die Blutungsstärke unter dem Verum wurde signifikant gegenüber Plazebo verringert, die Add-back-Therapie minderte deutlich den antiöstrogenen Effekt des GnRH-Antagonisten. Das ergaben zwei plazebokontrollierte, doppelblinde Phase-III-Studien über je sechs Monate.
Myome sind hormonabhängige benigne Tumoren der Uterusmuskulatur und bei etwa der Hälfte der betroffenen Frauen symptomatisch. Hauptsymptom sind schwere Menstruationsblutungen, welche zu einer Anämie führen können. Zu den weiteren Symptomen gehören Beckenschmerz, Harnwegs- und gastrointestinale Beschwerden, Fertilitätsstörungen und Schwangerschaftskomplikationen. Bei starken Symptomen sinkt die Lebensqualität; eine psychologische Behandlung kann erforderlich sein. Eine Therapieoption ist meist die Hysterektomie, alternativ werden orale Kontrazeptiva, Gestagene, Tranexamsäure neben verschiedenen interventionellen Behandlungen angewandt. Eine weitere Option sind GnRH-Agonisten (Depotform), die injiziert werden und mit Gestagen kombiniert werden müssen, um antiöstrogene Nebenwirkungen zu mindern. Der orale GnRH-Antagonist Elagolix (Handelsname Orilissa® in den USA) zeigte in ersten Studien eine schnelle, reversible Suppression der Gonadotropine und der ovariellen Sexualhormone sowie gleichzeitig eine deutliche Verringerung der Blutungsstärke bei symptomatischen Myompatientinnen. Bei alleiniger Gabe ist das Medikament mit antiöstrogenen Nebenwirkungen (vasomotorische Symptome, abnehmende Knochendichte
u.a.) assoziiert, deshalb wird eine hormonelle Add-back-Therapie zu Minderung empfohlen.
Zwei doppelblinde, plazebokontrollierte Studien mit 800 Patientinnen
Zwei Phase-III-Studien mit identischem Design (Elaris Uterine Fibroids 1 and 2 [UF-1, n = 413, und UF-2, n = 378]) untersuchten an 76 Zentren in den USA randomisiert über je 6 Monate Wirksamkeit und Verträglichkeit von Elagolix (300 mg 2 × täglich), kombiniert mit hormonaler Add-back-Therapie (Estradiol 1 mg und Norethindronacetat 0,5 mg) bei Frauen mit Uterusmyom-assoziierten starken Monatsblutungen. Eine Gruppe erhielt ausschliesslich Elagolix, um den Effekt der Add-back-Therapie auf die östrogenreduzierende Wirkung des GnRHAntagonisten zu erkennen. Primärer Endpunkt war der Verlust des menstruellen Bluts auf weniger als 80 ml im letzten Studienmonat respektive die Verringerung des Blutverlusts um die Hälfte seit Studienbeginn.
Bei rund zwei Dritteln signifikante Verringerung der Blutungsstärke
In der Studie UF-1 wurde der primäre Endpunkt von 68,5% (von 206 Frauen) er-
reicht, in der Studie UF-2 von 76,5% (von
189 Frauen). Diese Frauen erhielten Ela-
golix plus Add-back-Therapie. In den
Plazebogruppen wurde der primäre End-
punkt von 8,7% (von 102 Frauen) respek-
tive von 10% (von 94 Frauen) erreicht. Die
Unterschiede waren hoch signifikant. In
der Elagolix-alone-Gruppe betrugen die
Anteile 84,1% (104 Frauen) und 77% (95
Frauen). Neben der Reduktion der Blu-
tungsstärke insgesamt war die Zahl der
Frauen, die von der Hormontherapie
profitierten, signifikant höher. In der Fol-
ge wurde ein Anstieg der Hämoglobin-
spiegel und der Serumlipide festgestellt.
Bei Studienende hatte die Hälfte der Pa-
tientinnen eine Amenorrhö (48,1% in
UF-1 und 52,9% in UF-2 vs. 4% bzw. 5%).
Hitzewallungen traten in beiden Studien
signifikant häufiger unter Elagolix plus
Add-back-Therapie als unter Plazebo
(8,8% bzw. 4%) auf. Bezüglich Knochen-
dichte zeigte sich in den 6 Monaten kein
signifikanter Unterschied zwischen den
Gruppen Elagolix + Add-back-Therapie
und Plazebo, unter alleiniger Elagolix-
Gabe aber eine Abnahme der Knochen-
dichte. Im Fragebogen zur Lebensqua-
lität gaben 33,2% respektive 41,4% in
den Elagolix + Add-back-Therapie-Kol-
lektiven eine deutliche Symptomver-
besserung an (vs. 4% bzw. 5% in den
Plazebogruppen). Beabsichtigt ist die
Verlängerung der Studien auf 12 Monate
zur Untersuchung der Langzeitwirkun-
gen.
I
Bärbel Hirrle
Quelle: Schlaff WD, Ackerman RT, et al.: Elagolix for heavy menstrual bleeding in women with uterine fibroids. N Engl J Med. 2020; 382: 328–340.
GYNÄKOLOGIE 4/2020
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