Transkript
News & Views
Antibiotikaresistenzen in der Schweiz: aktueller Stand und Massnahmen
Die Zunahme von Resistenzen gegen Antibiotika stellt die Medizin vor grosse Herausforderungen. Eine schnelle, präzise Diagnostik sowie klare Leitlinien für die Therapie sollen dazu beitragen, Antibiotika gezielter einzusetzen. Eine Veranstaltung im Labormedizinischen Zentrum Dr. Risch informierte über aktuelle Strategien, daran schloss sich eine Podiumsdiskussion unter Vertretern aus Politik und Medizin an.
Antibiotika gehören bekannterweise zu den wertvollsten Medikamenten und retten täglich viele Leben. Seit Jahren entwickeln sich aufgrund unsachgemässer und übermässiger Verabreichung zunehmend Resistenzen gegen Antibiotika.
«Nationale Strategie Antibiotikaresistenzen»
Im November 2015 hat der Bundesrat daher die «Nationale Strategie Antibiotikaresistenzen» (StAR) verabschiedet, um die Entstehung neuer Resistenzen zu verhindern sowie deren Übertragung und Verbreitung einzuschränken. Nationalrätin Ruth Humbel (CVP/AG) betonte: «Die Lancierung der Strategie war ein längst überfälliger Schritt gegen die Gefahren durch multiresistente Keime in der Schweiz. Es ist ein umfassender Onehealth-Ansatz notwendig, der sowohl die Human- als auch die Veterinärmedizin und den Umweltschutz miteinbezieht.» Die StAR sei auf gutem Kurs; ein Grossteil der geplanten 35 Massnahmen sei bereits in der Umsetzung und die Zusam-
menarbeit aller Beteiligten vorbildlich. Laut Humbel lagen 2017 die Schwerpunkte der Strategie auf der Überwachung von Resistenzen – vorangetrieben durch den Ausbau des Schweizer Zentrums für Antibiotikaresistenzen (anresis.ch) und der Eröffnung eines nationalen Referenzlabors. Daneben wurden die Forschung ausgebaut und die Prävention von Resistenzen intensiviert. Der Infektiologe PD Dr. Markus Hilty zeigte auf, dass anresis.ch durch Überwachung und Sammlung von Resistenzdaten die Wirksamkeit von Antibiotika auch für die nächste Generation sichern möchte: «Resistenztrends und häufiger Antibiotikakonsum müssen frühzeitig bekanntgemacht werden. Nur so können Probleme rechtzeitig erkannt und entsprechende Massnahmen eingeleitet werden.»
Datenerhebung in der ambulanten Behandlung
Prof. Dr. med. Dieter Conen, Präsident der Stiftung Patientensicherheit Schweiz,
ergänzte in der Podiumdiskussion, dass
die Spitalhygiene inzwischen viel Auf-
merksamkeit bekomme und nun ent-
sprechende Massnahmen beim Hausarzt
und in der Pflege zu fordern seien.
Während sich viele Patienten der Brisanz
um Antibiotikaresistenzen bereits be-
wusst seien, verschrieben Ärzte zu häufig
unvorsichtig Antibiotika. Prof. Conen for-
dert daher ein Umdenken: Nur bei Not-
fällen sollen unverzüglich Antibiotika
abgegeben werden. Sonst gelte es, zu-
nächst den Keim und eventuelle Resis-
tenzen zu bestimmen, bevor dann ein
zielgerichtetes Antibiotikum zum Einsatz
kommt. Markus Hilty betonte: «Die Ge-
schwindigkeit ist entscheidend.» Der La-
bormedizin komme daher eine grosse
Bedeutung zu. Schnellere Diagnosen sei-
en zu fördern, um diese Chance effektiv
nutzen zu können.
I
hir Quelle: Veranstaltung: Antibiotikaresistenzen in der Schweiz: Was können wir tun? Labormedizinisches Zentrum Dr. Risch. Köniz-Liebefeld. 25. Oktober 2017.
Weitere Informationen zur Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) sind auf der Website des Bundes abrufbar (www.star.admin.ch). Informationen zur Tätigkeit von anresis.ch, dem Schweizerischen Zentrum für Antibiotikaresistenzen, gibt es unter www.anresis.ch. Das «labormedizinische zentrum Dr Risch» gehört zu den führenden Dienstleistern der Labormedizin und ist an 16 Standorten in der Schweiz und in Liechtenstein präsent.
30 GYNÄKOLOGIE 5/2017