Transkript
EDITORIAL
D as Wochenbett ist ein medizinisch oft etwas vernachlässigtes Thema. Aber gerade in einer Zeit, in welcher die Aufenthaltsdauer in der Klinik nach Spontangeburt oder Sectio zunehmend kürzer wird, werden Früherkennung und korrekte Behandlung von Pathologien im Wochenbett zunehmend wichtiger. In dieser Ausgabe der GYNÄKOLOGIE haben wir uns daher einige wichtige Themen des Wochenbetts zu Herzen genommen.
Postpartale Inkontinenz und ... Miktionsstörungen im Wochenbett sind häufig, werden aber in der Praxis oft unterschätzt und unter-
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
therapiert. Stefan Mohr und Anda P. Radan gehen in ihrem Artikel auf Präventionsmöglichkeiten und auf den Harnverhalt (respektive die Harnretention) ein. Gerade Letztere sind als ernsthafte Komplikationen anzusehen und müssen möglichst früh diagnostiziert und therapiert werden. Eigene Untersuchungen am Inselspital weisen auf eine erhöhte Rate an Chronifizierungen hin, wenn nicht frühzeitig interveniert wurde.
Management von Stillpathologien Rosemarie Burian erläutert neue schweizerische Studiendaten, nach denen trotz hoher genereller Stillrate nur gerade 3 Monate ausschliesslich gestillt wird und nach rund 7 Monaten bereits abgestillt ist. Dies hat mit der zunehmenden frühen Berufstätigkeit von jungen Müttern nach der Geburt zu tun. Trotz guter Stillförderung hierzulande sollten die weitere Aufklärung über das Verhalten des Säuglings und die Unterstützung der Mutter (auch am Arbeitsplatz!) gefördert werden und gegebenenfalls die frühzeitige Therapie erfolgen.
Postpartale Depression: eine häufige Erkrankung! Nicht immer bedeutet Mutterschaft Glückseligkeit – oft wird übersehen, dass bis zu 15% der Mütter in eine postpartale Depression verfallen, bei der Therapiebedarf besteht. Gerade wegen der Gefahr der Entwicklung schwerer Störungen der Mutter-KindBeziehung oder/und einer Suizidalität ist gemäss neusten Studien ein Routinescreeening während der Schwangerschaft und postpartal möglicherweise sinnvoll. Ankica Ging beschreibt als Leiterin der Geburtshilflich-psychiatrischen Sprechstunde an unserer Berner Frauenklinik die Symptomatik, Ätiologie, Differenzialdiagnostik und Behandlungsoptionen. Die interdisziplinäre Arbeit von Psychiatrie und Geburtshilfe sollte gerade hier einen grossen Stellenwert erhalten.
SGGG-Expertenbrief und noch mehr Ein weiteres Highlight dieser Ausgabe ist der neue Expertenbrief zur Hormonersatztherapie in der Menopause, der ausgiebig revidiert wurde und hier «frisch ab Presse» erscheint. Wichtige neue Erkenntnisse aus grossen Studien wurden integriert.
Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre viel Vergnügen.
Ihr Prof. Dr. med. Daniel Surbek
GYNÄKOLOGIE 1/2016
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