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Kongressbericht
ESMO 2014 – Jahreskongress der European Society of Medical Oncology, Madrid, 26. bis 30.9.2014
Metastasierter, HER2-positiver Brustkrebs/ finale Resultate der Studie CLEOPATRA
Die duale HER2-Blockade verlängert das Überleben um 15,7 Monate
Die Zugabe von Pertuzumab zu Trastuzumab plus Chemotherapie mit Docetaxel verlängert das Gesamtüberleben (OS) signifikant um 15,7 Monate gegenüber Trastuzumab/Docetaxel allein. Die finale Auswertung der CLEOPATRA-Studie mit einem mittleren Follow-up von 50 Monaten zeigte ein medianes OS von 56,5 Monaten. Gemäss Expertenbewertung gilt diese duale HER2-Blockade als neuer Standard in der Erstlinientherapie bei metastasiertem, HER2-positivem Brustkrebs.
An der diesjährigen ESMO-Jahrestagung wurden die Studienresultate nach durchschnittlich mehr als 4 Jahren vorgestellt: Dabei betrug das OS unter der doppelten HER2-Blockade mit Pertuzumab (Perjeta®) und Trastuzumab (Herceptin®) plus Chemotherapie (CT) 56,6 Monate, unter der Blockade mit Trastuzumab/CT allein dagegen nur 40,8 Monate (HR = 0,68; 95%-KI: 0,56–0,84; p = 0,0002). Der Überlebensvorteil bestätigte sich in allen prädefinierten Subgruppen entsprechend den früheren Auswertungen, auch das Sicherheitsprofil war wie erwartet. Aufgrund des früher bestätigten Therapiebenefits war den Patienten der Kontrollgruppe gestattet, auf die Pertuzumab/Trastuzumab/CT-Therapie zu wechseln.
Internationale, doppelblinde Vergleichsstudie
CLEOPATRA ist eine internationale, randomisierte, doppelblinde, plazebokontrollierte Phase-III-Studie, welche die Wirksamkeit und das Sicherheitsprofil von Pertuzumab, kombiniert mit Trastuzumab plus CT (Docetaxel), mit derjenigen von Plazebo plus Trastuzumab/CT beurteilte. In die Studie wurden 808 Patientinnen aufgenommen mit nicht vorbehandeltem HER2-positivem, metastasierendem Brustkrebs (mBC) oder HER2positivem mBC, der nach adjuvanter oder neoadjuvanter Vorbehandlung rezidiviert war. Primärer Endpunkt war das von einem unabhängigen Gremium beurteilte progressionsfreie Überleben (PFS). Zu den sekundären Endpunkten gehörten das
PIK3CA-Mutationen dämpfen den Nutzen der anti-HER2-Antikörper
Patienten mit HER2-positivem Brustkrebs profitieren weniger von anti-HER2-Medikamenten, wenn ihr Tumor PIK3CA-Mutationen aufweist.
Diese Erkenntnis resultierte aus einer Studie im neoadjuvanten Setting (1) bei Brustkrebs im Frühstadium und ist nach Expertenmeinung konsistent mit anderen neoadjuvanten Studien: Wahrscheinlich besteht eine Resistenz auf anti-HER2-Antikörper, wenn PIK3CA mutiert ist. Die NeoALTTO-Studie beispielsweise fand ähnliche Verteilungen von PIK3CA-Mutationen im Gesamtkollektiv wie in der Studie von Guarneri. Beide Studien wiesen ein verringertes pathologisches komplettes Ansprechen (pCR) bei Frauen mit PIK3CA-Mutationen nach, und zwar in allen Therapiearmen mit Lapatinib, Trastuzumab sowie deren Kombination. Am ausgeprägtesten war das verringerte pCR in der Kombinationsgruppe. Die klinische Bedeutung dieser Resultate wird in weiteren Studien untersucht. hir
OS, das von den Prüfärzten beurteilte PFS, das Verträglichkeitsprofil, die Gesamtansprechrate (ORR), die Ansprechdauer und die Zeit bis zur Symptomprogression. Bereits bei der ersten Analyse zeigte die doppelte HER2-Blockade mit der Studienkombination ein signifikant verlängertes PFS mit starkem Trend zum verlängerten OS. Bei der zweiten Analyse im Mai 2012 war das OS in der Studiengruppe sowohl statistisch signifikant als auch klinisch relevant verbessert, aber die medianen OS-Daten konnten noch nicht ermittelt werden.
Komplementäre
Wirkung beider
anti-HER2-Antikörper
Frühere Studien mit dem humanisierten
monoklonalen anti-HER2-Antikörper Tras-
tuzumab bei Patientinnen mit HER2-po-
sitivem metastasierendem Brustkrebs
hatten gezeigt, dass es bei zirka der Hälf-
te der Fälle zu einer Progression inner-
halb von 12 Monaten kommt. Der huma-
nisierte monoklonale Antikörper Pertu-
zumab, der an die extrazelluläre Domäne
von HER2 bindet, wirkt komplementär zu
Trastuzumab. Er hemmt die ligandenab-
hängige Dimerisierung von HER2-HER3
und reduziert die Übertragung über in-
trazelluläre Signalwege wie die Phos-
phatidylinositol-3-Kinase (PI3K/Akt).
Dr. med. Giuseppe Curigliano, Mailand/
Italien, kommentierte auf der ESMO-Jah-
restagung: «Die CLEOPATRA-Studie ver-
ändert die klinische Praxis in der Erstlinie
bei HER2-positivem mBC.»
I
Bärbel Hirrle Quelle: Swain S et al.: Final overall survival (OS) analysis from the CLEOPATRA study of first-line (1L) pertuzumab (Ptz), trastuzumab (T), and docetaxel (D) in patients (pts) with HER2-positive metastatic breast cancer (MBC). ESMO Jahrestagung 2014; Abstract: 350O_PR.
Quelle: 1. Guarneri V et al.: Activity of neoadjuvant lapatinib (L) plus trastuzumab (T) for early breast cancer (EBC) according to PIK3CA mutations: Pathological complete response (pCR) rate in the CherLOB study and pooled analysis of randomized trials. ESMO-Jahresmeeting 2014. Abstract 254O.
38 GYNÄKOLOGIE 4/2014