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Journal Club
Schwangerschaftsvorsorge
Eisensubstitution verbessert das Geburtsgewicht des Kindes
Die tägliche Eiseneinnahme in der Schwangerschaft verbessert signifikant das kindliche Geburtsgewicht und den mütterlichen Hämoglobulinstatus, und zwar bei bis zu 0,66 mg Eisen täglich in einer linearen Dosis-Response-Relation. Das ergab jetzt eine grosse Metaanalyse mit systematischem Review randomisierter Studien und prospektiver Kohortenstudien zur pränatalen Anämie. Die Eisengabe wird von den Studienleitern ausdrücklich als Präventivmassnahme für Mutter und Kind empfohlen.
Review aus dem «British Medical Journal»
Die zahlreichen Beobachtungsstudien zum Eisenmangel bei Schwangeren liessen bisher zwar auf eine Assoziation zwischen pränataler Anämie und dem Risiko für Frühgeburtlichkeit schliessen, inwieweit sich aber die Eisengabe günstig auf Frühgeburtlichkeit, Geburtsgewicht, insbesondere bei entsprechend erhöhten Risiken und weiteren Gesundheitsrisiken auswirkt, blieb unklar. Die Studienleiter unternahmen daher eine umfassende Analyse der bis Mai 2012 in den Datenbanken PubMed und Embase gelisteten randomisierten Studien, Reviewartikel und prospektiven Kohortenstudien zur pränatalen Anämie. Ausgeschlossen wurden Querschnittsund Fallkontrollstudien. In die aktuelle Analyse wurden 48 randomisierte Studien mit rund 17 800 Frauen sowie 44 Kohortenstudien mit fast 1 852 000 Frauen eingeschlossen. Die Studien untersuchten den Gesamteffekt der Eisen- mit oder ohne Folsäuresubstitution (Ausschluss solcher mit Multivitamingaben) auf den mütterlichen Hämoglobulinstatus und auf die Morbidität sowie auf das Neugeborenengewicht und die Frühgeburtlichkeit, auch hinsichtlich einer Dosis-Wirkungs-Beziehung.
Resultate
Eisengabe verringert mütterliche und kindliche Risiken Die Eisengabe erhöhte die mütterliche Hämoglobinkonzentration um median 4,59 g/l (95%-KI: 3,72–5,46) verglichen mit den Kontrollen. Dabei reduzierte die Substitution signifikant I das Anämierisiko (relatives Risiko, RR:
0,50; 0,42–0,59) I den Eisenmangel (RR: 0,59; 0,46–0,79) I die Eisenmangelanämie (RR: 0,40;
0,26–0,60) I ein niedriges Geburtsgewicht (RR:
0,81; 0,71–0,93). Ebenfalls verringert, jedoch nicht signifikant, wurde das relative Risiko für Frühgeburtlichkeit durch die Eisensubstitution (RR: 0,84; 0,68–1,03). Auf der anderen Seite zeigte sich, dass bei manifester mütterlicher Anämie im ersten oder zweiten Schwangerschaftstrimester ein signifikant höheres Risiko für niedriges Geburtsgewicht sowie für Frühgeburtlichkeit besteht, so die Analyseresultate der Kohortenstudien.
Lineare Dosis-Wirkungs-Relationen Die Exposition-Response-Analyse ergab, dass pro 10-mg-Anstieg der täglichen Eisendosis – bis zur Dosis von 66 mg täglich – das relative Risiko für mütterliche
Anämie verringert wird (RR: 0,88; 0,84– 0,92). Das Geburtsgewicht erhöhte sich entsprechend um median 15,1 g (6,0– 24,2 g), und das Risiko für ein niedriges Geburtgewicht verringerte sich um 3% (RR 0,97; 0,95–0,98) – bei jedem 10-mgAnstieg der täglichen Eisendosis. Die Dauer der Eiseneinnahme war nicht signifikant mit diesen Ergebnissen verbunden. Bezogen auf den mütterlichen Hämoglobulinspiegel war der gleiche lineare Trend zu beobachten: Pro Anstieg um 1 g/l des mittleren Hb-Werts stieg das Geburtsgewicht um 14,0 g (6,8–21,8), allerdings war der mediane Hb-Wert nicht mit der Gefährdung für ein niedriges Geburtsgewicht und Frühgeburtlichkeit verbunden.
Folgerungen
Die Autoren schliessen, dass diese breite
Studienanalyse die Evidenz des präventi-
ven Effekts der ausreichenden Eisensub-
stitution bei Schwangeren belegt. Der
verbesserte hämatologische Status in
der Schwangerschaft schützt zudem vor
schweren Folgen bei möglichen vor- und
postpartalen Blutungen. Eisenmangel
gehöre zu den vermeidbaren Risikofak-
toren, und der Ausgleich müsse in die
Vorsorgeprogramme für Schwangere,
gerade auch in einkommensschwachen
Ländern, fest integriert sein, wo Eisen-
mangel sehr häufig auftrete, so die
Schlussfolgerung.
I
Bärbel Hirrle
Quelle: Haider B A et al: Anaemia, prenatal iron use, and risk of adverse pregnancy outcomes: systematic review and meta-analysis. Brit Med J 2013; 346: 3443.