Transkript
EDITORIAL
Schwerpunkt: Kontrazeption heute
K aum ein anderes Medikament hat einen solchen gesellschaftlichen Einfluss gehabt wie die Pille. Ursprünglich wurde sie als reines Kontrazeptivum entwickelt und hat sich dabei bestens bewährt. Pharmakologische Modifikationen eröffneten dann neue Applikationsformen und auch neue Anwendungsbereiche durch die positiven Effekte auf die Haut, das Haar, die Blutungsstörungen und das prämenstruelle Syndrom, um nur einige zu nennen.
Individualisierte Verordnung Sind hormonelle Kontrazeptiva in all ihren Variationen somit die Lösung für (fast) alle
Die Pille: ein Segen für die Frau – oder?
Nöte der Frau – und das ganz ohne Einschränkungen? Schön wärs. Die teilweise sicherlich überhitzte Diskussion in den Medien hat der Öffentlichkeit einmal mehr demonstriert, dass die zweifelsohne sehr nützlichen hormonellen Kontrazeptiva auch Risiken haben. Unsere ärztliche Aufgabe ist nun, deutlich zu machen, dass eine Verschreibung nicht nach dem Giesskannenprinzip erfolgen darf, sondern individualisiert erfolgen muss. Anstelle einer wenig hilfreichen, oft an Polemik grenzenden Berichterstattung wollen wir mit dieser Ausgabe der GYNÄKOLOGIE eine sachliche Diskussion erreichen, basierend auf wissenschaftlich fundierten Fakten.
Von der Sicht der Frauen bis zum SGGG-Expertenbrief Die Kontrazeptiva aus Sicht der Frauen: Prof. Christian Egarter stellt die Ergebnisse der Studie CHOICE vor, die internationale Unterschiede bei der Wahl hormoneller Kontrazeptiva nach einer ausführlichen ärztlichen Aufklärung beschreibt.
PD Dr. Gabriele Merki-Feld geht auf die Verwendung hormoneller Kontrazeptiva in der Adoleszenz ein und diskutiert auch die neuen Estradiol-haltigen Pillen. In jüngeren Jahren stehen teilweise ganz andere Faktoren bei der Wahl des Kontrazeptivums im Vordergrund, nämlich die Aufklärung über das Risiko sexuell übertragbarer Erkrankungen und eine potenziell mangelnde Compliance, die eine besonders leicht handhabbare Kontrazeption erfordert. Die Themen Libido und Pille betreffen alle Alterslagen. Reduziert die Pille nun die Libido oder doch nicht? Prof. Hans-Joachim Ahrendt gibt in seinem Artikel zum Thema auch Empfehlungen, was zu tun ist, wenn Frauen über eine zu geringe Libido unter der Pille klagen. Zum derzeit heikelsten Thema – Pille und Thromboserisiko – haben wir mit Prof. Christoph Meier einen Spezialisten gewinnen können, der differenziert die Fakten auf den Tisch legt. Ergänzt wird dieser Artikel durch den aktualisierten Expertenbrief «Thromboembolierisiko unter hormonaler Kontrazeption», der Ihnen mehr Klarheit und Sicherheit bei der Verschreibung von hormonellen Kontrazeptiva geben wird.
Wir wünschen allen eine gute und klärende Lektüre,
Michael von Wolff und Petra Stute
GYNÄKOLOGIE 4/2013
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