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Kongressberichte
49th Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology (ASCO), Chicago, 31. Mai bis 4. Juni 2013
Prämenopausaler Brustkrebs im Frühstadium
AusgedehnteTamoxifengabe verlängert die Lebenserwartung
Die verlängerte adjuvante Behandlung mit Tamoxifen über 10 Jahre bei prämenopausalen Frauen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs reduziert das Rückfallund Todesrisiko um 25% gegenüber der meist angewandten Therapie über 5 Jahre.
Dieses Ergebnis der randomisierten Phase-III-Studie aTTom stellte Dr. Richard G. Gray, Oxford/Grossbritannien, an einer Plenarsitzung der ASCO-Jahrestagung vor. Der Studienleiter schätzt, dass das Resultat weltweite Auswirkungen auf die klinische Praxis in der adjuvanten Hormontherapie mit Tamoxifen bei prämenopausalen Brustkrebspatientinnen haben wird. Obwohl die unerwünschten Begleitwirkungen mit der Tamoxifengabe über die lange Einnahmedauer zunehmen, überwiegt der Therapienutzen die potenziellen Risiken. Die Studie bestätigt die Resultate der kürzlich im «Lancet» publizierten Studie ATLAS.
Die zweite Dekade nach der Diagnose ist bedeutsam
Zwischen 1991 und 2005 wurden knapp 7000 prämenopausale Frauen in Grossbritannien, die 5 Jahre adjuvant Tamoxifen nach der Brustkrebsoperation eingenommen hatten, randomisiert: Sie erhielten entweder das Antihormon für weitere 5 Jahre oder beendeten die Behandlung. Jährlich fanden Kontrollen statt, um Compliance, Auftreten eines Rezidivs,
Hospitalisierung und Todesfälle zu dokumentieren. Die Compliance war mit 75% in der 10-Jahres-Gruppe gut. In der Nachbeobachtung über mehr als 10 Jahre (teilweise 20 Jahre) von rund 5000 Frauen zeigte sich eine niedrigere Brustkrebsrezidivrate unter 10 Jahren Therapie, und zwar von 16,7% versus 19,3%. Die lange Therapiedauer reduzierte ebenfalls das brustkrebsbedingte Todesrisiko. Dabei waren kaum Auswirkungen der Therapiedauer auf die Rezidiv- und die Mortalitätsrate in den ersten 5 bis 9 Jahren nach der Diagnose zu beobachten. In der zweiten Dekade nach der Diagnose hatten dann aber die Frauen unter 10 Jahre Tamoxifen eine um 25% verringerte Rezidivrate und eine um 23% verringerte brustkrebsbedingte Mortalitätsrate verglichen mit den Frauen, die Tamoxifen nach 5 Jahren abgesetzt hatten. «Diese Landmarkstudie bestätigt die Resultate der ATLAS-Studie, die ebenfalls für die auf 10 Jahre verlängerte Tamoxifentherapie bei prämenopausalen Frauen spricht», konstatierte der Referent. Insbesondere für junge Frauen mit hohem Rezidivrisiko werden sich die Empfehlungen ändern.
Risiko schwerer Nebenwirkungen vergleichbar gering
Bekannt ist, dass unter Tamoxifen kli-
makterische Symptome wie Nacht-
schweiss und Hitzewallungen auftreten.
Zu den seltenen, aber schweren Neben-
wirkungen gehören Endometriumkrebs,
Thrombose und Apoplex. Im Beobach-
tungszeitraum wurden unter 10 Jahre Ta-
moxifen aber keine erhöhte Apoplex-In-
zidenz festgestellt, dagegen vermehrt
Endometriumkrebsfälle, meist im Früh-
stadium diagnostiziert, beobachtet. Die
Studienärzte schätzen das Risiko bei den
prämenopausalen Frauen dennoch rela-
tiv gering ein: Einem auf Endometrium-
krebs bezogener Todesfall, der auf die
Tamoxifenlangzeittherapie zurückzu-
führen sei, stünden 30 verhinderte Todes-
fälle durch Brustkrebs gegenüber.
Die Tamoxifenlangzeitgabe über 10 Jah-
re «zahlt» sich nach weiteren Berechnun-
gen aus: Gegenüber prämenopausalen
Patientinnen, die gar keine adjuvante Ta-
moxifentherapie erhalten, wird das
brustkrebsbedingte Mortalitätsrisiko um
ein Drittel in den ersten 10 Jahren nach
Brustkrebsdiagnose gesenkt und in den
Jahren danach um die Hälfte.
I
hir
Referenzen: Gray, RG et al.: aTTom: Long-term effects of continuing adjuvant tamoxifen to 10 years versus stopping at 5 in 6953 women with early breast cancer. ASCO Annual Proceedings 2013, Abstract #5.
Fortgeschrittenes Ovarialkarzinom
Erhaltungstherapie mit Pazopanib verzögert Rezidive
Bei Frauen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom verlängert die Erhaltungstherapie mit dem Multikinasehemmer Pazopanib (Votrient®), nach initialer Chemotherapie verabreicht, das mediane krankheitsfreie Überleben um 5,6 Monate verglichen mit Plazebo.
Studienleiter Prof. Andreas du Bois, Es- sultat der Phase-III-Studie: «Unsere Ersen/Deutschland, kommentierte das Re- gebnisse zeigen, dass wir endlich ein Me-
dikament besitzen, das die Kontrolle über das gebremste Tumorwachstum, welche durch Ersttherapien erreicht wurde, halten kann. Wenn Pazopanib für Ovarialtumoren zugelassen ist, können die betroffenen Patientinnen längere krankheits- und chemotherapiefreie Zeiten erreichen.» Pazopanib ist ein oraler Multikinasehemmer von VEGFR-1, -2, -3,
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PDGFR-α und -β sowie c-Kit. Präklinische und erste klinische Studien haben die klinische Wirksamkeit der Hemmung des VEGF(R) und PDGF(R) als wichtige Zielrezeptoren bei Ovarialkrebs gezeigt. (Derzeit ist in der EU und der Schweiz Pazotinib bei fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom und bei Weichteilsarkom nach Vortherapie zugelassen.)
Randomisierte, doppelblinde Phase-III-Studie
In der Studie wurden 940 Patientinnen mit Ovarial-, Eileiter- oder primärem Peritonealkrebs im Stadium III/IV randomisiert für eine tägliche orale Therapie mit Pazopanib respektive Plazebo während 24 Monaten. Alle Frauen hatten zuvor eine chirurgische Therapie und fünf oder mehr Chemotherapiezyklen erhalten, durch welche ein stabiler Krankheitszustand erreicht wurde. Primärer Endpunkt
war das PFS nach RECIST-Kriterien; zu den sekundären Endpunkten gehörten Sicherheit und Lebensqualität. Im durchschnittlich 24-monatigen Follow-up kam es zu einer mittleren Zeitdauer bis zum Fortschreiten der Krankheit (bzw. PFS) von 17,9 Monaten unter Pazopanib (vs. 12,3 Mo. unter Plazebo). Das PFS unter der Erhaltungstherapie mit Pazopanib war damit statistisch signifikant verbessert und klinisch bedeutsam. Die Daten zum Gesamtüberleben waren noch nicht «reif» für die Auswertung (Tumorüberlebende bis heute). Das Toxizitätsprofil entsprach den Erwartungen aus früheren Studien.
Bei 70% kommt es bei fortgeschrittener Krankheit zum Rezidiv
Der Referent betonte, dass das fortgeschrittene Ovarialkarzinom eine sehr ag-
gressive Krankheit mit einer Heilungsrate von gerade 20 bis 25% sei. Trotz initialer Chirurgie und Chemotherapie erleiden rund 70% der Patientinnen ein Rezidiv, die Hälfte im ersten Jahr nach Abschluss der initialen Therapie. Bis anhin gibt es noch keinen Test, der das Rückfallrisiko voraussagt, daher hat die Erhaltungstherapie für die meisten Betroffenen grosse Bedeutung. Das Ovarialkarzinom ist die fünfthäufigste Ursache für krebsbedingten Tod bei Frauen in den entwickelten Ländern. I
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Referenz: Andreas Du Bois, A et al.: Randomized, double-blind, phase III trial of pazopanib versus placebo in women who have not progressed after first-line chemotherapy for advanced epithelial ovarian, fallopian tube, or primary peritoneal cancer (AEOC): results of an international Intergroup trial (AGO-OVAR16). ASCO Annual Proceedings 2013, Abstract #LBA5503.
Metastasiertes, rezidiviertes Zervixkarzinom
Erstmals verbessert biologischeTherapie signifikant das Überleben
Die Zugabe von Bevacizumab (Avastin®) zur Standardchemotherapie verlängert signifikant das Gesamtüberleben – um median 4 Monate versus Chemotherapie allein – bei Frauen mit fortgeschrittenem Zervixkarzinom.
Dies ergab eine randomisierte Phase-IIIVergleichsstudie, welche zwei verschiedene Chemotherapieregime mit und ohne Bevacizumab untersuchte. Erstmals hat damit bei dieser Indikation eine zielgerichtete Therapie – durch Blockierung der Tumorangiogenese – lebensverlängernd gewirkt. Studienautor Prof. Krishnansu Sujata Tewari, Kalifornien, erinnerte daran, dass Chemotherapieregime bei fortgeschrittenem Zervikalkrebs wenig effektiv seien und mit der Zugabe von
Bevacizumab nun ein wichtiger Schritt für ein verlängertes Überleben gegeben sei.
Mit Chemotherapie allein kaum Fortschritt
In der 4-armigen Studie wurden 452 Frauen mit rezidiviertem, metastasiertem Zervixkarzinom randomisiert: Sie erhielten als Chemotherapie das Regime Cisplatin plus Paclitaxel oder das Regime Topotecan plus Paclitaxel, jeweils mit und ohne Bevacizumab.
Unter den beiden Chemotherapieregi-
men zeigte sich kein signifikanter Unter-
schied in der Überlebenskurve. In den
Therapiearmen mit Bevacizumab betrug
das mittlere Gesamtüberleben dagegen
17,0 Monate (vs. 13,3 Mo. unter Chemo-
therapie allein). Auch die Tumor-
schrumpfraten waren höher unter Beva-
cizumab (48 vs. 36%), und die mediane
Ansprechdauer war länger.
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Referenz: Tewari KS et al.: Incorporation of bevacizumab in the treatment of recurrent and metastatic cervical cancer: A phase III randomized trial of the Gynecologic Oncology Group. ASCO 2013 Proceedings Abstract #3.
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