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Journal Club
Menstruation/Menorrhagie
Gestagenspirale mindert signifikant Menorrhagien
Bei starken, überlangen Menstruationsblutungen (Menorrhagien) werden verschiedene, meist medikamentöse Therapien, darunter Progesteron und Mefaminsäure, verordnet, ohne dass ein klarer Wirksamkeitsnachweis vorliegt. Jetzt zeigte eine grosse, randomisierte Vergleichsstudie über zwei Jahre, dass die Anwendung der Levonorgestrelhaltigen Spirale (Mirena®) einen stärkeren Wirkeffekt mit signifikant verbesserter Lebensqualität hat.
Review aus New England Journal of Medicine
Menorrhogie ist ein sehr häufiger Konsultationsgrund in der Grundversorgerpraxis, 18 bis 20% der diesbezüglichen Frauenarztkonsultationen werden für Grossbritannien und die USA angegeben. Rund 5% der Frauen zwischen 25 und 44 Jahren beklagen sehr starke Monatsblutungen, die zwar nicht immer eindeutig objektivierbar sind, aber doch ein beeinträchtigtes körperliches und psychisches Befinden mit Auswirkungen auf das soziale Leben mit sich bringen. Oft ist parallel eine orale Eisengabe erforderlich. Neben verschiedenen hormonalen und nicht hormonalen (sowie chirurgischen) Optionen kommt bei dieser Indikation das als Kontrazeptivum entwickelte Levonorgestrel-abgebende Intrauterinsystem (IUS) Mirena® zum Einsatz, da es als Begleitwirkung starke Menstruationsblutungen vermindert. Die Therapieempfehlung beruht bis heute auf limitierter Evidenz aufgrund von neun kleinen Studien mit einem Follow-up von nur 3 bis 12 Monaten.
Vergleichstudie über zwei Jahre
Zur Prüfung der Langzeitwirkung auf Menorrhagie, der Akzeptanz des IUS sowie der beurteilten Lebensqualität im Ver-
gleich zu anderen Therapien führten die britischen Studienärzte die randomisierte, multizentrische Studie ECLIPSE durch. An 63 Zentren (Grundversorgerpraxen) in Grossbritannien wurden 571 Menorrhagiepatientinnen im Alter zwischen 25 und 50 Jahren randomisiert. Sie erhielten entweder das LevonorgestrelIUS oder eine meist orale Medikation (Tranexamsäure, Mefenaminsäure, Östrogen/ Progesteron-Kombination oder Progesteron allein). Primärer Endpunkt war die von den Frauen beurteilte Lebensqualität, gemessen mittels Veränderungen im MMAS (Menorrhalgia Multi Attribute Score) mit einer Skala von 0 (starke Einschränkung) bis 100 (keine Beeinträchtigung) über einen Zeitraum von zwei Jahren. Sekundäre Endpunkte umfassten die generelle Lebensqualität, sexuelle Aktivität sowie die Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention. Der Nachbeobachtungszeitraum betrug zwei Jahre.
Deutlich verbesserter Langzeiteffekt auf das Befinden unter dem IUS
Der MMAS-Score verbesserte sich in den ersten 6 Monaten sowohl in der IUS- als auch in der Medikamentengruppe (32,7 vs. 21,4 Punkte, p < 0,001 in beiden
Gruppen). Der Effekt blieb während
der zwei Jahre bestehen, war aber mit ei-
ner Differenz von 13,4 Punkten in der IUS-
Gruppe signifikant stärker ausgeprägt
(p < 0,001). Die Verbesserung war in allen
MMAS-Domänen (praktische Anwen-
dung, Sozialleben, Familienleben, Ar-
beits- und Alltagsroutine, psychisches
Wohlbefinden und körperliche Gesund-
heit) in der IUS-Gruppe signifikant stär-
ker.
Zudem wurde die Behandlung in der
Studiengruppe von signifikant mehr
Frauen beibehalten als in der Medika-
mentengruppe (64 vs. 38%, p < 0,001).
Bei den Kriterien – Notwendigkeit ei-
ner chirurgischen Intervention, sexuelle
Aktivität – und bei den Nebenwirkungen
zeigten sich keine signifikanten Unter-
schiede.
Subgruppenanalysen zeigten, dass Pati-
entinnen mit einem BMI über 25 mehr als
die sehr schlanken Frauen (BMI < 25)
profitierten.
Die Autoren folgern, dass für Menorrha-
giepatientinnen die Levonorgestrel-Spi-
rale den konventionellen medikamentö-
sen Therapien deutlich überlegen ist,
und zwar hinsichtlich der von den Frauen
beurteilten Verbesserung der Lebens-
qualität infolge der Blutungsminderung.
Die Stärke dieser Studie liegt in der
2-jährigen Beobachtungszeit sowie im
multizentrischen Design, wie die Autoren
betonen.
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Bärbel Hirrle
Quellen:
Gupta J, Kai J, et al. (ECLIPSE Trial Collaborative Group): Levonorgestrel Intrauterine System versus Medical Therapy for Menorrhagia. N Engl J Med 2013; 368: 128-37.
Espey, E: Levonorgestrel Intrauterine System – first line therapy for heavy menstrual bleeding. Editorial. N Engl J Med 2013; 368: 184-85.
GYNÄKOLOGIE 2/2013
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