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SERIE PRÄNATALDIAGNOSTIK
Nr. 5: Sono-Update
Angeborene Formvarianten des Uterus
Angeborene uterine Fehlbildungen sind oft asymptomatisch und bleiben unerkannt, bis zum Beispiel eine Schwangerschaft geplant wird oder kompliziert verläuft.
Eine gebräuchliche Klassifikation angeborener uteriner Malformation stammt von der American Fertility Society (AFS; siehe Abbildung). Die Untersuchung auf uterine Formanomalien kann mit 1. 2-D-Ultraschall; 2. 3-D-Ultraschall oder 3. Kernspintomografie (MRI) erfolgen. Für die 3-D-Ultraschalluntersuchung werden transabdominal und transvaginal aufgenommene Volumenblöcke standardisiert ausgerichtet und beurteilt.
Studienresultate zum Aussagewert der diagnostischen Methode Betrachtet man nur Patientinnen, bei denen ein intraoperativer Befund auf eine Uterusformanomalie erhoben wurde (Hysteroskopie und Laparoskopie; Verfahren zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose bezeichnet als Goldstandard), ist die Wertigkeit der drei genannten Methoden zur weiteren Differenzierung vergleichbar ähnlich. Befunde aus einem typischen Kollektiv von Frauen mit überwiegend angeborenen uterinen Fehlbildungen sind in der Tabelle beschrieben: Die häufigste echte Anomalie ist gemäss der Literatur der Uterus subseptus. Der Uterus septus ist
seltener, Uterus bicornis (unicollis) und Uterus didelphys (bicornis bicollis) sind demnach Raritäten. In der Gruppe der Frauen, bei denen sowohl die 2-D-Ultraschall- als auch die MRI-Untersuchung und dann die intraoperative Bestätigung erfolgte, lag die Übereinstimmung sowohl zwischen Sonografie und intraoperativem Befund als auch zwischen MRI und intraoperativem Befund (nur) bei 60%. Verglich man allerdings Patientinnen, bei denen zusätzlich präoperativ auch eine 3-D-Ultraschalluntersuchung erfolgt war, fand sich in allen Fällen eine Übereinstimmung zwischen dem 3-D-US-Befund und dem intraoperativen Befund. Hingegen klassifizierte die MRI nur die Hälfte der Fälle korrekt. MRI-Fehldiagnosen umfassten beispielsweise «Didelphys statt Subseptus» und «Didelphys statt Bicornis». Solche Studien bestätigen, dass es sich bei der 3-D-Ultraschalluntersuchung um
In einer mehrteiligen Serie stellt Prof. Dr. med. Boris Tutschek Fallberichte aus seiner Sprechstunde für die praxisorientierte Fortbildung vor.
eine sehr zuverlässige diagnostische Me-
thode für uterine Fehlbildungen handelt.
In geübten Händen erfordert die 3-D-Un-
tersuchung nach der Datenaufnahme von
wenigen Sekunden nur eine kurze Nach-
bearbeitung.
Damit bringt der 3-D-Ultraschall die bild-
gebende Diagnostik der angeborenen
uterinen Fehlbildungen wieder in die
Hände der Gynäkologinnen und Gynäko-
logen und vermeidet aufwendigere und
nicht unbedingt genauere Untersuchun-
gen wie zum Bespiel das MRI.
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Prof. Dr. med. Boris Tutschek Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern E-Mail: tutschek@me.com
Literatur beim Verfasser.
Tabelle:
Befunde von Frauen mit Verdacht auf angeborene uterine Fehlbildungen
Beachte: Fälle mit Uterus arcuatus wurden zuvor ausgeschlossen.
Uterus subseptus Uterus septus Unicornis, non communicating Uterus didelphys
66% 13% 11% 11%
Abbildung: Angeborene uterine Fehlbildungen: Klassifikation der American Fertility Society (AFS)
30 GYNÄKOLOGIE 4/2012