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FORUM
Ein Statement zur Vorreiterrolle der SGGG:
Better-Aging-Medizin – eine Aufgabe der Frauenmedizin
Alle reden von Prävention, Anti- und Better-Aging ist in vieler Munde. Gesundheitsfunktionäre bekennen sich immer mehr zur «Vorsorgemedizin» – praktiziert wird in aller Regel die altbekannte «Reparaturmedizin». Krankenkassen bezeichnen sich mittlerweile werbewirksam als «Gesundheitskassen», zahlen tun sie dennoch kaum für den Erhalt von Gesundheit, sondern für die Behandlung von Krankheiten. Vor diesem Hintergrund nimmt die gynécologie suisse SGGG mit ihrem Aufgabenspektrum eine Vorreiterrolle ein.
MARIO LITSCHGI
Wir alle wissen: Der Weg für eine gesunde alternde Bevölkerung ist nur über den Weg der erweiterten Form der Prävention, sprich «Better-Aging», möglich. Der Gebrauch des Begriffs «Anti-Aging» ist «inflationär» geworden und wird mehr und mehr von einer Branche besetzt, die mit Medizin im engeren Sinne nicht allzu viel zu tun hat: der kosmetischen Industrie. Fast jeder Feuchtigkeitsspender wird inzwischen mit dem Attribut «AntiAging» beworben und vermarktet. Als frauenmedizinisch tätige Ärzte müssen wir uns dennoch nicht komplett von der ästhetischen Anti-Aging-Medizin abgrenzen. Allerdings muss für uns der Alterungsprozess insgesamt, einschliesslich der Probleme des alternden Skelettsystems, des Gehirns, der Gefässe und des Nervensystems, im Vordergrund stehen. Älterwerden lässt sich nicht verhin-
“ Als frauenmedizinisch tätige Ärzte müssen wir uns nicht komplett von der ästhetischen Anti-Aging-Medizin
abgrenzen.
”dern, wir können aber versuchen, den Al-
terungsprozess möglichst langsam zu gestalten. Ganz wichtig ist der Aspekt: «Das Alter ist weiblich». In allen hoch entwickelten Ländern leben Frauen länger als Männer und machen damit einen grösseren Anteil der Altersbevölkerung aus. Jedoch leiden Frauen häufiger an chronischen Erkrankungen und sind zu einem höhe-
ren Prozentsatz im Alter pflegebedürftig als Männer. Frauengesundheit bedeutet zudem Familiengesundheit, denn in der Regel sind Frauen und Mütter die «Gesundheitsmanagerinnen» der Familie und damit weitgehend der Bevölkerung. Gelingt es uns auf Dauer, krankheitsauslösende Lebensstilfaktoren im Sinne primärer Prävention zu beeinflussen, können wir damit die Gesundheit grosser Bevölkerungsteile verbessern.
Die Rolle der gynécologie suisse SGGG
Die Fachgesellschaft gynécologie suisse SGGG ist daher für den Bereich Anti- respektive Better-Aging-Medizin als medizinische Vorreiterin prädestiniert. Ihre medizinische Aufgabe ist es, inhaltlich und fachlich für die Frau klare Position zu beziehen, unter Hinzuziehung interdisziplinärer Expertise: Die Aufgaben beginnen in utero, gehen über das Kindes- und Jugendalter, die Fertilitätsphase bis hin zur Postmenopause. Die geburtshilflich und gynäkologisch tätigen Grundversorger sind prädestiniert für Beratung, Therapie und Führung der Frau in den verschiedenen Lebensabschnitten. In der Schweiz arbeiten derzeit zwei ärztliche Gruppen an Präventivstrategien für ein Anti- respektive Better-Aging: Die Schweizer Gesellschaft für Anti-AgingMedizin und -Prävention (= Swiss Society of Anti-Aging Medicine and Prevention, SSAAMP) arbeitet rein interdisziplinär und auf beide Geschlechter ausgerichtet. Die Arbeitsgemeinschaft für Better
Aging (SABA), eine Gruppe innerhalb der gynécologie suisse SGGG, stellt den frauenmedizinischen Aspekt in den Vordergrund.
Was macht der «Anti-/ Better-Aging-Mediziner»?
Er entwickelt ein ganzheitliches, vorbeugendes Präventions- und Therapiekonzept für mehr Aktivität, Leistungsfähigkeit und Erhaltung der Gesundheit im Alter auf hohem wissenschaftlichem Niveau. Das Ziel ist Vorbeugen statt Reparieren. Innerhalb der Senologie beispielsweise wird die Führung der Frau mit Brustkrebsrisiko oder -erkrankung
Frauengesundheit bedeutet zudem
“Familiengesundheit. ”übernommen. Dieses Modul der Seno-
logie stellt die Auseinandersetzung mit der Problematik zum Vorteil für die Frau in den Vordergrund. Alle beteiligten medizinischen Fachgesellschaften sind gefragt, ihre entsprechenden Aktivitäten, Unterstützungen, Vernetzungen und Visionen zu formulieren. Noch kann von FMH-Seite die Attraktivität des Fachs «Better-Aging» mit dieser Zielsetzung nicht berücksichtigt werden. Für einzelne Fachgesellschaften ist es ein Ziel, ihren Aufgabenpart zu formulieren. Die SSAAMP führt seit mehreren Jahren Fortbildungsveranstaltungen durch, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. In der Schweiz gibt es von universitärer
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Seite (noch) keine zertifizierte Fortbildung auf diesem Gebiet. Die SSAAMP als Gesellschaft hat sich der Verpflichtung hingegeben, ihren Mitgliedern und Interessenten aus dem Gesundheitswesen entsprechende Fortbildungsmöglichkeiten anzubieten. Umfang, Inhalt und Qualität der Veranstaltungen liegen auf besonders hohem Niveau.
Bewusstseinswandel für die Implementierung
Wirksame Präventionsprogramme müssen geschaffen und in die Praxis umgesetzt werden. Dazu braucht es Kompetenz und gleichzeitig umfangreiche Fortbildungsangebote. Damit eine breite Expertenschaft sich in der Schweiz herausbilden kann, muss die Möglichkeit bestehen, sich auf dem Gebiet der Anti-/ Better-Aging-Präventionsmedizin zu zertifizieren. Wichtig erscheint, öffentlich Druck aufzubauen, damit die Implementierung auch gelingt.
Schweizer Gesellschaft für Anti-Aging-Medizin und -Prävention
(Swiss Society of Anti-Aging Medicine and Prevention, SSAAMP)
Vorsitz: Dr. med. Roland Ballier Wieslistrasse 34 8267 Berlingen Tel. 071-666 83 03 E-Mail: info@ssaamp.ch Internet: www.ssaamp.ch
Für Europa ist jüngst der erste zweijährige Masterstudiengang für Präventive Medizin an der Dresdener Internationalen Universität (DIU) beendet worden, welchen die Deutsche Gesellschaft für Anti-Aging-Medizin in Kooperation mit der DIU initiiert hat. Neben gut ausgebildeten Ärzten in der Präventionsmedizin braucht es den Bewusstseinswandel, damit die Bedeutung dieser Fachrichtung. Eine Aufgabe der
Gynécologie suisse SGGG
Arbeitsgemeinschaft für Better Aging (SABA)
Vorsitz: Prof. Dr. med. Renzo Brun del Re Sekretariat SGGG Postfach 686 3000 Bern 8 Tel. 031-313 88 55 E-Mail: sekretariat@sggg.ch Internet: www.sggg.ch
gynécologie suisse SGGG, auch in Zusammenarbeit mit der SSAAMP, ist es, die Öffentlichkeitsarbeit vorzunehmen. ■
Prof. Dr. med. Mario Litschgi FMH Gynäkologie und Geburtshilfe Geissbergstrasse 81 8208 Schaffhausen E-Mail: mario.litschgi@hotmail.com