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Pflanzliche Therapien in Schwangerschaft und Stillzeit
Erlaubte Arzneipflanzen und verbotene Pflanzen
Die Rezeptierung oder Verabreichung von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit ist nicht nur für chemisch-synthetische Präparate, sondern auch für sogenannte Naturheilmittel eine heikle Angelegenheit, weil das Risiko für das ungeborene oder gestillte Kind so gering wie möglich sein muss. Eine verlässliche Positiv- und Negativliste ist auch für pflanzliche Arzneimittel unabdingbar.
BEATRIX FALCH
Schwangere und Stillende haben zwar oft mehr Vertrauen in pflanzliche Arzneimittel als in chemisch-synthetische Präparate, dennoch bleiben Unsicherheiten bezüglich der Unbedenklichkeit für das Kind. Da klinische Studien fehlen, ist es nicht immer einfach, die richtige Wahl zu treffen.
Quellen für eine Positivund Negativliste
In der Naturheilkunde werden zwei Quellen unterschieden: 1. das überlieferte und immer wieder erprobte Er-
fahrungswissen 2. das aktuell verfügbare pharmakologische und to-
xikologische Datenmaterial zu einzelnen Arzneipflanzen sowie allfällige Pharmakovigilanzstudien zu Fertigpräparaten. Eine grosse Zahl von Arzneipflanzen, die über Jahrhunderte erfolgreich verwendet wurden, werden auch heute noch von Hebammen, Apothekerinnen und Apothekern sowie naturheilkundlich orientierten Ärztinnen und Ärzten eingesetzt und als unbedenklich eingestuft. Von diesen Arzneipflanzen werden im Folgenden für häufige Indikationen in der Schwangerschaft und Stillzeit solche ausgesucht, für die der Autorin bisher keine Informationen, die auf eine Bedenklichkeit hinweisen würden, bekannt sind.
Erbrechen und morgendliche Übelkeit
Morgendliche Übelkeit und Erbrechen gelten gemeinhin als die klassischen Schwangerschaftszeichen. Sie beginnen meist in der 2. bis 4. Schwangerschaftswoche (SSW) und dauern etwa bis zur 12. oder 16. SSW an, selten auch bis ins 3. Trimenon hinein. Zur Linderung wird generell empfohlen, noch vor dem Aufstehen im Bett mit den Beinen Fahrrad zu fahren, um den Kreislauf anzuregen, und eine Klei-
nigkeit zu essen sowie eine Tasse eines Arzneipflanzentees zu trinken. Über den Tag verteilt sollten kleinere Mahlzeiten in kürzeren Abständen zu sich genommen werden. Auch die Bewegung an der frischen Luft tut gut. Als Tee eignen sich Melissenblätter, Kamillenblüten, Hopfenzapfen, Schafgarbenkraut, Anisfrüchte, Fenchelfrüchte oder Brombeerblätter. Auch Pfefferminzblätter können verwendet werden, sollten aber nicht länger als eine Woche genommen werden, da sie zu Reflux führen können. Von den Phytotherapeutika haben sich Gemische aus Bitterstoffdrogen bewährt, wie beispielsweise Iberogast®, die natürlich auch bei Sodbrennen, Völlegefühl und anderen Verdauungsproblemen eingesetzt werden können.
Obstipation
Der hohe Progesteronspiegel während der Schwangerschaft wirkt tonusvermindernd auf die glatte Muskulatur und motilitätshemmend, sodass es vermehrt zur Obstipation kommt. Neben viel Bewegung, reichlicher Flüssigkeitszufuhr (mind. 2 Liter pro Tag) und sanfter Bauchmassage kann mit pflanzlichen Quellmitteln der Stuhl erweicht und die Häufigkeit des Stuhlgangs erhöht werden. Geeignete schleimhaltige Arzneipflanzen, die meist als Granulate im Handel sind und unbedingt mit viel Flüssigkeit eingenommen werden müssen, sind Leinsamen, Flohsamen, -schalen, Indische Flohsamen/schalen, Indischer Tragant. Fertigarzneimittel sind zum Beispiel Mucilar®, Agiolax® mite, Laxiplant soft®, Metamucil® Regular, Colosan mite®, Inolaxin® oder Normacol® mite.
Eisenmangel
Häufig kommt es in der Schwangerschaft zu einem Absinken des Hämoglobinwertes. Für einen verbesserten
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Eisenstatus wird geraten, auf solche Nahrungsmittel zu verzichten, welche die Eisenaufnahme beeinträchtigen. Bei den Nahrungsbestandteilen handelt es sich um Gerbstoffe (z.B. in Kaffee und Schwarztee enthalten), Phosphate (in Limonaden, Fertiggerichten, Fast Food, Quark), Oxalate (in Rhabarber und Spinat), Sojaproteine und Phytine (in Getreide, Rohkostform und Kleie) sowie um Eier. Um die Eisenaufnahme zu fördern, werden bitterstoffhaltige Arzneipflanzen wie Wegwarten- und Löwenzahnblätter empfohlen, aber auch Brennnesselkraut. Auch Kräuterelixiere (wie Floradix® oder Strath®) haben sich in der Praxis bewährt.
Schlafstörungen
Neben nichtmedikamentösen Methoden wie gute Schlafhygiene und Entspannungstechniken haben sich bei Schlafproblemen in der Schwangerschaft Tees oder Fertigpräparate aus Baldrianwurzel, Passionsblumenkraut, Hopfenzapfen, Orangenblüten, Melissenblättern oder Lavendelblüten bewährt (z.B.: Baldriparan®, Baldrisedon®, Valviska®, Dormeasan®, Dormiplant®, Hova®, Pascosedon®, Plantival®, ReDormin®, Valverde® Schlaf/Zeller Schlafdragées, Relaxane®, Valverde® Entspannung/Zeller Entspannungsdragées, Relaxo®). Zur Raumvernebelung oder für ein entspannendes Bad oder als Massageöl eignen sich ätherische Öle, beispielsweise von Lavendel, Neroli, Geranie und Rose.
Krampfadern und Hämorrhoiden
In der Schwangerschaft ist das Risiko für die Entstehung von Krampfadern erhöht. Durch verringertes Stehen und Sitzen, stattdessen Liegen (Beine hochlagern) und gehen, erhöhtes Fussende des Betts, Bürstenmassage von unten nach oben, kalte Schenkelgüsse und Stützstrümpfe kann dieser Gefährdung vorgebeugt werden. Äusserlich können pflanzliche Cremes und Gels zur Venentonisierung gegeben werden wie Rosskastaniensamen (Aesculaforce®, Phlebostasin®/Venostasin®), Hamameliswasser (Venadoron®), rotes Weinlaub (Antistax®). Ein Tee aus Schafgarbenkraut, Haferstroh und/oder Brennnesselkraut, ein bis zwei Tassen täglich getrunken, verbessert die Spannkraft der Venen.
Tabelle:
Positivliste von Arzneipflanzen während der Schwangerschaft und Stillzeit
Indikation/Pflanzenname
Zubereitungsform*
Spezielle Hinweise
Erbrechen/Übelkeit Brombeerblätter (Rubus fruticosus) Fenchelfrüchte (Foeniculum vulgare) Kamillenblüten (Matricaria recutita) Melissenblätter (Melissa officinalis) Pfefferminzblätter (Mentha x piperita) Iberogast®
Tee Tee Tee Tee Tee Alkohol. Fertigpräparat
Fördert Reflux, daher nur kurzfristig Kurzfristig, Achtung: Alkoholgehalt
Sodbrennen Anisfrüchte (Pimpinella anisum) Eibischblätter/-wurzel
(Althaea officinalis)
Fenchelfrüchte (Foeniculum vulgare) Kamillenblüten (Matricaria recutita)
Tee Tee (Kaltwasserauszug!)
Tee Tee
Zur lokalen Reizlinderung
Obstipation Flohsamenschalen
(Plantago psyllium = Plantago afra)
Indische Flohsamen/-schalen
(Plantago ovata = Plantago ispaghula)
Leinsamen (Linum usitatissimum)
Sterculia Gummi/Indischer Tragant
(Sterculia urens)
In Wasser gequollen
In Wasser gequollen
Ganz oder gemahlen in Joghurt o.ä. In Wasser gequollen
Für chron. Anwendung geeignet Für chron. Anwendung geeignet Für chron. Anwendung geeignet Für chron. Anwendung geeignet
Unterstützung von Leber und Galle Löwenzahnblätter (Taraxacum officinale) Tee Schafgarbenkraut (Achillea millefolium) Tee
Eisenmangel
Brennnesselkraut (Urtica dioica/urens) Tee
Löwenzahnblätter (Taraxacum officinale) Tee
Floradix®
Fertigpräparat
Strath®
Fertigpräparat
Verbessert Eisenaufnahme Verbessert Eisenaufnahme Kräuterelixier o. Alk. mit Eisenzusatz
Schlafstörungen
Herzgespannkraut (Leonurus cardiaca) Tee
Johanniskraut
(Hypericum perforatum)
Tee, Tinktur oder Fertigpräparat
Lavendelblüten (Lavandula angustifolia) Äth. Öl (äusserl.)
Zur Raumvernebelung
Melissenblätter (Melissa officinalis) Tee oder Tinktur
Orangenblüten (Citrus aurantium)
Tee
Passionsblumenkraut
(Passiflora incarnata)
Tee oder Tinktur
Enthält Cumarine
Pruritus/Schwangerschaftsstreifen
Nachtkernzensamen
(Oenothera biennis)
Äusserlich als Öl
Ringelblumenblüten
(Calendula officinalis)
Äusserlich als Öl
Zaubernusszweige
(Hamamelis virginiana)
Destillat oder Extrakt äusserl. als Creme
Zitronenschalen (Citrus limon)
Äther. Öl äusserl. in Creme
max. Konz. 5%
Hämorrhoiden/Krampfadern
Eichenrinde (Quercus rubor)
Ringelblumenblüten
(Calendula officinalis)
Extrakt äusserl. als Sitzbad Extrakt oder äth. Öl äusserl. als Creme
* Tee = wässriger Extrakt (Auszug); Tinktur = alkohol. Extrakt (Auszug)
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Bei Hämorrhoiden gilt es vor allem, einer Darmträgheit durch ballaststoffreiche Ernährung und vermehrte Flüssigkeits zufuhr vorzubeugen. Aufgüsse oder Tinkturen aus Hamamelisrinde, Rosskastaniensamen oder Eichenrinde werden als lauwarmes Sitzbad oder als Kompresse verwendet oder in Salbenform lokal im Analbereich aufgetragen. Kompressen mit Kamillen-, Ringelblumen- oder Arnikabüten werden zur Entzündungshemmung eingesetzt.
Ödeme
Beim Auftreten von Ödemen (Cave: Gestose/Präeklampsie), vor allem abends und gegen Ende der Schwangerschaft, gelten als allgemeine Massnahmen: häufiges Beinehochlagern, Stützstrümpfetragen und Stressvermeidung. Zur Unterstützung der Nierentätigkeit können Tees aus Löwenzahn-, Brennnesselkraut, Birkenblättern, Hauhechelwurzel und/ oder Schachtelhalmkraut bis zu mehrmals täglich getrunken werden. Damit es nicht zu einer übermässigen Entwässerung kommt, sollte man Dosis und Dauer dieser Tees aber beschränken.
Schwangerschaftsstreifen und Juckreiz
Schwangerschaftsstreifen treten vor allem bei jüngeren Schwangeren auf. Eine regelmässige Massage mit einem pflanzlichen fetten Öl oder einer Creme wirkt vorbeugend. Verschiedene topische Zubereitungen (als Magistralrezeptur), mit Nachtkerzenöl, Hamameliswasser, Ringelblumenöl oder Zitronenöl haben sich bewährt.
Blasenentzündungen
Schwangere sind generell anfällig für Blasenentzündungen. Zur Vorbeugung eignen sich Preiselbeersaft und milde pflanzliche Tees, die die Durchspülung der Niere anregen, wie beispielsweise Brennnesselkraut, Birkenblätter, Ackerschachtelhalmkraut oder Löwenzahnkraut. Zur kurzfristigen Therapie können Tees oder Tinkturen aus Goldrutenkraut oder Kapuzinerkressenkraut sowie Preiselbeersaft eingesetzt werden.
Pilzinfektionen
In der Schwangerschaft kommt es vermehrt zu Vaginalinfektionen. Vermutlich
Indikation/Pflanzenname Rosskastaniensamen
(Aesculus hippocastanum)
Rotes Weinlaub (Vitis vinifera)
Zaubernusszweige
(Hamamelis virginiana)
Hametum® Supp.
Zubereitungsform*
Spezielle Hinweise
Extrakt äusserl. als Spray, Creme, Gel
Extrakt äusserl. als Spray, Creme, Gel
Destillat oder Extrakt äusserl. als Sitzbad
Fertigpräparat aus Hamamelis-
und Rosskastanienextrakt
Ödeme Birkenblätter (Betula pendula) Brennnesselkraut (Urtica dioica/urens) Zinnkraut (Equisetum arvense)
Tee Tee Tee
Kann auch zu wassertreibend sein Kann auch zu wassertreibend sein
Vorbeugung von Vaginalinfekten
Preiselbeere (Vaccinium vitis-ideaeus) Saft oder getrocknet als Fertigpräparat
Vergleichbar mit Cranberry
Lavendelblüten (Lavandula officinalis) Äth. Öl als Vaginalovulum oder verdünnt als Vaginalöl
Mittel bei vorzeitigen Wehen
Herzgespannkraut (Leonurus cardiaca) Tee
Melissenblätter (Melissa officinalis) Tee
Schneeballrinde (Viburnum prunifolium) Tee
Löwenzahnblätter (Taraxacum officinale) Tee
Brutblatt (Bryophyllum pinnatum)
Presssaft als Fertigpräparat: Tabl., Inj., Dil.
Förderung des Milchflusses Anisfrüchte (Pimpinella anisum) Brennnesselkraut (Urtica dioica/urens) Fenchelfrüchte (Foeniculum vulgare) Eisenkraut (Verbena officinalis) Geissrautenkraut (Galega officinalis) Melissenblätter (Melissa officinalis)
Tee Tee Tee Tee Tee Tee oder Tinktur
Nicht in der Schwangerschaft
Verminderung des Milchflusses
Kermesbeerenwurzel
(Phytolacca americana)
Urtinktur oder niedrige homöopath. Potenz
Mönchspfefferfrüchte
(Vitex agnus-castus)
Fertigpräparat
Pfefferminzblätter (Mentha x piperita) Tee
Salbeiblätter
(Salvia officinalis/S. triloba)
Tee
Übertritt in Muttermilch unbedeutend, kurzfristige Gabe Fördert Reflux Nicht in der Schwangerschaft
Milchstau
Lavendelblüten (Lavandula officinalis)
Rosenblüten (Rosa damascena)
Kermesbeerenwurzel
(Phytolacca americana)
Äth. Öl äusserlich auf Brust Äth. Öl äusserlich auf Brust Urtinktur oder niedrige homöopath. Potenz
* Tee = wässriger Extrakt (Auszug); Tinktur = alkohol. Extrakt (Auszug)
sind die Zunahme des Progesterons, die Verminderung der Infektabwehr sowie die veränderte hormonelle Lage dafür verantwortlich. Mithilfe von Vaginalspülungen, Vaginalzäpfchen und Sitzbädern, die pflanzliche Zusätze enthalten, kann häufig auf den Einsatz von Antibiotika oder Anti-myko-
tika verzichtet werden. Vor allem ausgesuchte ätherische Öle eignen sich hierfür, da sie ein breites Wirkungsspektrum haben. Bewährt und gut verträglich sind Lavendelöl, Palmarosaöl und Thymianöl (nur Chemotyp Linalool geeignet!), die üblicherweise in einer 1%-igen Konzentration verwendet werden. Für Sitzbä-
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der, vor allem zur Juckreizstillung, eignen sich Kamillenblüten, Schafgarbenkraut, Eichenrinde oder Taubnesselblüten.
Vorzeitige Wehen
Als naturheilkundliche Methode der Wahl bei vorzeitigen Wehen gilt das Brutblatt. Ein Extrakt aus den Blättern dieser Pflanze befindet sich als anthroposophisches Präparat in fester oder flüssiger Form oder zur Injektion im Handel. Bryophyllum ist ein zuverlässiger pflanzlicher Wehenhemmer, der gleichzeitig beruhigend und entspannend wirkt. Daneben werden traditionell Teemischungen mit beruhigenden (Hopfenzapfen, Baldrianwurzel, Melissenblätter, Johanniskraut oder Lavendelblüten), krampflösenden (Schneeballbaumrinde oder Herzgespannkraut), hormonausgleichenden (schwarze Johannisbeerblätter oder Schafgarbenkraut) und stoffwechselunterstützenden Komponenten (Löwenzahnblätter) verwendet. Von diesen unterschiedlich zusammengesetzten Tees muss dann alle zwei Stunden bis zum Abklingen der Wehen eine Tasse getrunken werden.
Milchmenge erhöhen
Für eine mangelnde Milchproduktion gibt es psychische, ernährungsbedingte sowie organische Ursachen. Daher gehört es zu den ersten Massnahmen, für eine ausgewogene Ernährung mit einer ausreichenden Trinkmenge sowie für genügend Schlaf und Ruhe zu sorgen und das Kind innerhalb von 48 Stunden sehr häufig anzulegen. In milchbildenden Arzneipflanzentees finden sich vor allem die Früchte der Doldengewächse wie Dill, Petersilie, Kümmel, Anis und Fenchel. Auch Brennnesselkraut, Himbeerblätter und Geissrautenkraut erhöhen die Milchmenge. Diesen Tees können auch Melissenblätter zur Beruhigung beigemischt werden. Sie werden üblicherweise dreimal täglich getrunken, an manchen Stellen wird empfohlen, den Tee eine Stunde vor dem Stillen zu trinken.
Milchmenge reduzieren
Nach dem Milcheinschuss ein paar Tage nach der Entbindung oder bei einem Milchstau ist es häufig notwendig, die
Milchmenge kurzfristig zu reduzieren. Bewährt hat sich, nach dem Stillen kühle Quarkumschläge auf die Brüste aufzulegen, denen man einen Tropfen Salbeiöl, Zitronenöl oder Lavendelöl beimischt. Innerlich wird ein- bis mehrmals täglich eine Tasse Pfefferminz- oder Salbeiblättertee, einzeln oder kombiniert, empfohlen. Für das sekundäre Abstillen kann ein hoch dosiertes Mönchspfefferpräparat (bis zu 2 Tabletten täglich) oder eine Phytolacca-Urtinktur (stündliche Gabe von wenigen Tropfen) eingenommen werden.
«Verbotene» Arzneipflanzen
In Schwangerschaft und Stillzeit sollte von solchen Arzneipflanzen abgeraten werden, die in pharmakologischen und toxikologischen In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen karzinogene, mutagene, teratogene und andere fruchtschädigende sowie abortive Effekte zeigen. Ergänzt wird eine solche Negativliste mit Arzneipflanzen, für die es erfahrungsmedizinische Hinweise auf unerwünschte Effekte gibt. Als Sicherheitsmassnahme gilt, auch Arzneipflanzen, zu denen wenig bis kein erfahrungsmedizinisches Datenmaterial vorliegt, (vorerst) in die Negativliste aufzunehmen.
Abortiva Zu den abortiv wirkenden Arzneipflanzen zählen*: Salvia officinalis (Salbeiblätter), Salvia sclarea (Muskatellersalbei), Verbena officinalis (echtes Eisenkraut), Thuja occidentalis (Lebensbaum), Arctostaphylos uva-ursi (Bärentraubenblätter), Juniperus communis (Wacholderbeeren), Peteroselinum crispum (Petersilienwurzel), Ruta graveolens (Edelrautenblätter), Artemisia vulgaris (Beifussblätter), Artemisia absinthium (Wermutkraut), Cassia angustifolia/Cassia acutifolia (Sennes), Rhamnus frangula (Faulbaumrinde), Rhamnus purshiana (Cascararinde), Aloe ferox (Aloeharz), Ricinus communis (Rhizinusöl), Chrysanthemum vulgare (Rainfarn), Chrysanthemum parthenium (Mutterkraut), Hydrastis canadensis (kanadische Gelbwurz), Angelica archangelica (Engelwurzwurzel), Crocus sativa (Safranfäden),
* Diese Aufzählungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit!
Juniperus sabina (Sadebaum) und Rosmarinus officinalis (Rosmarinblätter).
Andere fruchtschädigende Arznei-
pflanzen
In irgendeiner Weise fruchtschädigende
oder auf den Fötus ungünstige Wirkung
zeigen folgende Arzneipflanzen*: Piper
methysticum (Rauschpfeffer), Tussilago
farfara (Huflattichblätter), Petasites offi-
cinalis (Pestwurzwurzel), Cephaelis ipe-
cacuanha (Brechwurzel), Atropa bella-
donna (Tollkirsche), Berberis vulgaris
(Berberitze), Chelidonium majus (Schöll-
kraut), Glycyrrhiza glabra (Süssholzwur-
zel), Mentha pulegium (Poleiminze),
Senecio-Arten (Kreuzkraut) und Melilotus
officinalis (Steinklee).
Es gilt bei diesen Auflistungen zu beden-
ken, dass Menge und Dauer der Anwen-
dung eine entscheidende Rolle spielen.
So ist beispielswiese bei Salbeiblättern,
Rosmarinblättern, Bärentraubenblättern,
Petersilienwurzeln und Süssholzwurzel
mit einer relevanten unerwünschten Wir-
kung erst bei höheren Dosen zu rechnen.
Eine einmalige Anwendung in der für
diese Arzneipflanzen üblichen Dosie-
rung ist daher als prinzipiell unproblema-
tisch einzustufen. Dennoch kann im Ein-
zelfall eine uteruskontrahierende oder
fruchtschädigende Wirkung auch bei ei-
ner einmaligen Applikation nicht völlig
ausgeschlossen werden.
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Dr. sc. nat. Beatrix Falch Apothekerin FPH/SMGP Phytotherapie Hochstr. 51 8044 Zürich E-Mail: bfalch@gmx.ch
www.phytocura.ch
Literatur bei der Verfasserin.
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