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Titel
Krebsprävention
Untertitel
Langjährige Vitamin-B-Einnahme senkt kaum das Tumorrisiko
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Die Vermutung liegt nahe, dass Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 in der Krebsprävention eine wesentliche Rolle spielen. Eine randomisierte Studie, in der Frauen im Schnitt über mehr als sieben Jahre die Vitamine einnahmen, zeigte aber keinen Effekt auf die Krebsprävention. Die Einnahme hatte aber auch keine negativen Einflüsse auf eine Tumorentwicklung.
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Journal Club

Krebsprävention
Langjährige Vitamin-B-Einnahme senkt kaum das Tumorrisiko

Die Vermutung liegt nahe, dass Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 in der Krebsprävention eine wesentliche Rolle spielen. Eine randomisierte Studie, in der Frauen im Schnitt über mehr als sieben Jahre die Vitamine einnahmen, zeigte aber keinen Effekt auf die Krebsprävention. Die Einnahme hatte aber auch keine negativen Einflüsse auf eine Tumorentwicklung.

Ältere Studiendaten hatten darauf hingewiesen, dass eine Ernährung mit hohem Folsäure- und Vitamin-B-Gehalt vor Krebserkrankungen schützen könnte. Folat, die nicht synthetisierte Form von Folsäure, kann die Tumorentwicklung bei Patienten in frühen Stadien einer Karzinogenese bremsen, verstärkt aber das Tumorwachstum, wenn es in späten Stadien gegeben wird, insbesondere bei Patienten mit hohen Folatblutspiegeln. An der randomisierten Women’s Antioxidant and Folic Acid Cardiovascular Study nahmen 5442 mindestens 42-jährige Frauen mit einer bekannten kardiovaskulären Erkrankung oder mindestens drei koronaren Risikofaktoren teil. Täglich nahmen die Teilnehmerinnen der

Verumgruppe entweder eine Kombination von 2,5 mg Folsäure, 50 mg Vitamin B6 plus 1 mg Vitamin B12 oder eine Plazebotablette (je n = 2721) ein. Die Behandlungsdauer betrug durchschnittlich 7,3 Jahre. Primärer Endpunkt war die Häufigkeit neu diagnostizierter invasiver Malignome und neu entdeckter Fälle von Brustkrebs.
Ältere Frauen scheinen zu profitieren Ein invasiver Krebs entwickelte sich bei 379 Frauen, dabon bei 187 Frauen in der Verum- und 192 in der Plazebogruppe. Insgesamt waren weder das Krebsrisiko (Hazard Ratio 0,97, p = 0,75) noch das Brustkrebsrisiko (HR 0,83, p = 0,24) in der Interventions- gegenüber der Plazebo-

gruppe signifikant geringer. An Krebstodesfällen unter Folsäure- und Vitamintherapie wurde die Zahl 24,6 pro 10 000 Personenjahre und unter Plazebo 30,1 pro 10 000 Personenjahre ermittelt (p = 0,32). Allein Frauen älter als 65 Jahre scheinen von der Vitamin-B-Gabe zur Senkung ihres Krebsrisikos zu profitieren: In der Verumgruppe hatte diese Gruppe ein signifikant verringertes Risiko für invasive Malignome einschliesslich Brustkrebs (HR 0,75 bzw. 0,62). Der Benefit in dieser Gruppe erklären die Studienleiter als «biologisch plausibel» wegen des allgemein höheren Bedarfs an B-Vitaminen im hohen Alter. Es sei aber voreilig, allgemeingültige Empfehlungen für eine generelle Supplementierung bei älteren Frauen zur Krebsprävention herauszugeben. ■
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Quelle: Zhang SM, et al: Effect of Combined Folic Acid, Vitamin B6, and Vitamin B12 on Cancer Risk in Women: A Randomized Trial, JAMA 2008; 300: 2012–21.

26 GYNÄKOLOGIE 6/2008