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Prisma
Kein Handlungsbedarf bei den «Wechseljahren» des Mannes
Testosteron als Anti-Aging-Präparat für den gesunden Mann ab 50? Was sich in den USA wachsender Beliebtheit erfreut und auch in der Schweiz immer öfter Männer zum Arzt treibt mit dem Wunsch nach mehr Vitalität, bleibt weiterhin mehr als fragwürdig.
«Es liegen keine Studien vor, die den klinischen Nutzen der Testosteronersatztherapie bei Männern mit altersbedingtem Testosteronmangel anhand quantifizierbarer Kritierien belegen», sagte Prof. Christoph A. Meier, Chefarzt Innere Medizin am Zürcher Triemlispital und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie, an der Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Innere Medizin (SGIM) in Lausanne. Die Andropause, klinisches Pendant des Mannes zur Menopause der Frau, ist charakterisiert durch Symptome wie nachlassende Muskelkraft, abnehmendes sexuelles Interesse, erektile Dysfunktion, depressive Verstim-
mungen, vermehrte Fettanlagerung an Bauch und Hüften sowie Schlafstörungen. Anders als bei der Menopause, bei der eine rapide Östrogenabnahme das Ende der Fruchtbarkeit markiert, nimmt die Produktion des Testosterons beim Mann ab dem 50. Lebensjahr kontinuierlich ab – etwa um 1% pro Jahr. «Es gibt jedoch ältere Männer, die mit nur leicht reduzierten Testosteronwerten mehrere der genannten Symptome aufweisen, während andere trotz auffällig tiefer Testosteronspiegel symptomfrei sind», berichtete Meier. Etwa 20% der 60- bis 70Jährigen weisen Testosteronwerte auf, die gemäss den Kriterien einzelner Experten als (zu) gering zu bezeichnen sind. Bei den über 80-Jährigen ist es sogar jeder Zweite.
Gefahren überwiegen Meier rät von routinemässigen, medizinisch unbegründeten Testosterontests ab. Zurzeit lägen weder Grenzwerte für einen behandlungsbedürftigen altersbedingten Testosteronmangel noch validierte Vorgaben für
therapeutische Interventionen vor. Über-
haupt sollte die Testosteronersatztherapie
nach Meinung des Zürcher Internisten und
Endokrinologen nur dann in Betracht gezo-
gen werden, wenn die geschilderten Be-
schwerden eindeutig auf einen Testosteron-
mangel hinweisen und die Serumspiegel
klar erniedrigt sind. Zu den gefährlichsten
Nebenwirkungen einer inadäquaten Testo-
sterontherapie zählen gutartige Prostata-
vergrösserungen und Thrombosen, herbei-
geführt durch eine übermässige Vermehrung
roter Blutkörperchen. Solange aber noch
keine Langzeitstudien durchgeführt wurden,
die sowohl den Nutzen als auch die
Unbedenklichkeit der Testosteronersatz-
therapie belegen, seien die potenziellen
Gefahren der «Andropausebehandlung»
von grösserer klinischer Relevanz als ihr
Nutzen, so Meier.
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hir
Quelle: Pressemitteilung 76. SGIM-Jahresversammlung 2008, Lausanne, 21. bis 23. Mai 2008.
28 GYNÄKOLOGIE 5/2008