Transkript
PRISMA
Beim Stillen lieber keine paraffinhaltigen HIV/Aidsprogramm
Brustsalben
2004–2008
Eine Untersuchung des Kantonalen La-
bors Zürich hat aktuell ergeben, dass
auch in der Muttermilch Paraffinrück-
stände zu finden sind. Diese stammen
von Brustsalben, welche mineralische
Das Kantonale Labor Zürich hat 33 Humanmilchproben untersucht. Das Ergebnis: Mineralische Paraffine stellen bei weitem die grösste Verunreinigung in der Humanmilch dar. Bestimmte Produkte, die als Brustsalben verwendet werden (z.B. Vaseline), weisen einen sehr hohen Anteil an mineralischen Paraffinen auf. Werden solche Salben vor dem Stillen auf die Brust aufgetragen, können die mineralischen Paraffine über den direkten Mundkontakt aufs Baby übertragen werden. Vorsorglicherweise wird stillenden Müttern daher empfohlen, auf paraffinhaltige Brustsalben zu verzichten. Stattdessen empfiehlt es sich, vorsichtig einige Tropfen Muttermilch auf der Brustwarze zu verteilen und an der Luft trocknen zu lassen. Muttermilch wirkt heilend und entzündungshemmend und beugt dadurch schmerzhaften Brustwarzen vor.
Beispielliste
Bei Bedarf können nach dem Stillen Produkte aus reinstem, hypoallergenem Wollfett (Lanolin) angewendet werden, die weder mineralische Paraffine noch Konservierungsstoffe enthalten. Eine Beispielliste geeigneter und nicht empfohlener Pflegeprodukte gibt die Schweizerische Stiftung zur Förderung des Stillens heraus: ◗ Empfohlen wird reinstes, hypoallerge-
nes, modifiziertes Wollfett ohne jegliche Zusätze (ohne mineralische Paraffine und Konservierungsstoffe). Die Produkte Lansinoh® (Hersteller: Lansinoh Laboratories) und PureLan® 100 (Hersteller: Medela) entsprechen diesen Anforderungen. ◗ Das Stillöl® oder auch das Oleum Lactagogum®, zwei rein pflanzliche Produkte (Hersteller: Weleda), können
Paraffine enthalten. Um die Belastung der Säuglinge gering zu halten, wird empfohlen, auf solche Salben zu verzichten, so eine aktuelle Medienmitteilung des BAG.
zur entspannenden Massage der Brust sowie zur Förderung des Milchflusses eingerieben werden. Sie eignen sich aber nicht zur Heilung wunder Brustwarzen. ◗ Produkte mit synthetischen desinfizierenden und wundheilenden Komponenten wie der Galamila®-Spray (Hersteller: Semomed) können in bestimmten Situationen Linderung
verschaffen, sollten aber Ausnahme-
fällen vorbehalten bleiben.
◗ Salbenförmige medizinische Wund-
pflegeprodukte wie Vita Merfen® (No-
vartis), Bepanthen plus® oder Be-
panthen Salbe® (beide Roche)
basieren meist auf einer paraffinhalti-
gen Grundlage, weshalb deren An-
wendung nicht empfohlen werden
kann.
◗
Weitere Informationen: Schweizerische Stiftung zur Förderung des Stillens Franklinstrasse 14 8050 Zürich Tel. 01-311 79 50 E-Mail: stiftungstillen@bluewin.ch
Die aktuelle epidemiologische Situation der HIV-Infektionen in der Schweiz ist nach Ansicht des BAG Besorgnis erregend. Allein im Jahr 2002 hat die Zahl der Neuinfektionen im Vorjahresvergleich um 25,5 Prozent zugenommen. Hoch ist der Anstieg bei Homo- und Heterosexuellen, wobei viele Menschen aus der Subsahara-Region betroffen sind. Im «Nationalen HIV/Aidsprogramm 2004–2008» sollen die Strategien der letzten Jahre weitergeführt werden mit dem Schwerpunkt gezielte Prävention trotz des allgemeinen Spardrucks.
Infolge der Präventionsmassnahmen und Therapiefortschritte zu Beginn der Neun-
zigerjahre war es bis Ende des Jahrzehnts zu
einem deutlichen Rückgang neuer HIV-In-
fektionen, Aids- und Todesfälle gekommen.
Diese Entwicklung ist seit dem Jahr 2001
gegenläufig: Sank die Zahl der positiven
HIV-Testresultate von 2144 im Jahr 1991
auf 584 im Jahr 2000, stieg sie 2001 auf
630 und 2002 auf 792 an. Für 2003 be-
stätigt sich diese Tendenz, bei einer hohen
Dunkelziffer der tatsächlich HIV-infizierten
Menschen. Die Gründe dieser erneuten Zu-
nahme werden vor allem auf eine nachlas-
sende Prävention zurückgeführt, eine Folge
der als «Normalisierung» empfundenen
epidemiologischen Situation von Aids in der
Schweiz.
Aktuell bereiten vor allem hohe Sozial- und
Gesundheitskosten für HIV-infizierte Men-
schen Probleme. Allein schon die Medika-
mentenkosten für die rund 800 Neuinfek-
tionen des Jahres 2002 werden sich in
wenigen Jahren auf ungefähr 16 Millionen
Franken pro Jahr belaufen. Das Hauptziel
des nationalen Programms mit zwölf defi-
nierten Einzelzielen liegt auf Präventions-
strategien, welche trotz Spardrucks ver-
stärkt zum Tragen kommen sollen.
Aktuell leben schätzungsweise 20 000
HIV-Infizierte in der Schweiz.
◗
hir
Quelle: www.bag.admin.ch
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GYNÄKOLOGIE 1/2004