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KINDER: FRÜH GESUND ESSEN
Gesunde Kinder – auch ohne Weizen
Julia Eisenblätter1, Karin Stalder 2, für die Fachgruppe Nahrungsmittelallergien und Intoleranzen
Kinder ohne Weizen gesund zu ernähren, ist eine Herausforderung für die ganze Familie. Weizen gehört zu den Grundnahrungsmitteln in der Schweizer Ernährung und ist Bestandteil vieler Lebensmittel. Ein Verzicht darauf bedeutet folglich eine grosse Einschränkung in der Nahrungsmittelauswahl und birgt das Risiko für eine Fehl- und Mangelernährung. Deshalb sollte eine Karenz immer auf einer gesicherten ärztlichen Diagnose beruhen und von spezialisierten Fachpersonen begleitet werden. Der Fokus dieses Artikels liegt auf der Umsetzung einer gesunden weizenfreien Ernährung von Kindern am Beispiel der Weizenallergie und der Zöliakie.
Julia Eisenblätter
Weizenabhängige Erkrankungen
verzichten, bedeutet deshalb eine Herausforderung
– nicht nur für die betroffene Person, sondern für die
Es gibt verschiedene Erkrankungen, die mit dem Ver- gesamte Familie – und kann mit einer unausgewoge-
zehr von Weizen assoziiert sind. Dazu gehören bei nen Ernährung einhergehen. Vor der Umsetzung ei-
Kindern vor allem die Nahrungsmittelallergie und ner Karenz im Alltag ist es deswegen wichtig, eine
die Zöliakie (Abbildung 1). Oft wird aber auch ohne ärztlich gesicherte Diagnose zu haben, damit die Er-
ärztliche Diagnose auf Weizen beziehungsweise Glu- nährung an das Krankheitsbild angepasst werden
ten verzichtet, da diesem vor allem in populärwissen- kann. Eine Weizenallergie kann im Gegensatz zur
schaftlichen Medien ungerechtfertigt viele krankma- Zöliakie temporär sein (3). Deshalb ist es notwendig,
chende Eigenschaften zugesprochen werden. Die die Diagnose regelmässig zu überprüfen. Das Ziel
Karenz von Weizen hat aber weitreichende Folgen für sollte sein, nur so wenige Lebensmittel wie möglich
die Ernährung der betroffenen Kinder. Zum einen ist zu meiden, damit das Kind möglichst abwechslungs-
Weizen das am häufigsten verzehrte Getreide in der reich essen kann.
Schweiz (1) und ein wichtiger Energielieferant, zum
anderen wird Weizen in der Industrie häufig als Ver-
Ursachen der Beschwerden:
dickungsmittel, Emulgator, Füllstoff oder Backtrieb-
Die Proteine im Weizen
mittel in Lebensmitteln eingesetzt. Auf Weizen zu
Bei den weizenabhängigen Erkrankungen lö-
sen die Proteine im Weizen die Beschwerden
Weizenabhängige
aus. Diese werden nach ihrem Lösungsverhal-
Erkrankungen
ten in Proteinfraktionen unterteilt: wasserlös-
liche Albumine, salzlösliche Globuline, alko-
Allergisch
Autoimmunologisch
hollösliche Gliadine und säurelösliche
Gluteline (4). Für die IgE-vermittelte Weizen-
Weizenallergie IgE-vermittelt
Nicht IgE-vermittelt z. B. Food Protein
Induced Enterocolitis Syndrome (FPIES)
Zöliakie
Dermatitis
allergie wurden bisher mehr als 40 verschiedene allergieauslösende Proteine beschrieben.
Bei Kindern scheinen vor allem Enzyme und
Respiratorische Allergie
Abwehrproteine der Albumin- und Globulin-
(z. B. Bäckerasthma)
fraktion für allergische Reaktionen verant-
wortlich zu sein (5). Bei einer Zöliakie stam-
Lebensmittelallergie
men die auslösenden Proteine dagegen aus
der Gliadin- und der Glutelinfraktion des
Weizenabhängige anstrengungsinduzierte
Weizens. Ausser auf Proteine im Weizen re-
Anaphylaxe (WDEIA)
agieren Kinder mit einer Zöliakie auch auf die
Secaline im Roggen und die Hordeine in der
Kontakturtikaria
Gerste. Für diese Proteine wird verallgemei-
nernd der Begriff Gluten verwendet. Auch
Abbildung 1: Klassifikation weizenabhängiger Erkrankungen (modifiziert nach [1]) Kinder mit einer Weizenallergie haben häufig
Karin Stalder
1Berner Fachhochschule, Fachbereich Ernährung und Diätetik, Murtenstrasse 10, 3008 Bern
2Service Allergie Suisse SA, Fachstelle Allergien und Intoleranzen, 3014 Bern
Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 3|2020 15
KINDER: FRÜH GESUND ESSEN
Risiko für: zu viel
Energie gesättigte Fette einfache Kohlenhydrate
Fette
Risiko für: zu wenig
Magnesium Zink Selen Eisen
Kalzium Folsäure Vitamin D Vitamin B Nahrungsfasern
Abbildung 2: Risiken einer unausgewogenen Nährstoffzufuhr bei einer glutenfreien Ernährung (13, 14) (modifiziert nach [13])
Sensibilisierungen auf Proteine anderer Getreidearten, vor allem Gerste und Roggen (6). Diese scheinen aber nur bei etwa 20 Prozent der Personen mit Weizenallergie klinisch relevant zu sein (7). Hafer wird bei einer Zöliakie und bei einer Weizenallergie in der Regel vertragen, allerdings nur wenn er nicht durch andere glutenhaltige Getreidearten verunreinigt ist (8, 9). Alte Weizensorten wie Einkorn, Emmer oder Khorosan-Weizen sowie Dinkel werden nicht besser vertragen und besitzen auch entgegen verbreiteter Meinungen keinen höheren Nährwert (10).
Nährstoffversorgung bei weizen- oder glutenfreier Ernährung
Eine weizen- beziehungsweise glutenfreie Ernährung
kann zu einer unausgewogenen Nährstoffzufuhr füh-
ren (11). Gemäss dem 6. Schweizerischen Ernäh-
rungsbericht ist Getreide der
wichtigste Lieferant für Ener-
gie und Nahrungsfasern. Aus-
serdem trägt es zur Versor-
gung mit Vitamin B1,
Phosphor, Eisen und Zink bei
(2).
Glutenfreie Spezialprodukte
enthalten aus technologi-
schen Gründen oft mehr Fett
und weniger Nahrungsfasern
als entsprechende glutenhal-
tige Produkte (12). Ein syste-
matischer Review zur Nähr-
stoffversorgung von Kindern
mit einer Zöliakie kommt zu
dem Schluss, dass Kinder all-
gemein ein Risiko haben, zu
viel Fett und zu wenig Nah-
rungsfasern, Eisen, Vitamin
D und Kalzium aufzunehmen
Abbildung 3: Beispiel eines Produkts mit dem Glutenfrei-Symbol und (13). Dieses Ungleichgewicht
dem aha!-Gütesiegel ohne Weizen
könnte sich durch die gluten-
freie Ernährung noch verstärken (12). Ausserdem könnten Kinder mit einer glutenfreien Ernährung eine verringerte Aufnahme von Magnesium, Zink, Selen, Eisen, Kalzium, Folsäure, Vitamin D, Vitamin B und Nahrungsfasern haben (13, 14). Sie essen häufiger energiereiche Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index und viel Fett (12, 13) (Abbildung 2). Die Nährstoffversorgung von Kindern mit einer Weizenallergie ist weniger gut untersucht. Ein Unterschied zur Zöliakie könnte sich dadurch ergeben, dass gegebenenfalls Roggen und Gerste vertragen werden. Ausserdem leiden Kinder mit Weizenallergie eventuell auch noch unter anderen Nahrungsmittelalle rgien, sodass die Auswahl möglicherweise weiter eingeschränkt werden muss. Eine finnische Kohortenstudie, die die Ernährung von Kindern mit einer Allergie auf Weizen, Gerste oder Roggen untersuchte, findet nur eine signifikant geringere Aufnahme von Nahrungsfasern (15). Untersuchungen zur Nährstoffversorgung von Kindern mit Zöliakie oder Weizenallergie gibt es in der Schweiz bis jetzt nicht.
Gesetzgebung in der Schweiz
Für die Betroffenen ist es essenziell zu wissen, wie Lebensmittel gekennzeichnet werden, um eine geeignete Wahl zu treffen. Das Gesetz gibt vor, dass die glutenhaltigen Getreidesorten, Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste oder Hafer, namentlich in der Zutatenliste aufgeführt werden müssen (LIV, Art. 10 und 11 sowie Anhang 6). Auch alle daraus hergestellten Erzeugnisse, wie Dinkelmehl oder Weizenstärke, unterliegen dieser Vorschrift. Bei vorverpackten Lebensmitteln muss diese Angabe durch die Schriftart, den Schriftstil, die Hintergrundfarbe oder andere geeignete Mittel hervorgehoben werden. Auf der Verpackung müssen auch unbeabsichtigte Vermischungen mit glutenhaltigem Getreide angegeben werden, wenn 200 mg Gluten pro kg überschritten werden könnten, beispielsweise mit dem Hinweis «kann Weizen enthalten» (LIV, Art. 11, Abs. 5). Für offen angebotene Lebensmittel zum Beispiel in Restaurants, Metzgereien, Take-aways gilt dieselbe Auskunftspflicht. Es kann aber auf eine schriftliche Kennzeichnung verzichtet werden, wenn gut sichtbar und schriftlich darauf hingewiesen wird, dass die Informationen mündlich eingeholt werden können und diese dem Personal schriftlich vorliegen oder eine fachkundige Person sie unmittelbar erteilen kann. Das Lebensmittelrecht erlaubt, ein Lebensmittel als «glutenfrei» zu bezeichnen, wenn es einen Glutengehalt von höchstens 20 mg/kg aufweist (LIV, Art 41). Das gilt auch für Lebensmittel, die mit dem Glutenfrei-Symbol (durchgestrichene Ähre) oder mit dem Allergie-Gütesiegel zertifiziert sind. Enthält ein solches Lebensmittel Hafer, muss dieser so hergestellt, zubereitet und verarbeitet sein, dass eine Kontamination mit glutenhaltigen Getreiden ausgeschlossen ist. Das Allergie-Gütesiegel erlaubt zudem eine Kennzeichnung «ohne Weizen», wenn das Lebensmittel maximal 50 mg Weizen pro kg enthält (Abbildung 3).
16 Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 3|2020
Quelle: Migros-Genossenschafts-Bund mit freundlicher Genehmigung
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Lebensmittelauswahl bei Weizenallergie oder Zöliakie
Weizen im Alltag zu meiden, ist zeitaufwendig sowie herausfordernd. Eltern von Kindern mit einer weizenabhängigen Erkrankung müssen genau wissen, in welchen Lebensmitteln Weizen beziehungsweise Gluten enthalten ist. Dabei wird zwischen Lebensmitteln unterschieden, die von Natur aus glutenfrei sind (z. B. Kartoffeln, Reis, Mais, Hirse), und glutenfreien Spezialprodukten. Da es unter Letzteren grosse sensorische Unterschiede gibt, ist es wichtig, das gleiche Produkt verschiedener Hersteller zu probieren, um eines zu finden, das dem Kind gut schmeckt. Für die von Natur aus glutenfreien Stärkebeilagen spricht, dass sie die Nährstoffversorgung der Kinder verbessern können. Insbesondere sogenannte Pseudogetreide, wie Buchweizen, Quinoa und Amarant, haben einen dem Weizen entsprechenden Nahrungsfasergehalt von 7 bis 10 g/100 g (11). Mittlerweile werden aber auch glutenfreien Spezialprodukten Nahrungsfasern zugesetzt. Glutenfreie Lebensmittel sind nicht generell auch für Personen mit einer Weizenallergie geeignet, da nicht alle auslösenden Proteine zwingend aus der Glutenfraktion des Weizens stammen (5). Weil noch nicht abschliessend geklärt ist, ob und inwieweit beispielsweise glutenfreie Weizenstärke Reaktionen bei Personen mit einer Weizenallergie auslösen kann, wird deren Verzehr dieser Personengruppe derzeit nicht empfohlen. Das erfordert, dass Personen mit einer Weizenallergie trotz des Glutenfrei-Symbols weiterhin die Zutatenliste sorgfältig lesen. Kasten 1 zeigt beispielhaft, welche Lebensmittel bei Kindern mit einer Weizenallergie und einer Zöliakie geeignet sind und welche nicht. Bei verarbeiteten Lebensmitteln sollte die Zutatenliste jedes Mal überprüft werden, da Hersteller die Rezepturen ändern können. Bei Weizenallergie ist zudem auf mögliche Kreuzreaktionen, zum Beispiel auf Gerste und Roggen, zu achten (Kasten 1). Auf Produkte mit Hinweisen auf Spuren von Weizen sollte bei der Zöliakie immer verzichtet werden, wohingegen das bei Kindern mit einer Weizenallergie individuell anhand der ärztlichen Diagnostik und der (Ernährungs-)Anamnese entschieden wird. Dabei ist das Risiko schwerer Reaktionen einzubeziehen. Weizenmehl ist zudem Bestandteil vieler Back- und Kochrezepte. Glutenfreies Mehl kann dieses aber nur bedingt ersetzen, da es sich in seiner Back- und Bindefähigkeit stark unterscheidet. Deshalb sind die zahlreichen Kochbücher mit glutenfreien Rezepten, aber auch Blogs zum Thema sehr hilfreich für die Umsetzung der Karenz im Alltag. Hier profitieren die Betroffenen stark von der derzeitigen Popularität dieser Ernährungsform.
Bedeutung der Karenz für den Alltag
Die Ausser-Haus-Verpflegung von Kindern mit einer weizenabhängigen Erkrankung erfordert oft vermehrte Aufmerksamkeit. Vor einem Restaurantbesuch empfiehlt es sich, das Speisenangebot auf der
Kasten 1:
Lebensmittelauswahl bei Weizenallergie und Zöliakie in Anlehnung an (16)
Kategorie
Weizenallergie
Zöliakie
Getränke
Wasser, Tee, Säfte, Limonaden ohne Weizen malz*- oder kakaohaltiges Getränkepulver
Wasser, Tee, Säfte, Limonaden ohne glutenhaltiges Getreide kakaohaltiges Getränkepulver
Gemüse und Früchte
unverarbeitetes Gemüse, unverarbeitete Früchte Trockenfrüchte (ausser sie sind bemehlt)
unverarbeitetes Gemüse, unverarbeitete Früchte Trockenfrüchte (ausser sie sind bemehlt)
Lebensmittel, die normalerweise keinen Weizen oder Gluten enthalten
Getreideprodukte, Kartoffeln und Hülsenfrüchte
Kartoffeln, Mais, Reis, Hirse, Teff, Amarant, Quinoa, Buchweizen, Hafer** Roggen*, Gerste* glutenfreie Produkte (ausser solchen mit glutenfreier Weizenstärke) Produkte aus Kartoffeln ohne Weizen wie Kartoffelstock, Pommes frites (ohne Weizenstärkemantel), Pommes-Chips
Kartoffeln, Mais, Reis, Hirse, Teff, Amarant, Quinoa, Buchweizen, Hafer** glutenfreie Produkte Produkte aus Kartoffeln ohne glutenhaltiges Getreide wie Kartoffelstock, Pommes frites (ohne Weizenstärkemantel), Pommes-Chips
Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier und vegetarische Eiweisslieferanten
Milch, Milchprodukte ohne Weizen unverarbeitetes Fleisch, unverarbeiteter Fisch, reines Hackfleisch, Braten, Wurstwaren (meistens), Schinken, Aufschnitt unverarbeitete Eier Fleischersatzprodukte ohne Weizen wie solche auf Basis von Pilzen oder Tofu pflanzliche Drinks ohne Weizen wie Reis-, Mandel-, Gerste-, Hirse-, Soja-, Kokos-, Haselnuss- und Cashewdrink
Milch, Milchprodukte ohne glutenhaltiges Getreide unverarbeitetes Fleisch, unverarbeiteter Fisch, Wurstwaren (meistens), Schinken, Aufschnitt unverarbeitete Eier Fleischersatzprodukte ohne glutenhaltiges Getreide wie solche auf Basis von Pilzen oder Tofu, pflanzliche Drinks ohne glutenhaltiges Getreide, wie Reis-, Mandel-, Gerste-, Hirse-, Soja-, Kokos-, Haselnuss- und Cashewdrink
Öle, Fette und Nüsse
alle Öle (ausser kalt gepresstem Weizenkeimöl) Butter, Margarine, Nüsse
alle Öle (ausser kalt gepresstem Weizenkeimöl) Butter, Margarine, Nüsse
Süsses und Salziges
glutenfreie Guetsli, Backwaren und Riegel (ausser Produkten mit glutenfreier Weizenstärke) gesalzene Erdnüsse und Nüsse
glutenfreie Guetsli, Backwaren und Riegel gesalzene Erdnüsse und Nüsse
Sonstiges
Würzmittel ohne Weizen, Backpulver ohne Weizen Bindemittel ohne Weizen wie Maisstärke oder Agar-Agar
Würzmittel ohne glutenhaltiges Getreide, Backpulver ohne Weizen Bindemittel ohne glutenhaltiges Getreide wie Maisstärke oder Agar-Agar
Getränke
Frühstücksgetränke oder Säfte mit Weizen
Frühstücksgetränke oder Säfte mit glutenhaltigem Getreide malzhaltiges Getränkepulver
Gemüse und Früchte
paniertes oder ausgebackenes Gemüse bemehlte Früchte wie z. B. Feigen
paniertes oder ausgebackenes Gemüse bemehlte Früchte wie z. B. Feigen
Lebensmittel, die meistens Weizen oder Gluten enthalten
Getreideprodukte, Kartoffeln und Hülsenfrüchte
Weichweizen, Hartweizen, Dinkel, Grünkern, Dinkel, Khorasan-Weizen (Kamut), Emmer, Einkorn und Produkte daraus wie Brot, Backwaren, Teigwaren, Bulgur, Couscous, Frühstückszerealien, Birchermüesli-Mischung Kartoffelprodukte mit Weizen wie Kroketten, Gnocchi, Pommes frites mit Weizenstärkemantel
Weichweizen, Hartweizen, Dinkel, Grünkern, Khorasan-Weizen (Kamut), Emmer, Einkorn, Gerste, Roggen und Produkte daraus wie Brot, Backwaren, Teigwaren, Bulgur, Couscous, Frühstückszerealien, Birchermüesli-Mischung Kartoffelprodukte mit glutenhaltigem Getreide wie Kroketten, Gnocchi, Pommes frites mit Weizenstärkemantel
Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier und vegetarische Eiweisslieferanten
Milchprodukte mit Weizen wie Joghurt mit Müesli Fleisch- oder Fischprodukte mit Weizen wie gemehlter Fisch oder paniertes Fleisch, Hamburger Eiergerichte mit Mehl wie Omeletten
veganer Fleischersatz mit Weizen wie Seitan
Milchprodukte mit glutenhaltigem Getreide wie Joghurt mit Müesli Fleisch oder Fischprodukte mit glutenhaltigem Getreide wie gemehlter Fisch oder paniertes Fleisch, Hamburger Eiergerichte mit glutenhaltigem Getreide wie Omeletten veganer Fleischersatz mit glutenhaltigem Getreide wie Seitan
Drinks aus glutenhaltigem Getreide wie Gerstendrink
Öle, Fette und Nüsse
kalt gepresstes Weizenkeimöl
kalt gepresstes Weizenkeimöl
Süsses und Salziges
Guetsli, Backwaren und Riegel mit Weizen
Schokoladenprodukte mit Weizen wie Schokoladenriegel oder -waffeln Lakritzprodukte mit Weizen wie Lakritzschnecken
Guetsli, Backwaren und Riegel mit glutenhaltigem Getreide Schokoladenprodukte mit glutenhaltigem Getreide wie Schokolade mit Malz, Scholadenriegel oder -waffeln Lakritzprodukte mit Weizen wie Lakritzschnecken
Sonstiges
Würzmittel mit Weizen, Sojasauce mit Weizen Knetmasse mit Weizenmehl (auch wenn sie eigentlich nicht in den Mund gehört)
Würzmittel mit Weizen, Sojasauce mit Weizen Knetmasse mit Weizenmehl (auch wenn sie eigentlich nicht in den Mund gehört)
Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte immer die Zutatenliste beachten. * Kreuzreaktionen beachten; ** Hafer ohne Kontaminationen
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KINDER: FRÜH GESUND ESSEN
Kasten 2:
Weizen: Informationen zu den Krankheitsbildern und der
Homepage anzusehen und bei der Reserva-
Diagnostik
tion zu klären, inwie-
aha! Allergiezentrum Schweiz www.aha.ch
weit das Restaurant die Möglichkeit hat, ge-
Checkliste Reisen und Ferien shop.aha.ch Typ: Checkliste
eignete Speisen anzubieten. Ausserdem ha-
Delicardo Food Cards (Kärtchen für das Restaurant) www.delicardo.de
ben sich spezielle Kärtchen bewährt, welche die für die Per-
European Academy of Allergy and Clinical Immonology (EAACI) Patientenorganisationen in Europa patients.eaaci.org
son geeigneten und ungeeigneten Lebensmittel aufführen. Diese
IG Zöliakie www.zoeliakie.ch
können in Restaurants der Küche abgegeben
Leitlinie IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie
werden. Für das Aus-
Worm M, Reese I, Ballmer-Weber B, Beyer K, Bischoff S, Classen M et al.: Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien. Allergo J Int 2015; 24(289): 38–75.
land sind sie auch in anderen Sprachen erhältlich (Kasten 2).
Leitlinie Zöliakie Felber J, Aust D, Baas S, Bischoff S, Bläker H, Daum S et al.: Ergebnisse einer S2k-Konsensuskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) gemeinsam mit der Deutschen
Besondere Herausforderungen ergeben sich bei Kindern auch
Zöliakie-Gesellschaft (DZG) zur Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität. Z Gastroenterol 2014; 52(7): 711–743.
durch die Fremdbetreuung in der Kinder-
Schweizerischer Verband der Ernährungsberater/innen (SVDE)
tagesstätte, dem Kin-
Fachgruppen Zöliakie sowie Nahrungsmittelallergien und Intoleranzen www.svde-asdd.ch –> Fachgruppen
dergarten oder der Schule. Die Betreuen-
den sowie die Verpfle-
gungsanbieter benöti-
gen eine Schulung für die Umsetzung der Karenz des
Kindes. Viele betroffene Kinder haben eine Box mit
geeigneten Snacks dabei, damit sie immer etwas aus-
wählen können. Auch Anlässe, wie Kindergeburts-
tage, bedürfen einer speziellen Vorbereitung, damit
das betroffene Kind nicht ausgeschlossen wird. Eine
Möglichkeit ist, geeignete Lebensmittel mitzubringen
oder die Lebensmittelauswahl mit den Eltern des Ge-
burtstagskindes zu besprechen.
Auch Ferien und Schullager müssen speziell geplant
werden. Je nachdem, welches Land bereist wird, kann es
sinnvoll sein, sichere Produkte als Reserve mitzuneh-
men. Aufgrund unterschiedlicher länderspezifischer
Vorschriften empfiehlt sich immer eine Abklärung vor
einer Auslandsreise. Informationen dazu können bei
der Patientenorganisation des Ferienlandes erfragt wer-
den. Zudem bietet aha! Allergiezentrum Schweiz eine
Checkliste zur Vorbereitung von Ferien und Lagern für
den kostenlosen Download an. Die ebenfalls von aha!
angebotenen Übersetzungshilfen für Reisen können die
betroffenen Familien dabei unterstützen, auf Reisen ge-
eignete Produkte zu kaufen (Kasten 2).
Schlussfolgerung
Eine weizenfreie Ernährung hat Auswirkungen auf verschiedenste Bereiche des Lebens. In der Begeitung des Kindes sollten die jeweiligen Lebensumstände der Familie berücksichtigt werden. Da sich diese mit der Entwicklung des Kindes ändern, ist eine langjährige Begleitung durch ein interprofessionelles Team aus spezialisierten Ärzten, Ernährungsfachpersonen sowie weiteren Professionen für eine optimale Unterstützung der Betroffenen entscheidend. So können
sich Kinder auch ohne Weizen oder Gluten gesund ernähren.
Korrespondenzadresse: Julia Eisenblätter Berner Fachhochschule Departement Gesundheit Dipl. oec. troph, Ernährungsberaterin/DGE Dozentin Studiengang Ernährung und Diätetik Murtenstrasse 10 3008 Bern E-Mail: Julia.eisenblaetter@bfh.ch
Danksagung
Wir danken allen Mitgliedern der Fachgruppe Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen sowie Beatrice Schilling und Steffen Theobald für die hilfreichen Inputs zu dem Artikel. Des Weiteren möchten wir uns bei Luca Scheidegger (Student BSc Ernährung und Diätetik) für seine wertvolle Unterstützung bei der Erstellung des Artikels bedanken.
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