Transkript
ERNÄHRUNG DES BETAGTEN MENSCHEN
bis anhin fehlen, konzentrieren sich aktuelle Strategien insbesondere auf eine multifaktorielle Primärund frühzeitige Sekundärprävention. Bei Senioren mit einer milden kognitiven Störung oder einem sehr frühen Stadium der Alzheimer-Erkrankung konnte in einigen RCT durch eine Omega-3-Substitution eine klinisch relevante Kognitionsverbesserung beobachtet werden (68–73). Die hochwertigste Evidenz zeigte sich dabei unter 150 mg EPA + 430 mg DHA beziehungsweise unter alleinig 900 mg DHA. Insgesamt muss jedoch konstatiert werden, dass die überwiegende Zahl der hochwertigen, plazebokontrollierten Studien der letzten zwölf Jahre mit jeweils 57 bis 3501 gesunden oder in unterschiedlichem Masse kognitionseingeschränkten Studienteilnehmern, Follow-upPerioden von bis zu drei Jahren und EPA+DHA-Interventionen von 90 + 50 bis 1098 + 847 mg keine Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit gezeigt haben (57, 74–82). Reviews und Metaanalysen der letzten sechs Jahre mit ausschliesslichem Einschluss von RCT kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen: Für gesunde Probanden im Erwachsenenalter konnte keine primärpräventive Wirkung einer Omega-3-Substitution nachgewiesen werden (83). Eine mögliche Wirkung zeigte sich hingegen bei Senioren mit oder ohne Kognitionsstörung in 3 von 4 Metaanalysen (84–87). Zurzeit empfehlen weder die schweizerische Alzheimergesellschaft (2018) (88), die deutsche AWMF-S3-Leitlinie (2016) (89) oder die
amerikanische Alzheimer Association (2018) (90), noch die europäischen Leitlinien ESPEN (2015) (91) und EFNS-ENS (2012) (92) eine Omega-3-Gabe zur Prävention oder Therapie von Demenzerkrankungen. Weitere ernährungsmedizinische Forschungsergebnisse müssen jedoch abgewartet werden.
Fazit
Obschon der «Hype» um die Omega-3-Fettsäuren ungebrochen scheint, konnten die anfänglichen Ergebnisse nicht in erhofftem Masse bestätigt werden. Eine «entmystifizierende», nüchterne Betrachtungsweise der tatsächlichen und vermeintlichen Wirkungen der Omega-3-Fettsäuren erscheint hilfreich, damit man zu einem evidenzbasierten, sinnvollen und differenzierten ernährungsmedizinischen Einsatz gelangen kann. In Kasten 2 bis 5 sind aktuelle, evidenzbasierte Empfehlungen zusammengefasst.
Korrespondenzadresse: Dr. med. Simeon Schietzel Psychiatrische Universitätsklinik Zürich Klinik für Alterspsychiatrie Lenggstrasse 31 8032 Zürich E-Mail: simeon.schietzel@puk.zh.ch
Literatur auf www.sze.ch abrufbar.
NEWS
Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen begünstigt Vitamin-D-Mangel
Ergebnisse einer dänischen Studie zeigen, dass ausgeprägtes Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen die Versorgung mit Vitamin D wesentlich beeinflusst. 1484 übergewichtige Kinder und Jugendliche wurden mit 2143 normalgewichtigen Kindern in der Kontrollgruppe verglichen. Von allen Kindern wurde die Konzentration von Vitamin D im Blut bestimmt. Hierbei wurde das 25-Hydroxy-Vitamin D (25-OH-D) gemessen; ein Mangel an Vitamin D lag vor, wenn die Kon-
zentration des 25-OH-D bei unter 30 nmol/l lag. Die Resultate zeigen, dass 16,5 Prozent der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen und deutlich häufiger von einem Mangel betroffen waren als die normalgewichtigen Kontrollen. Je höher der Body-Mass-Index war, desto niedriger fielen die 25-OH-D-Werte aus. Weitere Risikofaktoren für eine schlechte Vitamin-D-Versorgung waren neben dem Gewicht
ein Alter von über 14 Jahren, mehr als vier Stunden Bildschirmzeit am Tag und Messungen der Vitamin-D-Konzentration im Winter. Welche Auswirkungen der Vitamin-D-Mangel hat, soll in weiteren Studien geklärt werden. ac
Quelle: gekürzte Pressemitteilung DeutschesGesundheitsPortal.de
Referenz: Plesner JL, Dahl M, Fonvig CE, Nielsen TRH, Kloppenborg JT, Pedersen O, Hansen T, Holm JC: Obesity is associated with vitamin D deficiency in Danish children and adolescents. J Pediatr Endocrinol Metab. 2018 Jan 26;31(1):53–61.
Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 5|2018 23