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Stress, Demenz und Altern: Was schützt das Gehirn?
Interview mit Frau Prof. Dr. Anne Eckert
Nicht nur die natürlichen Alterungsprozesse, auch der tägliche Arbeitsstress und psychische Belastungen wirken sich auf Dauer negativ auf unser Denkorgan aus, schädigen die Strukturen und die neuronale Kommunikation. Gibt es Möglichkeiten, diesen Veränderungen vorzubeugen und sinnvoll Prävention zu betreiben? Ein Gespräch mit der Neurowissenschaftlerin Professor Dr. Anne Eckert, Psychiatrische Universitätsklinik Basel, über Kaskadeneffekte und Depressionen, über Stressresistenz und erfolgreiche Bewältigungsstrategien, die Körper und Geist entlasten können.
SZE: Frau Professor Eckert,
beispielsweise, in dem un-
neurodegenerative Erkran-
ter anderem drei Wörter
kungen, insbesondere die
vorgegeben werden, die
Demenz, sind mit einem
dann wiederholt werden
schleichenden Verlust der
müssen.
Hirnfunktionen verbunden.
Was macht eigentlich die
Voraussetzung für den
kognitiven Fähigkeiten ei-
Einsatz therapeutischer
nes Menschen aus? Lässt
Verfahren sind unter ande-
sich das definieren?
rem die Kenntnisse der phy-
Prof. Anne Eckert (AE): Ko-
siologisch/biochemischen
gnition ist ein sehr hetero-
Vorgänge, die für Kogni-
gener, unscharfer Begriff
Anne Eckert
tion und Erinnern verant-
und umfasst sehr viele
wortlich sind. Welche Sys-
Bereiche der Gehirnfunktion wie zum Bei- teme ermöglichen die Denk- und
spiel Lernen, Gedächtnis, Aufmerksam- Lernfunktionen?
keit, Kreativität, Fähigkeiten zur Problem- AE: Für die Funktionen Lernen, Gedächt-
lösung, zur Planung und zu formulieren. nis und Erinnern spielen die Neurotrans-
Das sind alles Bereiche, die zu den kogni- mitter eine ganz entscheidende Rolle.
tiven Fähigkeiten zählen. Sie lassen sich Grundsätzlich unterscheidet man inhibi-
messen, und man untersucht sie auch torische (hemmende) und exzitatorische
heute mithilfe verschiedener neuropsy- (aktivierende) Neurotransmitter. Gluta-
chologischer Testverfahren. Viele dieser mat ist zum Beispiel ein wichtiger exzita-
Verfahren sind allerdings noch nicht stan- torischer Transmitter, der in hohen Kon-
dardisiert und werden daher nur in der zentrationen im Gehirn vorliegt. Daneben
Forschung eingesetzt. In der Medizin – al- gibt es modulierende Transmittersyste-
so zum Beispiel für die Diagnose der De- me, die in geringeren Konzentrationen
menz – gibt es natürlich bereits standar- vorkommen, wie beispielsweise Acetyl-
disierte Tests wie den Minimental State cholin, Dopamin, Noradrenalin und Sero-
tonin, die modulierend auf bestimmte Funktionen einwirken. Diese Botenstoffe werden von den Nervenzellen freigesetzt und dienen der direkten Informationsübertragung auf andere Zellen. Für Aufmerksamkeit, Lern- und Gedächtnisfunktionen ist das Acetylcholin verantwortlich. Einer der wichtigsten acetylcholinproduzierenden Nuclei des Gehirns ist der Nucleus basalis Meynert, dessen cholinerge Nervenbahnen bis in den Hippocampus, die Amygdalae und in die gesamte Grosshirnrinde reichen. Gerade im Bereich dieses Nucleus basalis sehen wir bei Demenzpatienten einen besonders starken Neuronenverlust, was das cholinerge Transmittersystem beeinträchtigt. Hier setzen zum Beispiel auch entsprechende Medikamente (Acetylcholinesterasehemmer) an, die die cholinerge Erregungsübertragung verbessern und so die Symptome lindern sollen.
Leistungsdruck, Anspannung und chronischer Stress – es gibt kaum jemanden, der sich solchen Belastungen dauerhaft entziehen kann. Wie wirkt sich das langfristig auf das Gehirn und die kognitive Leistungsfähigkeit aus? Mit welchen strukturellen Veränderungen ist zu rechnen? AE: Man weiss schon seit Längerem, dass chronischer Stress einen Kaskadeneffekt auslöst, der stufenweise über Angst, Schlafstörungen und Burn-out-Symptome zu einer klinisch manifesten Depression und schliesslich zu Demenzerkrankungen führen kann. Stress ist also ebenfalls ein wichtiger Auslöser für Demenzerkrankungen. Was wir heute auch wissen, ist, dass häufige depressive Episoden das Risiko erhöhen, an einer Demenz zu erkranken, besonders wenn sich die Depression im höheren Lebensalter ausbildet. Häufig
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geht die Depression ja auch mit kognitiven Defiziten einher. Selbst wenn die depressive Symptomatik nach einiger Zeit verschwindet, können die kognitiven Defizite bleiben, was schliesslich in einer Demenz endet. Diese Komorbidität zwischen Depression und Demenz zeigt sich auch bei den Patienten: Sehr viele Demenzkranke haben eine depressive Symptomatik, und umgekehrt weisen viele depressive Patienten auch kognitive Beeinträchtigungen auf – was manchmal leider nicht beachtet wird.
Unter Stress schüttet die Nebennierenrinde vermehrt Cortisol aus. Ist das Stresshormon also auch ursächlich an der Ausbildung depressiver Symptome beteiligt – insbesondere wenn der Cortisolspiegel über längere Zeit höher ist als normal? AE: Unter Stressbedingungen wird die HPA-(Hypophyse-Hypothalamus-Nebennierenrinden-)Achse verstärkt aktiviert, die dann die Ausschüttung von Cortisol bewirkt. Bei chronischem Stress kommt es zu einer Deregulation dieses Systems. Das heisst, die Cortisolspiegel bleiben über längere Zeit erhöht, auch wenn der direkte Stressor nicht mehr vorhanden ist. Da Cortisol ein Biomarker ist, der sich messen lässt, konnte so beispielsweise nachgewiesen werden, dass das «Aufwachcortisol» bei depressiven Patienten tatsächlich erhöht ist. Cortisol kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und so unmittelbar im Gehirn seine Wirkung entfalten. Im Tiermodell hat sich bestätigt, dass stressbedingt erhöhtes Cortisol ins Gehirn gelangt und dort nach gewisser Zeit sogar kognitive Defizite bis hin zu Nervenzelluntergängen auslösen kann. Der kausale Zusammenhang liess sich beim Menschen bisher allerdings noch nicht nachweisen.
Man kann aber davon ausgehen, dass hohe Cortisolspiegel offenbar auch Auslöser depressiver Symptome sind. Diese müssen letztlich – wenn man den Kaskadeneffekt zugrunde legt – wiederum als Vorstufen der Demenz angesehen werden. Dann müsste Cortisol auch zu dem für die Alzheimer-Demenz typischen Abbau cholinerger Neurone beitragen.
AE: Inwieweit Cortisol in der Demenzentwicklung beim Menschen eine Rolle spielt, ist noch zu wenig untersucht. In diesem Zusammenhang darf man auch die für Demenzerkrankungen typischen Veränderungen der Gehirnstrukturen, also die Amyloidplaques und die aus Tau-Protein-Ablagerungen entstehenden neurofibrillären Bündel, nicht ausser Acht lassen. Interessant ist jedoch, dass erhöhter Stress und depressive Symptome offenbar eine Art «Narbenbildung» im Gehirn bewirken, auf die stressempfindliche Menschen mit höherer Vulnerabilität reagieren und daher eher Hirnleistungsstörungen und Demenz entwickeln als stressresistentere Menschen, deren Gehirn – wie bei jedem Gesunden – zwar auch Amyloidplaques und Tau-ProteinAblagerungen aufweist, die aber keine oder weniger Demenz entwickeln. Wie Menschen auf Stress reagieren, ist ohnehin sehr unterschiedlich. Offenbar spielen dabei auch individuelle protektive Genmuster eine erhebliche Rolle. Wer eine entsprechende genetische Ausstattung hat, ist vor den schädigenden Auswirkungen von Stress besser geschützt und belastbarer; wem sie jedoch fehlt, wird dadurch deutlich stressanfälliger – mit allen Konsequenzen, die das nach sich ziehen kann. Auch Umweltfaktoren, Lebensstil, Ernährung und Epigenetik können die jeweiligen Reaktionsmuster beeinflussen.
Gibt es denn eine Möglichkeit, diese Kaskade zu unterbrechen und den Abbau zu hoher Stresshormonspiegel rechtzeitig aktiv zu fördern, bevor man im Burn-out und in Depression versinkt? AE: Wenn die Depression behandelt wird, lassen sich die Cortisolspiegel wieder normalisieren.
Gut, aber wie ist das beispielsweise mit körperlicher Bewegung oder Meditation? AE: Das scheint tatsächlich beides zu funktionieren. Derzeit läuft hier beispielsweise zum Thema Burn-out eine hoch aktuelle Studie, die sogenannte Basel-Burnout-Studie, an der unter anderen auch unsere Forschungsgruppe beteiligt ist und die in Kooperation mit dem hiesigen
Institut für Sportmedizin und der Depressionsabteilung der UPK Basel durchgeführt wird. Im Rahmen dieser Studie werden die teilnehmenden Burn-outPatienten dreimal pro Woche unter sportärztlicher Aufsicht und standardisierten Bedingungen unterschiedlichen aerobischen sportlichen Aktivitäten ausgesetzt wie Velofahren, Rudern oder Ähnlichem. Erste vorläufige Ergebnisse zeigen bereits eindrückliche positive Effekte – und zwar nicht nur auf die kognitiven Fähigkeiten, sondern auch auf die Ausschüttung von Aufwachcortisol, dessen Spiegel sich nach zwölf Trainingswochen signifikant verringert hat. In diesem Zusammenhang untersuchen wir derzeit auch andere Biomarker – diese Ergebnisse liegen jedoch noch nicht vor.
Hat man also glücklicherweise doch noch ein wirksames Instrument in der Hand, um sich selbst zu therapieren? AE: Genau. Aber auch zur Meditation gibt es neue interessante Daten aus einer 2011 publizierten multizentrischen Studie von Serge Brand, Edith HolsboerTrachsler und Koautoren (1). Untersucht wurden hier Meditationsanfänger, die über acht Wochen nach Anleitung eine spezielle Meditationsmethode (Stressbewältigung durch Achtsamkeit) mit verschiedenen Übungselementen praktizierten, sowie erfahrene Langzeitmeditierende. Es zeigte sich, dass nicht nur Langzeiterfahrung mit Meditation die Ausschüttung von Stresshormonen senkt, sondern dass dies auch bereits Meditationsanfängern sehr eindrücklich gelingt. Allerdings muss man hier einschränkend hinzufügen, dass diese Methode zwar sicherlich schön und wirksam, aber nicht für jeden geeignet ist, da sie sehr viel Disziplin erfordert, was das Ganze doch erheblich erschwert.
Immerhin gibt es noch eine weitere Möglichkeit, sich dem negativen Kaskadeneffekt zu entziehen. Spielen denn neben chronischem Stress und seinen Auswirkungen auch oxidative Schädigungen durch freie Radikale eine Rolle bei der Demenzentstehung? Sie gelten ja als Auslöser des natürlichen Alterungsprozesses.
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AE: Die Freie-Radikale-Theorie wird tatsächlich schon seit Jahren als Auslöser des Alterungsprozesses postuliert, der beim Abbau kognitiver Funktionen im Rahmen neurodegenerativer Erkrankungen eine bedeutende Rolle spielt. Im Zusammenhang mit Stress ist der Einfluss freier Radikale weniger untersucht. Allerdings gibt es jetzt neue Daten, die zeigen, dass Stresshormone offenbar direkt auf Mitochondrien einwirken und dadurch auch einen gewissen oxidativen Stress auslösen können. Allerdings stecken diese Forschungen noch in den Kinderschuhen.
Wie sieht es mit Phytotherapeutika wie Gingkozubereitungen aus. Hierzu hatten Sie an anderer Stelle Daten vorgestellt, die zeigten, dass Gingkoinhaltsstoffe das Gehirn möglicherweise vor den negativen Auswirkungen des chronischen Stresses schützen könnten. Was hat es damit auf sich? AE: Gingko ist in diesem Zusammenhang wirklich eine sehr interessante Pflanze. Wie alle pflanzlichen Produkte sind auch Gingkoextrakte Vielstoffgemische, die verschiedene Terpenlactone und Flavonglykoside enthalten. Was sie so besonders macht, sind eben diese gingkospezifischen Flavonoide, die sich in dieser Zusammensetzung in keiner anderen Pflanze finden. Zu Gingko gibt es sehr schöne Daten – die Inhaltsstoffe können die Cortisolspiegel und ihre Auswirkungen reduzieren, wie man am Tiermodell, aber auch beim Menschen zeigen konnte. Ausserdem konnte gezeigt werden, dass Gingko Mitochondrien schützt und oxidative Schädigungen mindern kann – dazu gibt es zahlreiche Publikationen.
Dennoch wird die klinische Wirksamkeit sehr kontrovers diskutiert und immer wieder infrage gestellt. AE: Die Wirksamkeit von Gingko wird vor allem in der Demenzbehandlung kritisch diskutiert und hinterfragt. Die Studienergebnisse sind hier verständlicherweise sehr inkonsistent, denn der Krankheitsprozess ist in diesem Stadium bereits so weit fortgeschritten, dass eigentlich keine signifikanten Effekte mehr erwartet
werden können. Bei Stressbelastung gibt es jedoch recht gute Daten. Hier wurden zum Beispiel Personen untersucht, die täglich lange und oft unter Stress am Computer arbeiten. Anhand der Fehlerraten konnte man zeigen, dass sich unter Gingko die Leistungsfähigkeit verbessert und die Fehlerrate abnimmt.
Wenn dem so ist, könnte doch die rechtzeitige Einnahme von Gingko bei chronischem Stress möglicherweise verhindern, dass die oben erwähnte Kaskade in Gang kommt und man in Burn-out- beziehungsweise depressive Zustände abgleitet? AE: Das klingt zwar logisch, aber noch fehlt dazu bisher die Evidenz. Allerdings läuft derzeit eine Gingkopräventionsstudie in Frankreich, die noch nicht ganz ausgewertet ist. Erste Daten bei einer Untergruppe der Studienpopulation zeigen jedoch, dass sich die Prävalenz der Alzheimer-Demenz durch eine regelmässige über mehrere Jahre dauernde konstante Einnahme von Gingkopräparaten offenbar reduzieren lässt. Dies würde also für einen solchen Effekt sprechen. Die grundsätzliche Frage ist jedoch, ab welchem Alter demenzpräventive Massnahmen sinnvollerweise einsetzen sollten. Zum Beispiel wurde in «Jama» vor einigen Jahren eine US-amerikanische Studie publiziert, in die mehrheitlich über 75-jährige Personen eingeschlossen wurden. Untersucht werden sollte, ob jene unter diesen Patienten, die Gingkopräparate einnehmen, eine geringere Prävalenz für Alzheimer-Demenz aufweisen. Die Studienergebnisse waren jedoch nicht aussagekräftig, was nicht erstaunt. Aus meiner Sicht muss die Demenzprävention, wenn sie erfolgreich sein soll, wesentlich früher einsetzen – also spätestens ab etwa dem 40. bis 50. Altersjahr und nicht erst mit 75. Man sollte nicht vergessen, dass die typischen Alzheimer-Veränderungen im Gehirn oft mehr als 30 Jahre alt sind. Das ist auch das grosse Problem in der Demenztherapie. Die Behandlung setzt erst ein, wenn die pathologischen Veränderungen im Gehirn schon so weit fortgeschritten sind, dass die Erkrankung im besten Fall vielleicht verzögert, aber sicher nicht mehr aufgehalten werden
kann. Aufgrund seiner Plastizität hat das Gehirn zwar die Kapazität, Neuronenund nachfolgende Funktionsverluste bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren (was man auch nach Schlaganfällen beobachten kann), aber wenn erst die Demenzdiagnose gestellt wird, ist diese kognitive Reserve in der Regel bereits ausgeschöpft – da geht es nur noch abwärts.
Sie sprachen vorhin auch die Ernährung an, die auf die Arbeit und die Leistungsfähigkeit des Gehirns ebenfalls Einfluss nehmen kann – in wieweit ist das tatsächlich der Fall? AE: Epidemiologische Studien zeigen sehr schön den Einfluss einer gesunden Ernährung – mehr als die Zufuhr einzelner Vitamine. Hier ist die Datenlage eher schlecht. Aber man ist inzwischen ja davon überzeugt, dass man nicht einzelne Vitamine einnehmen, sondern die Vielfalt der Mikronährstoffe in einer Frucht oder in Gemüse nutzen soll, deren Wirkung sich dann in ihrem natürlichen Zusammenspiel entfaltet. Hier wird vor allem die mediterrane Diät mit ihrem hohen Anteil an Gemüse und Fisch empfohlen, dazu gibt es gute und überzeugende Daten. Empfohlen wird zudem, wenig rotes Fleisch, sondern eher Geflügel zu essen sowie Olivenöl zu verwenden und ein Glas Rotwein am Tag zu trinken – das sind in etwa die Zutaten, die ein gesundes Altern erlauben und die sich auch protektiv auf die Gehirnleistung auswirken.
Wie müssen also sinnvolle Konzepte aussehen, um das Gehirn vor dem Verlust kognitiver Funktionen zu schützen? AE: Wer Demenzprävention betreiben und seine kognitive Leistungsfähigkeit möglichst lange erhalten möchte, sollte nicht nur regelmässig sein Gehirn trainieren, sondern sich auch regelmässig körperlich bewegen. Und zwar reichen hier schon stramme Spaziergänge, die täglich oder mindestens drei- bis viermal die Woche erfolgen sollten. Wobei die physikalische Aktivität dann besonders effektiv ist – und das konnte man auch bei Tierversuchen beobachten –, wenn das Bewegungstraining in einer abwechslungsreichen Umgebung (enriched environment)
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stattfindet, die zusätzlich interessante Eindrücke und Beobachtungen erlaubt und den Menschen auch emotional anspricht. Ausserdem sollte man auf eine ausgewogene, obst- und gemüsereiche Ernährung achten, die auch ausreichend Fischmahlzeiten – und hier bevorzugt fettreiche Kaltwasserfische – enthalten sollte, damit genügend Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden, die für unsere Gehirnfunktionen eine wichtige Rolle spielen. Gesichert ist ja, dass diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren für die kindliche Gehirnentwicklung essenziell sind. Ihr Einfluss auf den Erhalt der kognitiven Leistungsfähigkeit im Alter ist derzeit noch Gegenstand verschiedener Studien. Hier stehen die Ergebnisse noch aus. Entsprechende Daten fehlen auch noch für den Einsatz von Gingkoextrak-
ten, wie wir bereits gesehen haben. Diese Studien sind teuer und nicht einfach durchzuführen, weil sie über mehrere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte laufen müssten, um sichere evidenzbasierte Daten zu gewinnen. Und das ist schwierig.
Was ist also kurz gefasst Ihr abschliessender Tipp für bleibende geistige Fitness? AE: Regelmässige ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, hin und wieder Fleisch- (möglichst weisses) und wöchentliche Fischmahlzeiten – damit ist gewährleistet, dass auch die Vielfalt der Nährstoffe aufgenommen wird, die das Gehirn für seine Leistungsfähigkeit benötigt. Ebenso wichtig sind regelmässige körperliche Bewegung, vielfältige geistige Aktivitäten und regelmässiges Gedächtnistraining – und vor allem nicht zu
viel Fernsehen, das erfordert keine geistige Eigenleistung und stumpft ab. Last but not least sollte man sich möglichst eine positive, optimistische Lebenseinstellung bewahren!
Frau Prof. Eckert, besten Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Claudia Reinke.
Weiterführende Literatur: 1. Brand S, Holsboer-Trachsler E, Naranjo JR, Schmidt S. Influence of Mindfulness Practice on Cortisol and Sleep in Long-Term and Short-Term Meditators. Neuropsychobiology 2012 Feb 24; 65 (3): 109–118. [Epub ahead of print] 2. Kaschel R. Specific memory effects of Ginkgo biloba extract EGb 761 in middle-aged healthy Volunteers. Phytomedicine 2011. 18: 1202–1207. 3. Kaschel R. Ginkgo-Extrakt bei Personen mit nachlassender mentaler Leistungsfähigkeit. Pharmazie in unserer Zeit, Volume 38, Issue 5, Article first published online: 26. Aug. 2009.
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