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Vitamine bieten keinen Schutz vor Krebserkrankungen
Schlechte Zeiten für Vitaminsupplemente: Verschiedene kürzlich erschienene US-amerikanische Studien (1–3) berichten übereinstimmend, dass die Zufuhr hoch dosierter Vitamine in der Krebsprävention nicht die erhofften Effekte hat. Die Einnahme von Vitamin E, Vitamin C, Betacarotin oder dem Spurenelement Selen verringert weder bei Männern noch bei Frauen das Risiko, an Krebs zu erkranken.
In der Women’s Antioxidant Cardiovascular Study – einer randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studie – untersuchten Lin et al. die Auswirkungen von Vitaminsupplementen auf das Krebsrisiko von rund 8000 Frauen (1). Knapp zehn Jahre nahmen die Probandinnen Vitamin C (täglich 500 mg) sowie jeden zweiten Tag Vitamin E (600 IE) und 50 mg Betacarotin ein. Damit lagen die Dosierungen weit über den Mengen, wie sie durch eine vitaminreiche, ausgewogene Ernährung zugeführt werden können. Während der Studiendauer erkrankten 624 Frauen an invasiven Karzinomen, 176 starben daran. Zusammenfassend stellen
die Forscher vom Brigham and Women’s Hospital und der Harvard Medical School, beide in Boston, fest, dass sich durch eine Supplementation mit Vitamin C, E oder Betacarotin – im Vergleich zur Plazebogruppe – kein genereller Benefit in der Primärprävention von Krebserkrankungen oder krebsbedingter Mortalität erreichen lässt. Eine vergleichbare Fragestellung untersuchten zwei weitere grosse US-amerikanische Studien, die ebenfalls im Januar 2009 in «JAMA» erschienen sind. In der ebenfalls vom Brigham and Women’s Hospital initiierten Studie (2) wurde bei 14 641 Ärzten untersucht, inwieweit eine
regelmässige Einnahme von Vitamin C
(500 mg/Tag) und E (400 IE jeden 2. Tag)
das Risiko, an Prostatakrebs oder anderen
Krebsarten zu erkranken, verringert. In-
nerhalb von acht Jahren wurden 1008
Prostatakarzinome und 1943 andere Kar-
zinomarten diagnostiziert. Im Vergleich
zu Plazebo konnte die Inzidenz der Krebs-
erkrankungen weder durch die Einnahme
von Vitamin C noch durch Vitamin E signi-
fikant beeinflusst werden.
Zu ähnlichen Ergebnissen kam die SE-
LECT-Studie, die den präventiven Effekt
von Selen (200 µg/Tag) und Vitamin E
(400 IE/Tag) auf die Inzidenz des Prostata-
karzinoms sowie anderer Krebsarten ge-
nauer untersuchen wollte (3). An der auf
sieben Jahre angelegten plazebokontrol-
lierten Doppelblindstudie beteiligten
sich 35 533 gesunde Männer, die rando-
misiert entweder Selen oder Vitamin E,
beide Substanzen oder Plazebo erhielten.
Aufgrund enttäuschender Ergebnisse
(nicht signifikante Anstiege des Prostata-
karzinomrisikos in der Vitamin-E- bezie-
hungsweise von Typ-2-Diabetes in der Se-
lengruppe) wurde die Studie bereits nach
fünf Jahren abgebrochen. Insgesamt
zeigte sich auch hier, dass weder Selen
noch Vitamin E – ob allein oder in Kombi-
nation gegeben – in der Lage waren, das
Auftreten von Prostatakarzinomen zu
verhindern.
CR
Quellen: 1. Lin J, Cook NR, Albert Ch et al. Vitamins C and E and Beta Carotene Supplementation and Cancer Risk: A Randomized Controlled Trial. J Natl Cancer Inst 2009; 101(1): 14–23; doi: 10.1093/jnci/djn438 2. Gaziano JM, Glynn RJ, Christen WG et al. Vitamins E and C in the prevention of prostate and total cancer in men: the Physicians’ Health Study II randomized controlled trial. JAMA 2009 Jan 7; 301 (1): 52–62. 3. Lippman SM, Klein EA, Goodman PJ et al. Effect of selenium and vitamin E on risk of prostate cancer and other cancers: the Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial (SELECT). JAMA 2009 Jan 7; 301 (1): 39–51.
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