Transkript
Lifestyle
Küchenkräuter von A bis Z
Wer in Gewürz- und Kräuterbüchern
blättert oder ins Internet schaut, der
findet über 100 Kräuter von Absinth
bis Zitronenmelisse, die den unter-
schiedlichsten Speisen und Ge-
schmacksrichtungen ein jeweils cha-
rakteristisches Flair verleihen.
Heidi Rohde-Germann
Küchenkräuter sind vielfältig einsetzbare Geschmackskorrigenzien, deren Verwendung von Fisch- und Fleischgerichten bis hin zu Gemüse und Süssigkeiten reicht. Oft werden auch Kräutermischungen verwendet wie die Herbes de Provence, das Bouquet garni oder Curry, eine Pulvermischung aus 10 bis 36 Gewürzen, die je nach Zusammensetzung in Geschmack und Schärfe variiert. Während wir fertige Currymischungen kaufen und verwenden, mischen indische Hausfrauen ihren Curry selbst und geben ihren Fleisch-, Fisch- oder Gemüsegerichten jeweils ganz individuelle Geschmacksnoten – je weiter südlich, desto schärfer.
Frische Kräuter haben die intensivste Würzkraft, weshalb man einige Sorten am besten selbst pflanzt und in Töpfen auf der Terrasse oder im Garten an halbschattigen Orten frisch zur Verfügung hat. Sorten wie Rosmarin, Salbei, Liebstöckel, Minze, Thymian, Zitronenmelisse oder Oregano gedeihen so über Jahre. Knoblauchzwiebelzehen treiben in feuchter Erde bei Zimmertemperatur rasch aus, ihr Grün eignet sich vorzüglich zum Würzen!
Das Konservieren von Kräutern geschieht meist durch Trocknen, Einfrieren oder Einlegen in Öl oder Essig. Zum Trocknen werden die Kräuter am einfachsten straussweise an einem warmen Ort kopfüber aufgehängt. Direkte Sonneneinwirkung soll dabei vermieden werden. Die trockenen Kräuter werden durch ein grobes Sieb getrieben und anschliessend in einem dunkel gefärbten Glas oder einer Weissblechdose
Grossblättriges Basilikum
Oregano
aufbewahrt. Das Einfrieren lässt sich am besten bewerkstelligen, indem man die Kräuter fein gehackt in kleinsten Kunststoffdosen einfriert oder im Eiswürfelbehälter mit Wasser gefriert. Beim Einlegen in Öl werden die frisch gehackten Kräuter mit Oliven- oder Sonnenblumenöl übergossen, sodass eine mindestens 2 Millimeter hohe Ölschicht die Kräuter bedeckt. Auch Weissweinessig kann zur Konservierung gebraucht werden, meist wird dieser Kräuteressig für Salate verwendet. Konservierte Kräuter werden üblicherweise innerhalb von Monaten (getrocknete in einem Jahr) verwendet, da ihre Würzkraft abnimmt.
Küchenkräuter werden vielfach auch in der Hausmedizin eingesetzt: als Tee, Würzwein, wie zum Beispiel der Wermutwein, oder in Balsamen, Tinkturen und Massageölen. Da sich pflanzliche
Rosmarin
Minze
ätherische Öle gut in Oliven-, Sonnen-
blumen- oder Mandelöl extrahieren
lassen, sind solche Kräuteröle seit lan-
gem beliebt. In der Regel wird auf ei-
nen Liter Öl eine Hand voll getrockne-
ter Kräuter in eine Flasche gegeben
und diese gut verschlossen während
etwa drei Wochen an die Sonne ge-
stellt. Bei Johanniskraut löst sich der
rote Farbstoff Hypericin heraus, was
dem Öl eine entsprechende Farbe ver-
leiht. Nach Absieben der Kräuter wer-
den solche Kräuteröle zum Einreiben,
als Massageöl oder Badezusatz verwen-
det; ihre Haltbarkeit beträgt allerdings
wenige Monate, da sie leicht ranzig
werden. Für Massageöle gelangen vor-
nehmlich Lavendel, Rosmarin, Ka-
mille, Minze, Melisse und Arnika zur
Anwendung.
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56 Nr. 3 • 2004