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3 • 2020
Medizin im Fokus
Antikörper gegen alpha-Synuclein Parkinson-Impfstoff in Phase-1
Seit Jahren ist die medizinische Forschung auf der Suche nach neuen, wirksamen Therapieansätzen gegen Morbus Parkinson. Als neues, vielversprechendes Angriffsziel hat sich in den letzten Jahren das Protein alpha-Synuclein herauskristallisiert, nachdem klar wurde, dass dieses sich in fehlgefalteter und aggregierter Form in den für M. Parkinson typischen Lewy-Körperchen ablagert und so den Untergang Dopamin produzierender Zellen in der Substantia nigra verursacht. Ein neu entwickelter Impfstoff (PD01A) soll nun die Ablagerung aggregierter alpha-Synuclein-Moleküle im Gehirn von Parkinson-Patienten verhindern. Das Konzept könnte funktionieren.
Zur Sicherheit und Verträglichkeit verschiedener Antikörper gegen alpha-Synuclein wurden inzwischen bereits einige Studien durchgeführt. Dabei zeigte sich jeweils, dass die passive Immuntherapie ungebundenes alpha-Synuclein im Serum dosisabhängig verringerte. Ein anderes For-
schungskonzept setzte dagegen auf eine aktive Immunisierung und entwickelte mit PD01A ein aus acht Aminosäuren bestehendes Antigen, das im Gehirn parkinsonkranker Patienten die Bildung spezifischer Antikörper gegen alpha-Synucleinaggregate induzieren sollte.
PD01A fördert die Antikörperbildung In der im Lancet Neurology aktuell publizierten randomisierten, kontrollierten, monozentrisch durchgeführten Phase-1-Studie ging es zunächst um die Sicherheit und Verträglichkeit des Impfstoffs PD01A, in zweiter Linie aber auch darum, ob eine Immunisierung damit überhaupt zur Ausbildung spezifischer Antikörper gegen alphaSynucleinaggregate führen würde (1). In die Studie eingeschlossen wurden ausschliesslich Patienten, die sich erst im Frühstadium der Erkrankung befanden; sie waren im Mittel 55 Jahre alt. Der Impfstoff wurde in zwei verschiedenen Dosierungen (15 g und 75 g) an zwei Patientengruppen (n=12) verabreicht. Geimpft wurden alle diese Patienten jeweils 4-mal in monatlichem Abstand, gefolgt von einem Beobachtungszeitraum von 3,5 Jahren. Es zeigte sich, dass der Antikör-
pertiter in der mit 15 g geimpften Patienten-
gruppe von 1:46 zu Studienbeginn auf 1:3580
nach 12 Wochen anstieg; in der mit 75µg behan-
delten Gruppe erhöhten sie sich von 1:76 auf
1:2462 im gleichen Zeitraum. Innerhalb von zwei
Jahren fielen die Titer wieder auf ihren Ausgangs-
wert zurück, konnten jedoch nach einer Auffrisch-
impfung ab Woche 116 rasch wieder auf Werte von
etwa 1:20218 reaktiviert werden. Insgesamt er-
wies sich die wiederholte Immmunisierung für die
Patienten als sicher und weitgehend gut verträg-
lich. Darüber hinaus schien es, dass die höhere
Impfdosis im Liquor eine deutlich verringerte Kon-
zentration der toxischen alpha-Synuclein-Aggre-
gate bewirken könnte.
Weitere Studien sind in Vorbereitung, um die bis-
her vielversprechenden Ergebnisse der Impfung
zu bestätigen und ihren Einfluss auf den Krank-
heitsverlauf sowie ihre klinische Wirksamkeit zu
untersuchen.
CR
Literatur: 1. Volc D, Poewe W, Kutzelnigg A, Lührs P et al.: Safety and immunogenicity of the a-synuclein active immunotherapeutic PD01A in patients with Parkinson’s disease: a randomized, single-blinded, phase 1 trial. Lancet Neurol 2020; 19(7): 591–600. Doi: 10.1016/S1474-4422(20)30136-8.
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