Transkript
Fortbildung
4 • 2019
Häufige intraartikuläre und periartikuläre Infiltrationen in der Praxis
Teil 2: Infiltrationen am Kniegelenk
Für die allgemeinen Hinweise zur korrekten Durchführung einer intraartiku-
Von Andreas W. Krebs
Kniegelenkspunktion und/oder Infiltration (intraartikulär)
lären Infiltration sei auf die Einführung
Indikation: Eine Gonarthritis ist die häufigste
im ersten Teil dieser Artikelserie (doXmedical 3/19)
Monarthritis (z.B. reaktive Arthritis, Kristallarthritis, Lyme-
verwiesen, die ausführliche Informationen zu Indi-
Arthritis etc.) (Abbildung 1). Eine klare Diagnose erfordert in
kationen, Kontraindikationen und Nebenwirkungen
aller Regel eine Analyse des Gelenkpunktates; damit ist die
sowie zur Punktionstechnik enthält. Im nachfolgen-
(diagnostische) Kniegelenkspunktion die häufigste intraar-
den Beitrag stehen Instillationen bei Kniegelenks-
tikuläre Punktion in der Praxis. Gleichzeitig ist bei jeder nicht
erkrankungen im Mittelpunkt.
infektiösen Gonarthritis sowie bei einer aktivierten Gon-
arthrose (oder einer degenerativen Meniskusläsion beim
älteren Patienten) therapeutisch eine intraartikuläre Steroid-
infiltration sinnvoll. Die Kniegelenkspunktion ist technisch 1a einfach und bei korrekter Durchführung schmerzarm.
Punktionsort: Da sich der Gelenkserguss primär im Recessus
suprapatellaris ansammelt (und nicht im Gelenkspalt zwi-
schen Femur und Tibia), erfolgt die Ergusspunktion am ein-
fachsten von lateral in den suprapatellären Recessus. Auch
für die intraartikuläre Infiltration empfiehlt sich primär dieser
technisch einfachste und für den Patienten schmerzärmste
Zugang. Alternativ kann der Gelenkraum bei 90 Grad ge-
beugtem Knie auch von anterior her medial oder lateral des
Ligamentum patellae erreicht werden.
Infiltrationstechnik: Patient in Rückenlage mit gestrecktem
oder leicht gebeugtem Kniegelenk. Identifikation und Palpa-
tion des Patellaoberpols von lateral, Markierung der Infiltra-
1b tionsstelle ca. 1 cm unterhalb des Patellaoberpoles, korrekte
Desinfektion, Punktion oder Infiltration in den Recessus su-
prapatellaris (schwarze Nadel, 22G). Die Nadel zielt nach me-
dial/cranial ca. 2 cm tief. Vor jeder Infiltration soll möglichst
aller Erguss abpunktiert werden, dazu kann allenfalls mit der
anderen Hand der mediale Recessus gleichzeitig komprimiert
werden. Die Infiltration sollte widerstandslos und ohne
Schmerzen erfolgen. Im Falle einer Steroidinfiltration werden
40 mg Triamcinolonacetonid oder 20 mg Triamcinolonhexa-
cetonid infiltriert (gemischt mit Lidocain oder NaCl, totales
Volumen 5 ml).
Abbildung 1: Infiltration unter die Patella in das Kniegelenk
– 20 –
4 • 2019 2a
Fortbildung
3a
2b 3b
Abbildung 2: Instillation in die Bursa
Abbildung 3: Lokale Steroidinfiltration periartikulär am Beispiel des Pes anserinus medial unterhalb der Kniegelenksspalte.
Bursapunktion am Knie Bursa suprapatellaris Indikation: Diagnostische Punktion bei entzündlicher Bursitis (Kristalle? Infekt?). Steroidinfiltration bei nicht infektiöser Bursitis (20 mg Triamcinolonacetonid oder 10 mg Triamcinolonhexacetonid) (Abbildung 2). Infiltrationstechnik: Identifikation und Palpation zum Beispiel der Bursa präpatellaris, der Bursa infrapatellaris superficialis (anterior der Insertion der Patellarsehne an der Tibia), der Bursa infrapatellaris profunda oder der Semimembranosus-Gastrognemius-Bursa («Bakerzyste»). Markierung der Infiltrationsstelle, Desinfektion, Infiltration in die Bursa. Für die sichere Punktion der Semimembranosus-Gastrognemius-Bursa («Bakerzyste») popliteal ist die Lokalisation der Punktionstelle (stets medial des Gefässnervenbündels!) mit Ultraschall zu empfehlen. Patient liegt dazu in Bauchlage. Im Hinblick auf eine Infiltration ist zu bedenken, dass eine sol-
– 21 –
che Zyste in aller Regel Folge einer Pathologie im Kniegelenk ist; sie kann zwar, wenn sie gross ist, zur Symptomlinderung punktiert werden, eine eventuelle Steroidinfiltration sollte jedoch in aller Regel besser ins Kniegelenk erfolgen.
Periartikuläre Infiltrationen
Indikation: Gelegentlich entspringen Knieschmerzen nicht
direkt dem Gelenk, sondern sind periartikulär bedingt (z.B.
Ansätze der Kollateralbänder, Pes anserinus) (Abbildung 3).
Infiltrationstechnik: In diesem Fall ist eine Steroidinfiltration
loco dolenti (kleine Steroiddosis: 10 mg Triamcinolonaceto-
nid oder 5 mg Triamcinolonhexacetonid mit etwas Lidocain)
sinnvoll.
x
Korrespondenzadresse: Dr. med. Andreas W. Krebs Facharzt FMH für Rheumatologie und Innere Medizin 8302 Kloten