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Medizin im Fokus
1 • 2019
Impfstoff gegen Chikungunya in Sicht
Die von der Stechmücke Aedes aegypti übertragene Tropenkrankheit Chikungunya ist eine Viruserkrankung, die mit hohem Fieber und schweren Muskelund Gelenkschmerzen einhergeht, die schlimmstenfalls über Monate und Jahre zu Langzeitbehinderungen führen können. Bisher gibt es keinen spezifischen Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus. Jetzt besteht jedoch berechtigte Hoffnung, dass sich dies ändern könnte, wie eine kürzlich in «Lancet» publizierte Studie zeigt (1).
In der doppelblinden, plazebokontrollierten, randomisierten Phase-2-Studie mit 263 Teilnehmern
hat sich ein von Forschern der Unimedizin Rostock gemeinsam mit dem Wiener BiotechnologieUnternehmen Themis entwickelter Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus als erfolgreich erwiesen. Beim Impfstoff (MV-CHIK) handelt es sich um einen abgeschwächten Lebendimpfstoff auf Basis eines Masernvirus-Vektors, der chikungunyaeigene Strukturproteine exprimiert. In den Behandlungsgruppen konnten nach zwei Injektionen Antikörper bei 86,4 bis 100 Prozent der Geimpften nachgewiesen werden. Offenbar wirkt das Masern-Impfvirus als Vermittler der Immunantwort gegen Chikungunya, das heisst, dass sich neutralisierende Chikungunya-Antikörper bilden, wenn sich das Chikungunya-Antigen exprimierende Masernvirus vermehrt. Der Impfstoff erwies
sich als sicher und gut verträglich und zeigte eine
gute Immunogenität, unabhängig von einer be-
reits existierenden Immunität gegen den Vektor.
Aufgrund der positiven Ergebnisse der Phase-2-
Studie erachten die Autoren MV-CHIK als mögli-
chen vielversprechenden Kandidaten für einen
Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus. Eine
Phase-3-Studie ist in Vorbereitung. Allerdings
wird es erfahrungsgemäss noch einige Jahre dau-
ern, bis der Impfstoff flächendeckend zum Einsatz
kommen kann.
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Literatur: 1. Reisinger EC, Tschismarov R, Beubler E, Wiedermann U et al.: Immunogenicity, safety, and tolerability of the measles-vectored chikungunya virus vaccine MV-CHIK: a double-blind, randomised, placebo-controlled and active-controlled phase 2 trial. Lancet 2019; 392 (10165): 2718–2727. Doi: 10.1016/SO140-6736(18)32488-7.
Arthrose – Ungesunde Ernährung kann Gelenkknorpel und Knochen schädigen
Ein hoher Anteil an Zucker und gesättigten Fettsäuren in der Ernährung führt langfristig nicht nur zu einem metabolischen Syndrom, sondern könnte darüber hinaus auch erhebliche Schäden an Gelenken, Knorpel und Knochen verursachen, wie eine aktuelle in «Scientific Reports» erschienene Studie eindrücklich zeigt.
Unter den über 65-jährigen Patienten ist die Prävalenz von Adipositas und Arthrose besonders ausgeprägt. Auf der Suche nach guten und nachhaltigen Behandlungsoptionen für diese häufig gemeinsam auftretenden Probleme haben Forscher der Universität von Southern Queensland (AUS) untersucht, inwieweit die Arthrose bei Adipösen, neben den Auswirkungen der hohen Gewichtsbelastung auf Hüften und Kniegelenke, auch durch die Ernährung beeinflusst wird. Um der Sache auf den Grund zu gehen, wurden Ratten entweder mit Mais oder verschiedenen Diäten gefüttert, die neben einem hohen Zucker-
anteil unterschiedliche gesättigte Fettsäuren enthielten, die alle in der Ernährung westlicher Länder häufig Verwendung finden. Bereits nach kurzer Zeit wiesen diese Tiere erste Anzeichen einer abdominalen Adipositas auf mit allen Begleiterscheinungen eines metabolischen Syndroms wie erhöhtem Blutzucker, Fettleber, atherosklerotischen Gefässveränderungen und Hypertonie.
Die Zufuhr langkettiger Fettsäuren ist Gift für Knorpel und Knochen 16 Wochen nach Beginn des Experiments konnten aber auch erste erkennbare Schäden an den Gelenken festgestellt werden, die nicht allein auf die durch Adipositas verursachte Gewichtsbelastung zurückzuführen waren. In den Kniegelenken zeigten sich die typischen Anzeichen arthrotischer Veränderungen, die mit einem wachsenden Verlust an Knorpelzellen und einer gestörten Knochenstruktur unterhalb des Gelenkknorpels einhergingen. Das Ausmass der Schäden korrelierte dabei mit der Kettenlänge der zugefütterten Fettsäuren. Während eine Diät mit hohem Anteil an
Laurinsäure, eine in Kokosöl enthaltene, mit
12 Kohlenstoffatomen (C12) relativ kurzkettige
Fettsäure, sich für den Gelenkerhalt als am güns-
tigsten erwies, nahmen die Gelenkschäden nach
Zufuhr längerkettiger Fettsäuren, wie Myristin-
säure (C14), Palmitinsäure (C16) oder Stearin-
säure (C18) deutlich zu. Ratten, deren Diät zu-
nächst stearinsäurehaltige tierische Fette wie
Rindertalg enthielt, erholten sich jedoch teilweise
von den pathologischen Gelenkveränderungen,
wenn sie weiterhin Laurinsäure erhielten. Parallel
laufende Zellkulturexperimente bestätigten den
positiven Einfluss der kurzkettigen Fettsäuren:
Unter Laurinsäure erhöhte sich die Freisetzung
von Proteoglykanen, die dem Knorpelgewebe
seine Festigkeit und Elastizität verleihen. Auf-
grund dieser Befunde schlagen die Autoren vor,
die gelenkschützenden Effekte der Laurinsäure in
klinischen Studien am Menschen genauer zu un-
tersuchen.
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Literatur: Sekar S, Shafie SR, Prasadam I et al.: Saturated fatty acids induce development of both metabolic syndrome and osteoarthritis in rats. SciRep 2017 Apr 18;7: 46457.
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