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KONGRESSBERICHT
EADV 2023
Alopecia areata
Sildenafil lässt auch Haare wachsen
Eine topische Zubereitung des PDE-5-Hemmers Sildenafil kann Patienten mit Alopecia areata helfen: Der als Mittel gegen erektile Dysfunktion bekannte Wirkstoff kann das Haarwachstum auf den kreisrunden Kahlstellen anregen.
JAK-Inhibitoren, wie das kürzlich in der EU zugelassene Ritlecitinib, gelten als Durchbruch bei der Therapie von Patienten mit Alopecia areata (AA). Nachteil: sie sind nicht überall verfügbar, haben als systemische Therapie ein höheres Nebenwirkungsrisiko – und sie sind teuer. Da lohnt sich die Suche nach preiswerten, topischen Alternativen, vor allem unter den bereits bekannten Substanzen.
Minoxidil vs. Sildenafil-Liposomen
Hier sind offenbar ägyptische Dermatologen fündig geworden: Der Phosphodiesterase-5-Inhibitor Sildenafil – besser bekannt unter dem Namen Viagra® als Wirkstoff gegen erektile Dysfunktion – kann offenbar das Haarwachstum fördern. Unter der Leitung von Dr. Sara Awad verglichen die Dermatologen von der Universität in Assiut (Ägypten) eine topische Zubereitung des PDE-5-Hemmers mit einem Minoxidil-Gel, wie es auch bei androgenetischer Alopezie eingesetzt wird. 28 Patienten mit fleckiger AA erhielten über 8 Wochen entweder 5-prozentiges Minoxidil-Gel oder eine 1-prozentige Sildenafil-Liposomen-Lösung zur 2-mal täglichen lokalen Anwendung auf den betroffenen Stellen.
Schnelleres Ansprechen unter Sildenafil
Ergebnis: In beiden Gruppen verbesserte sich der SALT-Score (Severity of Alopecia Tool = Index zum
AA-Schweregrad) signifikant. Diese Verbesserung wurde bereits nach 4 Wochen bei den mit Sildenafil behandelten Patienten festgestellt (p = 0,007), aber erst nach 8 Wochen in der Minoxidil-Gruppe (p = 0,011).
Neues Vellushaar bei allen Sildenafil-Patienten
Bei der dermatoskopischen Beurteilung wurde in
beiden Gruppen ein signifikanter Rückgang der dys-
trophischen Haare festgestellt (p < 0,05). Alle Patien- ten in der Sildenafil-Gruppe hatten neues Vellushaar und bei 13 (81,3%) von ihnen war das Haar pigmen- tiert – im Vergleich zu 7 (58,3%) und 10 (83,3%) Patien- ten in der Minoxidil-Gruppe. In der Sildenafil-Gruppe zeigten 4 Patienten ein Haarwachstum von mehr als 50 Prozent. In der Vergleichsgruppe war das bei kei- nem der Probanden der Fall. Zwar lasse sich mit den Sildenafil-geladenen Liposo- men kein so durchschlagender Erfolg wie mit den JAK-Hemmern erzielen, doch sei der topische PDE- 5-Hemmer ein sicheres und vielversprechendes The- rapeutikum, das einen Versuch wert sei, so die Auto- ren. s Angelika Ramm-Fischer Referenz: 1. Awad S et al.: A novel formulation of Sildenafil-loaded lipid-based nanocarrier for treatment of alopecia areata: A randomized clinical study. EADV 2023, Poster P2710, Abstract Nr. 334. SZD 1/2024 17