Transkript
HIGHLIGHTS AUS DER LITERATUR
Handekzem oder Schuppenflechte?
Molekulardiagnostischer Klassifikator hilft weiter
Das Erscheinungsbild eines Handekzems und einer Psoriasis ist oft sehr ähnlich. Ein auf Molekulardiagnostik beruhender Klassifikator scheint hier gute Dienste zu leisten, wie erste Ergebnisse einer Studie aus Heidelberg nahelegen.
Die Differenzierung zwischen Handekzem und Psoriasis ist wichtig, da sich die Systemtherapie unterscheidet, schreibt ein Autorenteam aus Heidelberg und Freiburg im Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (JDDG) (1). Ein molekularer Klassifikator, der die unterschiedliche Expression der Gene NOS2 und CCL27 erfassen kann, könnte diese Differenzierung erleichtern. Dieses Instrument wurde vor einigen Jahren entwickelt und konnte auch in der Berufsdermatologie in Einzelfällen weiterhelfen. Nun hat die Sektion Berufsdermatologie des Universitätsklinikums Heidelberg vor ca. 2 Jahren eine Studie gestartet, die den Nutzen des Klassifikators prüfen soll. Eingeschlossen werden Patienten mit der Verdachtsdiagnose «Psoriasis palmoplantaris, Differenzialdiagnose: palmoplantares Ekzem». Die Fragestellung: Können durch den Klassifikator der Krankheitsverlauf verkürzt, die Therapiekosten gesenkt, die Krankheitstage reduziert, die Lebensqualität verbessert und langfristig die Ausübung des Berufs ermöglicht werden?
Erste Daten nach einem Jahr
Erste Ergebnisse nach einer Studiendauer von einem Jahr stellten Dr. Philipp Bentz und Kollegen nun vor. Bis dahin konnten Daten von 144 Teilnehmern ausgewertet werden. In erster Linie waren die Patienten in den Bereichen Metall/Elektro und Pflege/Gesundheit tätig. Die Hauterkrankung an den Händen wurde bei knapp der Hälfte der Teilnehmer als mittelschwer eingestuft, bei gut 30 Prozent als schwer und sehr schwer und bei 20 Prozent als leicht.
tienten wurden vom Dermatologen als Psoriasis ein-
gestuft. Diese Diagnose wurde durch den Klassifika-
tor nur in 26 Prozent dieser Fälle bestätigt, gute 2
Drittel (ca. 67%) davon erhielten durch den Klassifika-
tor die Diagnose Ekzem und ca. 6 Prozent waren
nicht eindeutig zuzuordnen. 45,1 Prozent der Patien-
ten erhielten vom Dermatologen das «Label» Ekzem,
was in knapp 80 Prozent dieser Fälle durch den Klas-
sifikator bestätigt wurde. Bei insgesamt 42,4 Prozent
aller Patienten stimmte das Urteil von Dermatologe
und Klassifikator überein.
Es fiel weiterhin auf, dass sich nach sechs Monaten
die durchgeführten Therapien deutlich verändert
hatten. Der Einsatz von topischen Glukokortikoste-
roiden sank von 92,5 auf 59,7 Prozent und derjenige
von topischen Immunmodulatoren von 42,8 auf 22,4
Prozent. Dagegen waren Therapien mit Alitretinoin
von 11,9 auf 23,9 Prozent angestiegen.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass der mo-
lekulare Klassifikator helfen kann, die Diagnosestel-
lung zu optimieren. Dadurch könnte eine zielgerich-
tete Therapie gefördert werden. Ob sich dies günstig
auf die Abheilung und den Wiedereinstieg in den
Beruf auswirkt, sollen die weiteren Nacherhebungen
zeigen.
s
Vera Seifert
Referenz: Bentz P et al.: Clinical Letter: Psoriasis oder Ekzem? JDDG. 2022;20(9):1233-1235.
Erstmals erschienen in Dermaforum 2022;12:19. Der Nachdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags und der Autorin.
Dermatologe vs. Klassifikator
Bei ca. 31,2 Prozent der Patienten konnte vom Dermatologen keine genaue Diagnose gestellt werden. Mithilfe des Klassifikators liessen sich fast alle diese unklaren Fälle bis auf einen entweder der Diagnose Ekzem oder Psoriasis zuordnen. 23,6 Prozent der Pa-
20 SZD 3/2023