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Titel
Hidradenitis suppurativa – Oft zu spät diagnostiziert
Untertitel
-
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Hidradenitis suppurativa oder Acne inversa ist eine chronisch entzündliche Systemerkrankung, die mehr als die Haut betrifft. Die korrekte Diagnose folgt meist erst nach vielen Jahren, was die Therapie nicht gerade vereinfacht.
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-
Rubrik
Schwerpunkt: Psoriasis — KONGRESSBERICHTE
Artikel-ID
61908
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KONGRESSBERICHT

FOBI 2022

Hidradenitis suppurativa
Oft zu spät diagnostiziert
Hidradenitis suppurativa oder Acne inversa ist eine chronisch entzündliche Systemerkrankung, die mehr als die Haut betrifft. Die korrekte Diagnose folgt meist erst nach vielen Jahren, was die Therapie nicht gerade vereinfacht.

Wie Prof. Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie in Hamburg, bei der FOBI berichtete, liege die offizielle Prävalenz der Acne inversa in Deutschland bei 0,03 Prozent, was etwa 24 000 Patienten entspräche. Augustin geht aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Betroffenen eher bei 240 000 liegt, da viele Fälle einfach noch nicht erkannt sind.
Symptome schränken die Lebensqualität stark ein
Erste Symptome können bereits während der Pubertät auftreten, die finale Diagnose folgt jedoch häufig erst bis zu 10 Jahre später. Acne inversa manifestiert sich zunächst in Form von entzündlichen Knoten in Bereichen der Achseln, der Leiste, des Anogenitalbereichs sowie, insbesondere bei Frauen, unter der Brust. Aus den Knoten können sich schmerzhafte kutane bis subkutane Abszesse mit starker Eiterbildung entwickeln. Brechen diese nach aussen spontan auf, tritt ein unangenehm riechendes Eitersekret aus. Die Symptome der Krankheit schränken die Betroffenen stark ein und können zu grosser Scham, sozialer Isolation und oft sogar zu Depressionen führen. Darüber hinaus handelt es sich bei Acne inversa um eine inflammatorische Systemerkrankung, die nicht nur die Haut betrifft, sodass zusätzlich verschiedene Begleiterkrankungen wie metabolisches Syndrom, Spondylarthropathien oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen auftreten können.

Biologika und Chirurgie kombinieren

Je nach Schweregrad sollte die Erkrankung mit medi-

kamentösen oder chirurgischen Therapien – insbe-

sondere mit Antibiotika für maximal 12 Wochen – be-

handelt werden. Da es sich bei Acne inversa um eine

Systemerkrankung handelt, kann der Einsatz einer

systemischen antiinflammatorischen Therapie sinn-

voll sein. Bei unzureichender Besserung sowie bei

mittelschweren bis schweren Fällen sind immunsup-

primierende Biologika eine mögliche Option, die

auch als Langzeittherapie zugelassen ist. Derzeit ver-

fügbare Wirkstoffe wie Adalimumab hemmen an der

Krankheitsentstehung beteiligte proinflammatori-

sche Signalwege, indem sie sich gegen den Tumor-

Nekrose-Faktor alpha (TNF-α) richten. Diese Thera-

pieoptionen können zu einer relevanten, wenn auch

nicht anhaltenden Symptomkontrolle führen.

Eine weitere Zielstruktur für die Therapie sei Interleu-

kin-(IL-)17A. Die Wirksamkeit und die Sicherheit der

IL-17A-Inhibition bei Acne inversa, zum Beispiel mit

dem Wirkstoff Bimekizumab, würden derzeit unter-

sucht, und die ersten Ergebnisse seien positiv. Eine

Zulassung gebe es allerdings noch nicht. Die Kombi-

nation von Biologika und Chirurgie liefere derzeit die

besten Therapieergebnisse, so Augustin.

s

Ingolf Dürr
Quelle: Symposium «Whatʼs new?» bei der dermatologischen Fortbildungswoche (FOBI) am 14. Juli 2022 in München und online.
Erstmals erschienen in: DERMAforum, 2022;26(9):6. Der Nachdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Verlags und des Autors.

12 SZD 5/2022