Transkript
BERICHTE ZUM SCHWERPUNKT
Ästhetische Dermatologie
Nebenwirkungen nach COVID-19Impfung?
Unterspritzungen mit Dermalfillern wie z. B. Hyaluronsäure können in Kombination mit einer SARS-CoV-2-Impfung in sehr seltenen Fällen zu Schwellungen im behandelten Bereich führen. Diese lassen sich in der Regel durch ausreichend grossen zeitlichen Abstand zur COVID-19-Schutzimpfung verhindern.
SZD 2/2022
Derartige Entzündungsreaktionen wurden beispielsweise in der Zulassungsstudie des mRNA-Impfstoffs von Moderna beobachtet: Sie traten hier bei 3 von 15 184 Studienteilnehmern auf. Das ist jedoch kein Grund, auf eine Impfung beziehungsweise BoosterImpfung gegen SARS-CoV-2 zu verzichten. Dr. Joachim Graf von Finckenstein, plastischer und ästhetischer Chirurg sowie Leiter der Praxisklinik in den Seearkaden Starnberg (D), erklärt dazu: «Es handelt sich hier um wenige Einzelfälle. Warum die Schwellungen bei bestimmten Personen auftreten und bei vielen anderen nicht, ist bisher noch nicht vollständig geklärt.» Es werde vermutet, dass eine verzögerte allergische Reaktion auf den Filler durch die SARS-CoV-2Impfung, aber auch durch virale Erkrankungen wie die Grippe oder Herpes hervorgerufen werden kann. «Also dann, wenn das Immunsystem aktiv werden muss», so von Finckenstein.
Wichtiger Hinweis für Patienten
In der Regel klingen die Schwellungen von selbst ab; Antihistaminika oder Kortikosteroide können diesen Prozess noch beschleunigen. «Mögliche Schwellungen stellen keinen Grund dar, sich nicht der CoronaSchutzimpfung zu unterziehen», stellt von Finckenstein klar. Stattdessen sollten Patienten ihren Impfund Unterspritzungstermin so planen, dass sie zeitlich nicht zu nah aufeinanderfolgen. Und ergänzt: «Um das Entstehungsrisiko von Schwellungen zu minimieren, sollten Filler-Behandlungen erst sechs Wochen nach einer Corona-Impfung oder mindestens zwei Wochen – besser noch vier Wochen – vor der Impfung vorgenommen werden.»
Was steckt dahinter?
An der allergischen Reaktion beteiligt könnte der Stabilisator Polyethylenglykol (PEG) sein, der auch in mRNA-Impfstoffen enthalten ist. PEG oder Macrogol werden gerne als Zusatzstoff in Kosmetika, Pharma-
zeutika und auch Lebensmitteln verwendet. So ist PEG 2000 im Vakzin gegen SARS-CoV-2 von Biontech/Pfizer als auch von Moderna zu finden.
Einschätzung der DDG
In der ästhetischen Dermatologie werden seit einiger Zeit Hyaluronsäure-Filler eingesetzt. In die Haut injiziert füllen sie diese von unten auf. Durch ein solches «Anheben» können Falten geglättet werden. Hyaluronsäure-Filler gelten im Allgemeinen als risikoarm und gut verträglich. In seltenen Fällen kann es jedoch – direkt nach der Behandlung oder auch später – zu unerwünschten Reaktionen im Gewebe kommen. Zu solchen Effekten ist es auch bei Unterspritzungen in zeitlicher Nähe zu SARS-CoV-2-Impfungen (mit mRNA-Impfstoff) gekommen. Es handle sich laut der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) um verzögerte Entzündungsreaktionen, die zu Schwellungen (Ödemen) an unterspritzten Stellen führen könnten. Sie seien selten und könnten durch einen ausreichend zeitlichen Abstand zwischen Fillerbehandlung und Impfung verhindert werden. s
Sabine Mack
Dieser Artikel erschien erstmals in: DERMAforum, 2022; 26 (1/2) Seite 9. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Verlags.
Referenzen: 1. Bayerl C: Hyaluronsäure-Filler und COVID-19-Impfung, Deutsche Dermatologische
Gesellschaft (DDG), November 2021. online: https://derma.de/corona/impfunggegen-sars-cov-2/ 2. ASPS Guidance Concerning FDA Reported Adverse Events in Patients with Dermal Fillers Receiving the SARS-CoV-2 mRNA Vaccine, Januar 2021. Online: https://jardineria.librogratis.info/update-https-www.plasticsurgery.org/for-medical-professionals/covid19-member-resources/covid19-vaccine-dermal-fillers 3. Buntz B: Moderna COVID-19 vaccine might cause facial swelling for people with dermal fillers. Drug Discovery & Development Dezember 2020. Online: https://jardineria.librogratis.info/update-https-www.drugdiscoverytrends.com/moderna-covid-19-vaccine-might-cause-facial-swelling-for-people-with-dermal-fillers/ 4. Brüning H et al.: Alle Risikopatienten konnten geimpft werden. Dtsch Dermatolog. 2021;69(6):500–504.
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