Transkript
EADV
Therapie der Psoriasis
Gegen IL-17 oder gegen IL-23 gerichtetes Biologikum wählen?
Die richtige Wahl des ersten Biologikums zur Behandlung der Psoriasis ist von grosser Bedeutung für das langfristige Drug-Survival. Was für die Wahl eines IL-17- bzw. IL-23-Blockers spricht, legte Prof. Curdin Conrad, Lausanne, am virtuellen EADV-Kongress 2020 dar.
Bezüglich der Wirksamkeit haben IL-17- und IL-23-Blocker neue Massstäbe gesetzt. Mit Secukinumab kann nach einem Jahr bei 76,2 Prozent der Patienten ein PASI90-Ansprechen und bei 45,9 Prozent eine völlige Abheilung (PASI100) erzielt werden. Mit dem IL-23-Blocker Risankizumab ist sogar bei 56 Prozent ein PASI100-Ansprechen erreichbar. In einer 12-wöchigen direkten Vergleichsstudie führte der IL-17-Blocker Ixekizumab bei Patienten mit moderater bis schwerer Psoriasis eine raschere Besserung herbei als der IL-23-Blocker Guselkumab (1). Es kam mit Ixekizumab schneller zur kompletten Abheilung aller Hauterscheinungen. In Woche 12 erreichte Ixekizumab bei 41 Prozent ein PASI100-Ansprechen, Guselkumab bei 25 Prozent (1). Während IL-17-Blocker in den ersten 3 Behandlungsmo naten dank rascher Besserung Vorteile bieten, können IL-23Blocker im Langzeitverlauf bezüglich Wirksamkeit vorteilhaft sein. Der IL-17-Blocker Secukinumab war in einer 48-wöchigen multizentrischen direkten Vergleichsstudie bei Patienten mit moderater bis schwerer Plaque-Psoriasis in den ersten 12 Wochen wirksamer als der IL-23-Blocker Guselkumab (2). Anschliessend nahm die Wirksamkeit in der Guselkumab-Gruppe weiter zu und übertraf nach 48 Wochen die
Tabelle:
Hilfe zur Auswahl des ersten Biologikums bei Psoriasis
IL-17-Blocker IL-23-Blocker
Sehr schwere Hauterkrankung
++
+++
Schnelle Wirkung erforderlich
+++
+
Psoriasis-Arthritis
+++ +
Übergewicht
+ +++
Chronisch entzündliche
–
Darmerkrankung in der persönlichen
oder der Familienanamnese
+++
Latente Tbc, Hepatitis B
+++
+++
(nach Curdin Conrad)
Wirksamkeit des Vergleichsbiologikums (PASI90-Ansprechen nach 48 Wochen 84% mit Guselkumab und 70% mit Secukinumab) (2).
Pathogene und nicht pathogene TH17-Zellen
Eine zentrale Rolle bei der Pathogenese der Psoriasis spielt die
Achse dendritische Zelle ➞ IL-23 ➞ TH17-Zelle ➞ IL-17.
Bei der Behandlung mit Biologika ist darauf zu achten, ob das
übergeordnete IL-23 oder das untergeordnete IL-17 blockiert
wird. Es gibt nämlich zwei Untergruppen von TH17-Zellen:
einerseits pathogene TH17-Zellen, die Gewebsentzündungen
hervorrufen, und andererseits nicht pathogene TH17-Zellen,
die für die Barrierefunktion im Darmtrakt wichtig sind. Pa-
thogene TH17-Zellen sind von IL-23 abhängig und produzie-
ren neben IL-17 auch viel IL-22. Nicht pathogene TH17-Zel-
len sind nicht von IL-23 abhängig und produzieren neben
IL-17 auch IL-10. Durch eine IL-23-Blockade werden patho-
gene TH17-Zellen gehemmt und Gewebsentzündungen redu-
ziert. Von nicht pathogenen TH17-Zellen stammendes IL-17
kann dabei weiterhin die intestinale Barrierefunktion sicher-
stellen. Wird dagegen direkt IL-17 blockiert, das von beiden
TH17-Zellgruppen stammt, geht die Kontrolle der Barriere-
funktion und des Bakterienwachstums im Darmlumen ver-
loren. Dieser Mechanismus kann bei Patienten mit chronisch
entzündlicher Darmkrankheit für Exazerbationen unter
IL-17-Blocker-Therapie verantwortlich sein. Die Hilfe zur
Auswahl des ersten Biologikums (Tabelle) beruht auf der
persönlichen Meinung des Referenten und berücksichtigt ei-
nige wichtige patientenbezogene Faktoren.
s
Alfred Lienhard
Quelle: «Psoriasis: Targeting IL-17 and IL-23», Vortrag von Curdin Conrad, Lausanne, am virtuellen EADV-Kongress, 29. Oktober 2020, Präsentation D1T02.2B.
Referenzen: 1. Blauvelt A et al.: A head-to-head comparison of ixekizumab vs.
guselkumab in patients with moderate-to-severe plaque psoriasis: 12-week efficacy, safety and speed of response from a randomized, double-blinded trial. Br J Dermatol 2020; 182: 1348–1358. 2. Reich K et al.: Guselkumab versus secukinumab for the treatment of moderate-to-severe psoriasis (ECLIPSE): results from a phase 3, randomised controlled trial. Lancet 2019; 394: 831–839.
20 CongressSelection Dermatologie | Januar 2021