Transkript
FORTBILDUNG
Trockene Haut
Weiter verbreitet als gedacht und krankheitsrelevant
Fast ein Drittel aller Erwachsenen in Deutschland leidet unter trockener Haut. Durch eine konsequente Hautpflege kann bei ihnen die Entwicklung von Hautkrankheiten vermieden werden. Aufklärungskampagnen am Arbeitsplatz könnten helfen, möglichst viele Betroffenen zu erreichen.
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Viele Menschen kennen das: Die Haut spannt, juckt und fühlt sich rau an. Manchmal schuppt sie, und es können sich kleine Risse bilden, die sich schmerzhaft entzünden. Diese Beschwerden sind auf eine übermässig trockene Haut (Xerodermie) zurückzuführen. Vor allem Hände und Füsse, aber auch Unterschenkel und Unterarme – also die Regionen, die wenig Talgdrüsen aufweisen – sind bevorzugt betroffen. In schwereren Fällen kann es zu Einschränkungen der Hautfunktion kommen. Die Haut verliert ihre Elastizität und ihre Barrierefunktion, denn durch kleine Risse können reizende und allergieauslösende Substanzen in tiefe Hautschichten eindringen. In der Regel liegt aber bereits die Ursache für trockene Haut in einer geschwächten Hautbarriere. Sehr trockene Haut ist ein Symptom verschiedener Hautkrankheiten wie der Psoriasis und der atopischen Dermatitis. Dabei lassen sich allerdings Ursache und Wirkung nicht immer gut voneinander trennen, denn trockene Haut ist wiederum anfällig für Infektionen und begünstigt die Entstehung von chronischen Entzündungen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, trockener Haut frühzeitig mit einer angemessenen Feuchtigkeitspflege entgegenzuwirken. Während bei Kindern und alten Menschen eher an die Notwen-
Abbildung: Trockene Haut erhöht das Risiko für bestimmte Hautkrankheiten. Hier ist das Quotenverhältnis (Odds Ratio, OR) abgebildet, das aussagt, wie viel wahrscheinlicher es ist – bei den hier gezeigten Beispielen zwischen 4,5- und 1,3-fach – an einer bestimmten Hautkrankheit zu leiden, wenn man trockene Haut aufweist.
digkeit einer guten Hautpflege gedacht wird, sind sich viele Menschen im mittleren Alter nicht bewusst, wie wichtig diese ist.
Freiwilliges Hautscreening in Unternehmen
Eine Gruppe deutscher und schweizer Hautärzte hat
deshalb ein grossangelegtes Hautkrebsscreening,
das an 343 deutschen Firmen angeboten wurde, ge-
nutzt, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen,
wie viele Menschen an trockener Haut leiden und mit
welchen Hautkrankheiten diese gemeinsam auftritt.
Im Rahmen des freiwilligen Screenings wurde die ge-
samte Haut von einem Hautarzt untersucht und ein
Hauttyp bestimmt, daneben wurden Alter, Ge-
schlecht, Allergien sowie atopische Krankheiten do-
kumentiert. Insgesamt nahmen 48 630 berufstätige
Personen im Alter von 16 bis 70 Jahren teil.
Von den untersuchten Personen wiesen 14 300 (ca.
30%) Anzeichen von trockener Haut auf. Männer und
Frauen unterschieden sich dabei nicht wesentlich.
Dagegen zeigte sich eine klare Altersabhängigkeit
mit nur 16,7 Prozent Betroffenen in der Gruppe der
16- bis 19-Jährigen und mehr als doppelt so vielen
(38,4%) in der Gruppe der 60- bis 70-Jährigen. Das
Hautscreening zeigte ebenfalls, dass Personen, die
trockene Haut aufwiesen, deutlich häufiger an be-
stimmten Hautkrankheiten litten als Personen ohne
trockene Haut (siehe Abbildung). Dazu zählten ins-
besondere Hautreizungen der Achseln (axilläre Der-
matitis), das atopische, seborrhoische und das Aus-
trocknungsekzem, Schuppenflechte sowie Warzen
der Fusssohle. Ausserdem waren mehr Menschen
mit trockener Haut allergisch gegen Pollen, Haus-
staubmilben oder Tierhaare. Die Ergebnisse zeigen,
dass trockene Haut ein sehr häufiges Phänomen ist
und oft gemeinsam mit verschiedenen Hautkrankhei-
ten vorkommt. Aufklärungskampagnen am Arbeits-
platz könnten helfen, viele Menschen zu erreichen
und ihnen zu vermitteln, wie wichtig eine gute Haut-
pflege ist.
s
Prof. Dietrich Abeck (München)
Quelle: M. Augustin et al.: Prevalence, predictors and comorbidity of dry skin in the general population. J Eur Acad Dermatol 2019; 33 : 147–150.
22 SZD 5/2020