Transkript
HIGHLIGHTS AUS DER LITERATUR
Haartransplantation bei androgenetischer Alopezie
Die meisten sind mit dem Ergebnis zufrieden
Mit der Bewertungsskala FACE-Q, die aus der ästhetischen Gesichtschirurgie bekannt ist, lässt sich schon vor einer Haartransplantation abschätzen, ob der Patient mit dem Eingriff zufrieden sein wird. Dass dieser psychometrische Test auch für Alopeziepatienten taugt, haben nun chinesische Wissenschaftler belegen können. Mit den Daten können die Patienten besser aufgeklärt und unrealistische Erwartungen aufgedeckt werden.
Vor jeder ästhetischen Massnahme fragt sich ein Therapeut, ob sich der Aufwand für den Patienten lohnt – nicht nur, ob er danach wirklich objektiv besser aussieht, sondern auch, ob er damit sein Selbstwertgefühl steigern kann, was letztlich das Ziel des jeweiligen Eingriffs ist. Das gilt auch für Alopeziepatienten, vor allem für Männer, die schon früh unter androgenetischer Alopezie leiden. Bisher gab es aber für diese Vorabbewertung kein geeignetes Instrument. Die chinesischen Wissenschaftler von der Abteilung für ästhetische Chirurgie der Universität in Guangzhou haben nun den Bewertungsindex FACE-Q, der ursprünglich für die Gesichtschirurgie entwickelt wurde, für Patienten mit unterschiedlichen Formen der Alopezie modifiziert (1, 2).
FACE-Q umfasst Fragen zum Selbstwertgefühl
Der FACE-Q-Fragebogen umfasst ausser Basisinformationen wie Alter, Grad der Alopezie und Familienanamnese ausserdem Fragen zur Sozialanamnese (z.B. Einkommen, Familien- und Bildungsstand) und auch Fragen zum Selbstwertgefühl (wie zufrieden sind die Patienten mit ihrem Aussehen u.Ä.). Die Forscher um Yang Liu und Fang Liu werteten die Daten von 131 Patienten aus, die den FACE-Q-Fragebogen präoperativ und sechs Monate nach dem Eingriff ausgefüllt hatten. Wie zufrieden sie mit ihrem Aussehen waren, bewerteten die Patienten auf einer Skala von 0 bis 100 (76–100: sehr zufrieden; 51–75: zufrieden; 26–50: unzufrieden; 1–25: sehr unzufrieden). Vor der Haartransplantation waren 69,4 Prozent der Teilnehmer mit dem Aussehen ihrer Haare unzufrieden. Bei der postoperativen Befragung zeigten sich 87,8 Prozent mit dem Aussehen ihrer Haare zufrieden, und nur bei 12,2 Prozent wurden die Erwartungen nicht erfüllt.
Zufriedenheit nach Haartransplantation sinkt mit dem Bildungstand
Durchschnittlich verbesserte sich der Zufriedenheitswert um 29,62 Punkte (vor der Operation: 46,97; nach 6 Monaten: 76,59; p < 0,001). Zudem gaben die Patienten an, dass ihr Gesicht nach der Haartransplan-
tation im Schnitt 5,81 Jahre jünger ausgesehen habe (p < 0,01). Auffällig war, dass der Zufriedenheitsgrad vom Einkommen, vom Bildungslevel und vom Grund für die Haartransplantation abhing. So waren Probanden mit niedrigem Bildungslevel nach dem Eingriff unglücklicher als solche, die einen höheren Schulabschluss vorweisen konnten (p = 0,001). Das Gleiche galt für Patienten mit niedrigerem Einkommen (p = 0,025) (1).
OP-Erfolg hängt auch vom Selbstwertgefühl ab
Eine frühere Studie des Teams von Fang Liu hatte er-
geben, dass die Zufriedenheit nach der Haartrans-
plantation auch wesentlich vom Selbstwertgefühl vor
der Operation abhängt (3). In dieser Arbeit hatten
875 Männer mit androgenetischem Haarausfall vor
und neun Monate nach der Transplantation zum
FACE-Q-Fragebogen auch den Rosenberg-Self-Esteem-
Scale-(RSES-)Test ausgefüllt, bei dem vor allem
Daten zum Selbstwertgefühl erhoben werden.
Ergebnis: Die Zufriedenheit mit dem Aussehen stieg
nach der Haartransplantation um 30,25 Punkte auf
der Face-Q-Skala. Die Subgruppenanalyse hatte er-
geben, dass Patienten mit präoperativ schon gutem
Selbstwertgefühl nach der Operation glücklicher mit
ihrem Aussehen waren, sich psychologisch wohler
fühlten und auch mit der Entscheidung zur Operation
zufriedener waren als die Männer, die zuvor schon ein
eher niedriges oder durchschnittliches Selbstwert-
gefühl hatten.
L
Angelika Ramm-Fischer
Referenzen: 1. Liu Y et al.: Evaluating the Satisfaction of Patients Undergoing Hair Transplantation
Surgery Using the FACE-Q Scales. Aesthetic Plast Surg 2019; 43(2): 376–382. 2. Klassen AF et al.: Measuring patient-reported outcomes in facial aesthetic patients:
development of the FACE-Q. Facial Plast Surg 2010; 26(4): 303–309. 3. Liu F et al.: The relationship between self-esteem and hair transplantation satis-
faction in male androgenetic alopecia patients. J Cosmet Dermatol 2018; 1–7. doi: 10.1111/jocd.12839.
10 SZD 4/2019