Transkript
FORTBILDUNG
High Intensity Focussed Ultrasound (HIFU)
Eine vielversprechende Methode für die alternde Haut
HIFU (= high intensity focussed ultrasound) ist eine Behandlungsmethode, bei der Ultraschall durch gezielte Bündelung der Schallwellen Gewebe erhitzt und zerstört. In der Indikation der Hautverjüngung lassen sich damit sehr gute Ergebnisse bei gleichzeitig sehr geringer Downtime erzielen.
ADAMANTIA MILIA UND BETTINA RÜMMELEIN
Bis jetzt wird diese Technik vorwiegend in der Tumortherapie eingesetzt (Prostatakarzinom, Nierenkrebs u.a.). Die ersten Publikationen über die nichtinvasive Abtragung von Gewebe durch HIFU stammen schon aus dem Jahr 1942. In den letzten Jahren wurde HIFU auch im Bereich der ästhetischen Medizin eingeführt. Die Technik wird als eine der neuesten, nicht invasiven Methoden für Hautstraffung propagiert und bietet eine Alternative für Patienten, die einen operativen Eingriff vermeiden möchten.
Funktionsweise des HIFU
Bei der HIFU-Technik werden Schallwellen mit niedrigen Megahertzfrequenzen in einem Fokus gebündelt. Das entspricht einem Brennglaseffekt, wobei im Fokus Temperaturspitzen von bis zu 90 Grad Celsius erreicht werden (Abbildung 1). Die Kopplung des Schallgebers erfolgt mithilfe von Gel. Hierdurch wird das «getroffene» Zielgewebe teilweise – unter nahezu vollständiger Schonung der Oberhaut und der Umgebung – zerstört, was letztlich Reparaturmechanismen induziert. Ein Teil der Wirkung basiert auch auf der erzeugten Wärme, wodurch Hitzeschockproteine die Neokollagenese initiieren.
Abbildung 2: Handstück des Ultraformers III (Foto: © Dr. Rümmelein AG)
Abbildung 1: Brennglaseffekt
(Foto: © CLASSYS Inc.)
Anwendung in der ästhetischen Dermatologie
Das Besondere bei der Anwendung dieser Methode in der ästhetischen Dermatologie ist die äusserst geringe Downtime, also die soziale Ausfallzeit des Patienten. Da die Oberhaut bei dieser Methode unberührt bleibt, sieht man von aussen meist nur eine leichte Rötung und eine leichteSchwellung. Daher wird dieses Verfahren auch als Lunchtime Procedure bezeichnet. HIFU eignet sich für die Hautverjüngung mit konsekutiver Faltenreduktion und Straffung sowohl im Gesicht als auch am Körper. Das Verfahren wird häufig als Soft Lifting bezeichnet, wobei man auf das Therapieergebnis einige Zeit warten muss. Wiederholungen der Therapie werden daher nach Bedarf erst nach 2 bis 3 Monaten empfohlen.
26 SZD 4/2019
FORTBILDUNG
Eigene Erfahrungen
In unserer Klinik haben wir Erfahrung mit dem HIFUGerät Ultraformer III ® (Classys). Mithilfe verschiedener Handstücke, die auf unterschiedliche Tiefen zielen, wird die Energie auf multiple Hautschichten appliziert (Abbildung 2). HIFU ist, was das Gesicht anbelangt, eine geeignete Methode gegen die Ptosis des weichen Gewebes (Soft-Tissue-Ptosis), da nicht nur die obere und die tiefere Dermis – mit Handstücken von 1,5 mm, 2 mm und 3 mm –, sondern auch die oberste Muskelschicht der Haut (SMAS = superficial muscular aponeurotic system) mit dem Handstück von 4,5 mm Tiefe behandelt wird. Die Technik kann nach gewünschter Therapietiefe unterschiedlich eingesetzt werden. Will man also die feinen Falten auf der Stirn, im Augenbrauenbereich, periokulär und perioral behandeln, sind die 1,5-mmund 2-mm-Handstücke zu bevorzugen. Bei der Behandlung des sogenannten Doppelkinns und der Falten am Hals werden Handstücke bis 6 mm eingesetzt – abhängig vom Ausmass des Befundes. Trachea und Schilddrüse sowie wichtige Nerven müssen wegen der Gefahr einer Schädigung ausgespart werden. Die Behandlung steht unter Arztvorbehalt.
Abbildungen 3a und b: Vor und nach der Faltenbehandlung am Hals mit dem
Ultraformer III
(Foto: © CLASSYS Inc.)
Abbildungen 4a und b: Verbesserung der Hautqualität an der Stirn: Vor und
nach der Behandlung mit dem Ultraformer III
(Foto: © CLASSYS Inc.)
Am Körper dient die Behandlung mit dem Ultraformer III der Hautstraffung und des Contourings.
FORTBILDUNG
Behandlung zu kennen und deutlich
zu machen, dass eine HIFU-Behand-
lung kein Facelift ist und auch keine
Liposuktion, aber dass eben auch
nicht mit den Nebenwirkungen die-
ser invasiven Methoden zu rechnen
ist. Empfehlenswert und sinnvoll sind
zwei- beziehungsweise dreimonatige
Abstände zwischen den Behandlun-
Abbildung 5: Eindringtiefen verschiedener physikalischer Verfahren im Vergleich.
IPL: Intense Pulsed Light, MFU: Mikro-fokussierter Ultraschall
(Bild: © CLASSYS Inc.)
gen, um den jeweiligen Effekt einer Behandlung beurteilen zu können. Der ideale Patient ist mittleren Alters
Erschlaffte Haut am Abdomen, an den Oberarmen, und verfügt über eine deutliche Fettschicht unter der
den Flanken und den Oberschenkeln verbessert sich Haut. Trotzdem kommt es oft vor, dass viele ältere
mithilfe der Handstücke von 6, 9 und 13 mm Tiefe. Je Patienten eine Behandlung wegen atropher und
tiefer behandelt wird, desto effektiver erfolgt zusätz- schlaffer Haut wünschen. In diesem Fall sollte man
lich die Fettreduktion wegen der erzeugten Hitze. mit mehreren Wiederholungen und eher oberfläch-
Metallimplantate im Bereich der Behandlungsareale licheren Behandlungen (mit einer Tiefe von 1,5 oder
sind zu beachten, und eine Therapie muss in diesen 2 mm) arbeiten. Die Kombination mit Injektions-
Arealen vermieden werden. Andere dermatologische behandlungen ist in diesem Falle vorzuziehen, um
Behandlungen, wie zum Beispiel Filler, Botulinum- den Volumendefekt auszugleichen.
toxin und Laserbehandlungen, stellen normalerweise
keine Kontraindikation dar; man sollte trotzdem Fazit
einige Tage Abstand zwischen den Behandlungen HIFU ist eine «Inside-out»-Behandlung, deren Effekte
einhalten.
sich von innen nach aussen zeigen. Die Therapie ist
Eine Behandlung im Gesicht dauert durchschnittlich präzis, die Behandlungsschicht beziehungsweise die
rund 30 Minuten, während für den Körper je nach Eindringtiefe definiert (Abbildung 5), und Therapie-
Fläche meistens eine Stunde benötigt wird. Direkt ergebnisse lassen von einer guten, nicht invasiven Al-
nach einer Behandlung ist ein mildes Erythem und ternative für Kollagen- und Elastinstimulation, Fett-
ein leichtes Ödem zu beobachten. Hämatome sind und Faltenreduktion und dadurch Verschönerung
möglich, aber eher selten. Schmerzen während HIFU- der alternden Haut sprechen.
L
Behandlungen sind im Allgemeinen erträglich, Schmerzmedikamente wie zum Beispiel Paracetamol vor einer Behandlung können die Behandlungszeit angenehmer machen. Bei korrekter Anwendung ist die Methode sicher, und es sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Es ist
Korrespondenzadresse:
Adamantia Milia und Dr. med. Bettina Rümmelein House of Skin & Laser Medicine Grütstrasse 55, 8802 Kilchberg Bürglistrasse 11, 8002 Zürich milia@dr-ruemmelein.ch
wichtig, die Erwartungshaltung des Patienten vor der
28 SZD 4/2019