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KONGRESSBERICHT
EAACI
Anaphylaxie
Bedenken gegen Adrenalin-Autoinjektor durch neue Studie ausgeräumt
Die intramuskuläre Adrenalin-Autoinjektion ist als wirksame und sichere Anaphylaxietherapie allgemein anerkannt. Bedenken, dass Autoinjektoren möglicherweise nicht bei allen Patienten die benötigte intramuskuläre Injektion zustande bringen, wurden durch eine neue Studie entkräftet.
Prof. Margitta Worm aus Berlin (D) stellte eine Studie vor, welche bei 35 gesunden Freiwilligen pharmakokinetische Unterschiede bei der Adrenalinabsorption evaluierte, die sich bei Verwendung des Epipen®Autoinjektors beziehungsweise bei der Injektion mit einer Spritze ergeben. Mit dem Epipen® (an der anterolateralen Oberschenkelmitte verwendet) erreichte das Adrenalin rascher den Spitzenwert der Plamakonzentration (Cmax) als bei Injektion mit der Spritze. Die Zeit (Tmax) bis zum Erreichen von Cmax war mit dem Autoinjektor fast halbiert (23,37 min), verglichen mit der Spritze (42,94 min), und für Cmax wurde mit dem Epipen® ein um 30 Prozent höherer Wert gemessen. Bei der Spritze wurde eine 22-Gauge-Nadel verwendet, deren Länge dem individuellen Haut-Muskel-Abstand angepasst wurde (30% länger als der individuelle Abstand). Auch das Maximum pharmakodynamischer Effekte wurde bei Verwendung des Autoinjektors schneller erreicht als mit der Spritze: LTmax Herzfrequenz: 33,8 Minuten versus 60,4 Minu-
ten LTmax systolischer Blutdruck: 51,0 Minuten versus
66,8 Minuten.
Kein Einfluss des Haut-Muskel-Abstands Um den Einfluss des Haut-Muskel-Abstandes zu untersuchen, wurden drei Gruppen gebildet:
Tabelle:
Der Epipen®-Autoinjektor ist der Adrenalinspritze überlegen
(Injektionsort: anterolaterale Oberschenkelmitte)
Cmax
Alle Probanden
30% höher
Haut-Muskel-Abstand < 15 mm 40% höher Haut-Muskel-Abstand 15–20 mm 30% höher Haut-Muskel-Abstand > 20 mm
25% höher
Tmax 2 × schneller erreicht 2 × schneller erreicht 3 × schneller erreicht 1,2 × schneller erreicht
(nach Margitta Worm)
L mit geringem Haut-Muskel-Abstand (unter 15 mm) L mit moderatem Haut-Muskel-Abstand (15–20 mm) L mit grossem Haut-Muskel-Abstand (über 20 mm). Die Distanz zwischen Hautoberfläche und Oberfläche des Musculus vastus lateralis wurde mittels Ultraschall an der anterolateralen Oberschenkelmitte beziehungsweise am distalen Oberschenkel gemessen. Bei übergewichtigen Probanden mit grossem Haut-Muskel-Abstand an der Oberschenkelmitte ergab die Verwendung des Autoinjektors am distalen Oberschenkel (mit geringerem Abstand) keine Vorteile. In allen drei Gruppen wurde mit dem Autoinjektor (Oberschenkelmitte) rasch eine im Vergleich zur Spritze höhere Adrenalinkonzentration im Blut erreicht (siehe Tabelle). Dass die Haut-Muskel-Distanz weder die Schnelligkeit noch die Menge der Adrenalinlieferung durch den Epipen® beeinflusse, sei auf den speziellen Injektionsmechanismus des Autoinjektors zurückzuführen, so die Referentin. Durch Druck werde das Adrenalin dabei weit über die Nadellänge hinaus appliziert.
Fazit
Der Autoinjektor versorgte alle Probanden rasch mit
einer hohen Adrenalinkonzentration. Als Injektions-
ort erwies sich die anterolaterale Oberschenkelmitte
als optimal.
Die Nadellänge scheint keinen entscheidenden Ein-
fluss auf die Adrenalinlieferung zu haben, denn die
Adrenalinzufuhr war mit dem Autoinjektor (Na-
dellänge ca. 16 mm) trotz unterschiedlicher Haut-
Muskel-Distanzen immer grösser als bei Verwendung
von Adrenalinspritzen mit angepasster Nadellänge.
Adrenalin wird somit am besten mit einem Autoinjek-
tor wie Epipen® injiziert. Die Adrenalininjektion mit
der Spritze war dem Autoinjektor unterlegen (Cmax
wurde verzögert erreicht und war geringer).
L
Alfred Lienhard
Quelle: Vortrag «Adrenaline delivery: New data» von Margitta Worm am Mylan-Symposium «New data on adrenaline delivery: dismantling believes in the treatment of anaphylaxis» im Rahmen des EAACIKongresses 2019, 2. Juni 2019, in Lissabon.
18 SZD 4/2019