Transkript
FORTBILDUNG
KURZMELDUNG
Gonorrhö: Hohe Resistenzraten für Azithromycin
Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) meldet, dass die Rate der Resistenzen gegen Neisseria gonorrhoeae gegen Azithromycin besorgniserregend zunimmt.
Das ist aus zwei Gründen problematisch: Zum einen nehmen Antibiotikaresistenzen generell zu, zum andern sind sexuell übertragbare Krankheiten (STD) weitverbreitet. Die Gonorrhö ist mit etwa 50 000 gemeldeten Neuerkrankungen in den Ländern der Europäischen Union beziehungsweise des Europäischen Wirtschaftsraums (EU/ EEA) die zweithäufigste STD. Die von der WHO empfohlene Basistherapie bei Gonorrhö besteht aus Ceftriaxon parenteral in Kombination mit Azithromycin. Eine erfolgreiche Behandlung reduziert das Risiko von Komplikationen wie Beckenentzündungen, ektopischen Schwangerschaften, Unfruchtbarkeit oder erhöhter HIV-Infektionsgefahr. Dass die weltweit zunehmende Resistenz gegen Antibiotika auch die erfolgreiche Gonorrhöheilung gefährdet, ist den europäischen Gesundheitsbehörden durchaus bewusst. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) untersucht daher regelmässig die Resistenzlage in den Ländern der EU und des EEA. Jetzt wurden die Ergebnisse des European Gonococcal Antimicrobial
Surveillance Programme (Euro-GASP) vorgestellt (1–3). In diesem Programm wurden 2017 in 27 Ländern von EU/EEA 3248 Gonokokkenisolate auf Resistenzen getestet. Hierbei waren 1,9 Prozent der Isolate resistent gegen Cefixim und 7,5 Prozent gegen Azithromycin. Das war zwar kaum eine Zunahme im Vergleich zum vorangegangenen Erhebungsjahr 2016 (2,1% bzw. 7,5%), doch ist die Zahl der Länder gestiegen, die Isolate mit Resistenz gegen beide Antibiotika meldeten. Bei Ceftriaxon wurden für die Jahre 2017 und 2016 keine Isolate mit Resistenz gefunden. Das bedeutete allerdings keine Entwarnung für Ceftriaxon, denn 2015 waren 1 Isolat, 2014 5 und 2013 7 resistente Isolate gemeldet worden.
Resistenz beeinträchtigt Dualtherapie
«Die Tatsache, dass wir seit zwei aufeinanderfolgenden Jahren bei den getesteten Isolaten keine Ceftriaxonresistenz beobachtet haben, ist vielversprechend. Aber gleichzeitig bereitet uns die hartnäckige Resistenz gegen Azithromycin in Europa grosse Sorge, weil sie der
empfohlenen Dualtherapie mit Ceftriaxon und Azithromycin entgegensteht», so Gianfranco Spiteri, der Koordinator der Euro-GASP ECDC, in Solna, Schweden (1).
Resistente Gonokokken aus Asien
Die Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG)
sieht in ihren neuen Leitlinien, die aller-
dings eine Woche vor der ECDC-Publi-
kation herausgekommen sind, weniger
schwarz (4). Sie hält an der Standardthe-
rapie fest: «Die Resistenzsituation bei
N. gonorrhoeae in Deutschland ist nicht
besorgniserregend. Daher wird als The-
rapiestandard nach wie vor Ceftriaxon 1
bis 2 g i.v. empfohlen, gegebenenfalls
plus 1,5 g Azithromycin.» Die DSTID weist
darauf hin, dass multiresistente Keime
besonders aus Asien eingeschleppt
werden. Daher sollte bei der Anamnese
nach möglichen (Sexual-)Kontakten in
Asien beziehungsweise zu Asiaten ge-
fragt werden.
ARF L
Referenzen: 1. https://ecdc.europa.eu/en/news-events/gonorrhoea-drug-
resistance-compromises-recommended-treatment-europe 2. European Centre for Disease Prevention and Control. Gonor-
rhoea: drug resistance compromises recommended treatment in Europe. 28 February 2019. 3. European Centre for Disease Prevention and Control. Gonococcal antimicrobial susceptibility surveillance in Europe. Results summary 2017. (Accessed 04 March 2019). 4. Leitlinie «Diagnostik und Therapie der Gonorrhoe». https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/059-004.html
32 SZD 3/2019