Transkript
KONGRESSBERICHT
Deutscher Hautkrebskongress 2018
Aktinische Keratosen
Neue deutsche S3-Leitlinie
Prof. Dr. Carola Berking, Klinikum der Universität München, stellte am 28. Deutschen Hautkrebskongress in Stuttgart eine neue S3-Leitlinie zu aktinischen Keratosen vor.
Die neue S3-Leitlinie online: www.rosenfluh.ch/qr/ leitlinienprogramm
Die Diagnose aktinischer Keratosen (AK) erfolgt durch klinische Untersuchung und Inspektion (1). Nicht invasive diagnostische Verfahren wie Dermatoskopie, konfokale Lasermikroskopie und optische Kohärenztomografie können bei klinisch unklaren Befunden eingesetzt werden. Bei typischem klinischem Befund ist keine Biopsie erforderlich, aber bei klinisch unklarem Befund oder Therapieresistenz soll eine histologische Diagnostik erfolgen. Feldkanzerisierung liegt vor, wenn in einem Hautareal mehrere AK (ohne Angabe einer genauen Anzahl), umgeben von sichtbaren UV-bedingten Hautschäden, vorhanden sind.
Therapie aktinischer Keratosen
Bei der Indikation zur Therapie und der Auswahl des Behandlungsverfahrens gilt es, das klinische Bild, Risikofaktoren (z.B. Immunsuppression, kumulative UVExposition, Anzahl der Läsionen), Komorbiditäten, die Lebenserwartung und die Wünsche des Patienten zu berücksichtigen. Kombinierte Behandlung mit feldgerichteter und läsionsgerichteter Therapiemodalität ist möglich. Bei der Erarbeitung der Leitlinie wurden aus der sehr umfangreichen Literatur zur Therapie aktinischer Keratosen 90 relevante, randomisierte, kontrollierte Studien und 10 Follow-upStudien ausgewertet. Zur AK-Therapie geeignete ablative Verfahren sind Kryochirurgie, operative Entfernung (z.B. Kürettage, flache Abtragung, Komplettexzision), ablative oder nicht ablative Laserverfahren. Zur Therapie mit chemischen Peelings ist aufgrund der Datenlage keine Empfehlung möglich.
Geeignete medikamentöse Therapieformen
Diclofenac (3%) in Hyaluronsäuregel (Solaraze® 3% Gel) kann läsionsgerichtet oder feldgerichtet zweimal täglich während 60 bis 90 Tagen verwendet werden. 5-Fluorouracil (0,5%) mit Salicylsäure (10%) in filmbildender Lösung (Actikerall®) eignet sich zur läsionsgerichteten oder feldgerichteten (max. 25 cm2) Therapie. Zur feldgerichteten Therapie (max. 25 cm2) eignet sich im Gesicht und auf der Kopfhaut Ingenolmebutat (0,015%) Gel (Picato® 150 µg/g) zum Auftragen an 3 aufeinander folgenden Tagen, an Rumpf und Extremitäten Ingenolmebutat (0,05%) Gel (Picato® 500 µg/g)
an 2 Tagen. Imiquimod (5%) Creme (Aldara™ 5%
Creme) sollte feldgerichtet (max. 25 cm2) angeboten
werden und kann läsionsgerichtet bei Einzelläsionen
erwogen werden. Imiquimod-(3,75%)-Creme (Zyclara®
Creme) eignet sich feldgerichtet für multiple aktini-
sche Keratosen im Gesicht oder auf der unbehaarten
Kopfhaut.
Die Leitlinie hält fest, dass konventionelle photo-
dynamische Therapie (Rotlicht-PDT) mit 5-Amino-
lävulinsäure (Ameluz®, Alacare®) oder mit Methyl-
aminolevulinat (Metvix®) feldgerichtet bei einzelnen
oder multiplen AK (Grad I–II) und bei Feldkanzerisie-
rung angeboten werden sollte. Die Tageslicht-MAL-
PDT (Metvix®) eignet sich zur feldgerichteten Thera-
pie einzelner oder multipler, nicht pigmentierter AK
im Gesicht oder auf der Kopfhaut.
Aufgrund der Datenlage können keine Empfehlungen
zur AK-Therapie mit topischen oder systemischen
Retinoiden und mit anderen Topika (Colchizin, Diflu-
ormethylornithin, Canola-Phenolsäure, Nicotinamid,
Sonnenschutzfilter) abgegeben werden. Birkenkork
und Glucane sollen nicht eingesetzt werden, weil der
Nutzen nicht nachgewiesen ist. Bei Patienten mit Im-
munsuppression oder Organtransplantation eignen
sich aufgrund von Studien MAL-PDT mit künstlicher
Rotlichtquelle, Imiquimod-(5%)-Creme und Diclofenac
(3%) in Hyaluronsäuregel.
In einem übersichtlichen «Balance-Sheet» können
sich behandelnde Ärzte über die Charakteristiken
der verschiedenen ablativen und medikamentösen
Therapieoptionen informieren. Diese Tabelle enthält
nützliche Angaben zur Applikationsart, zur Effekti-
vität, zu Nebenwirkungen und Verträglichkeit, zum
kosmetischen Ergebnis, zur Dauer und zu den Kosten
der Behandlung, zur Praktikabilität für den Arzt be-
ziehungsweise den Patienten und zur Empfehlungs-
stärke sowie Evidenzgrundlage.
L
Alfred Lienhard
Referenz: 1. Berking C et al.: S3-Leitlinie «Aktinische Keratosen und Plattenepithelkarzinom der
Haut». Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie. AWMF-Registernummer 032–022OL. www.awmf.org (Internetpublikation in Vorbereitung)
28 SZD 2/2019