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Platelet Rich Plasma als Kombinationsbehandlung mit fraktioniertem CO2-Laser
Laser-supported drug-delivery in der ästhetischen Dermatologie
Behandlungen mit fraktioniertem CO2-Laser erfreuen sich in der ästhetischen Dermatologie grösster Beliebtheit. Nach technologischen Quantensprüngen im Bereich der Lasermedizin ist es nun ein logischer Schritt, weitere Verbesserungen der Ergebnisse und Reduktionen der Downtime durch Kombinationsbehandlungen anzustreben. Die Behandlung mittels Platelet Rich Plasma (PRP) stellt eine solche Option dar.
VON HANNO POTOTSCHNIG
Hanno Pototschnig
Wodurch wirkt PRP?
PRP wird durch Zentrifugation aus dem körpereigenen Blut des Patienten gewonnen. Bei erhöhter Thrombozytenkonzentration (> 2 × Vollblut) wirkt PRP proliferationsstimulierend und steigert die körpereigene Hyaluronsäuresynthese (1–3). Eine Schlüsselrolle nehmen hierbei die in den Thrombozyten enthaltenen Wachstumsfaktoren und körpereigenen Zytokine (u.a. IGF-1, EGF, VEGF, PDGF, TGF-β) ein (3). Die Aktivierung der Thrombozyten erfolgt endogen durch Kontakt mit Kollagenfasern; daraufhin kommt es zur Freisetzung von Wachstumsfaktoren. Diese binden an spezifische Rezeptoren der Zellen, stimulieren die Angiogenese, Zellproliferation und Kollagensynthese (4), wodurch sich die dermale Elastizität und Hautdicke beziehungsweise das Volumen verbessern (5). Zudem stimuliert PRP den Abbau lichtgeschädigter Bestandteile der extrazellulären Matrix (4). Das PRP bleibt bei der rein endogenen Aktivierung zu 100 Prozent autolog, da auf die Zugabe jeglichen Fremdstoffs verzichtet werden kann; Allergien sind somit ausgeschlossen. In der Literatur haben sich Vorteile bezüglich der Wirkung bei der endogenen Aktivierung im Vergleich zur exogenen Aktivierung der Thrombozyten gezeigt (1, 6).
Wo kann PRP eingesetzt werden?
PRP kann als Kombinations- oder Monotherapie eingesetzt werden. Beliebte Anwendungsmöglichkeiten sind Kombinationsbehandlungen nach Laseranwendungen oder Medical Needling, Supportivbehandlungen bei Haartransplantationen oder generelle Hautverjüngung, Behandlung von Striae distensae oder Alopezie (7–9). Ausserdem wird PRP erfolgreich zur Beschleunigung der Wundheilung nach (ästheti-
schen) Operationen, bei chronischen Wunden oder zur Arthrosebehandlung eingesetzt (10–13). In der klassischen Dermatologie wird PRP zudem in Kombination mit Schmalband UV-B-Phototherapie erfolgreich zur Behandlung von Vitiligo verwendet (14).
Wie ist die Evidenzlage?
Die heilungsfördernden Effekte von PRP wurden in einer Vielzahl von Studien, unter diesen auch Level-1Studien, nachgewiesen. Zudem konnten Studien zeigen, dass PRP stimulierende Effekte auf die für die Zellteilung regulatorisch agierenden Proteine hat (4). Eine Recherche in der Literaturdatenbank Pubmed mit den Search Terms PRP und CO2-Laser ergab am 1. Dezember 2016 insgesamt 13 Einträge (15). 5 Publikationen wurden exkludiert, da sie nicht dem Spektrum der ästhetischen Dermatologie zuzuordnen waren. Die Tabelle gibt eine Übersicht über die verbliebenen 8 Publikationen und deren Kernaussagen.
Welche Art der Applikation empfiehlt sich für PRP bei Laserbehandlungen?
Die Literatur bestätigt, dass PRP via laser-supported drug delivery direkt nach der Laserbehandlung zu erfolgreichen Ergebnissen führt. Hierbei kann PRP über das gesamte Behandlungsareal topisch appliziert werden; die topische Applikation erscheint gegenüber der Injektion als vorteilhaft (21). 5 ml PRP reichen beispielsweise problemlos zur Behandlung des gesamten Gesichts aus.
Was gilt es bei PRP zu beachten?
Für den optimalen Therapieerfolg ist es von grosser Bedeutung, das PRP möglichst vollständig von
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Tabelle:
Studientitel
Efficiency of Carbon Dioxide Fractional Laser in Skin Resurfacing.
The Clinical Efficacy of Autologous Platelet-Rich Plasma Combined with Ultra-Pulsed Fractional CO2 Laser Therapy for Facial Rejuvenation.
Evaluation of the effect of plateletrich plasma on recovery after ablative fractional photothermolysis.
Studiendesign Kontrollgruppe vorhanden
Kontrollgruppe vorhanden (Split Face)
Kontrollgruppe vorhanden (Split Forearm)
Fat graft, laser CO2 and platelet-richplasma synergy in scars treatment.
The synergy between lasers and adipose tissues surgery in cervicofacial rejuvenation: histopathological aspects.
Keine Kontrollgruppe vorhanden
Kontrollgruppe vorhanden
Autologous platelet rich plasma: topical versus intradermal after fractional ablative carbon dioxide laser treatment of atrophic acne scars.
The efficacy of autologous platelet rich plasma combined with ablative carbon dioxide fractional resurfacing for acne scars: a simultaneous split-face trial.
Rapid healing and reduced erythema after ablative fractional carbon dioxide laser resurfacing combined with the application of autologous platelet-rich plasma.
Kontrollgruppe vorhanden (Split Face)
Kontrollgruppe vorhanden (Split Face)
Kontrollgruppe vorhanden (Split Face)
Kernaussagen
Mit PRP kombinierte Lasertherapie ist mit höherer Patientenzufriedenheit bezüglich der Behandlung und mit signifikant höherer Zufriedenheit bezüglich des Erscheinungsbildes der Pigmentierung gegenüber Lasermonotherapie assoziiert (16).
PRP in Kombination mit ultragepulstem fraktioniertem CO2-Laser hat einen synergistischen Effekt in der Gesichtsverjüngung, bei der Reduktion der Dauer der Nebenwirkungen und der positiven Verstärkung des therapeutischen Effekts (17).
«Unsere vorausgehenden Resultate weisen darauf hin, dass PRP Erytheme und Ödeme nach fraktionierter CO2-Laser-Behandlung objektiv reduzieren kann. Am allerwichtigsten ist, dass die Patienten selbst die Reduktion der üblichen Effekte nach der Behandlung (Erythme, Ödeme, Juckreiz und Unbehagen) bemerkt haben. Wir erwarten, dass PRP eine wirksame Zusatzbehandlung zu CO2-Laser-Resurfacing sein kann und Patienten helfen kann, das Wiedererlangen ihres Normalzustandes zu beschleunigen.» (18)
Die Verbindung eines ablativen CO2-Lasers mit PRP und autologem Fettgraft scheint ein vielversprechender und therapeutisch effektiver Ansatz für atrophische und kontraktile Narben zu sein (19).
Der Low-level-Laser-Therapieeffekt (LLLT) von fraktioniertem CO2-Laser kombiniert mit den Effekten der Wachstumsfaktoren aus den aktivierten Pättchen (PRP) verlängerte das Überleben und die Annahme des Fettgrafts im Gesicht, steigerte die Kollagenbildung und führte zu einem besseren Remodeling der dermalen Martrix. «Diese einzigartige Kombination aller vier Ansätze in unserer AdipoLASER-Rejuvenation mit zusätzlich PRP bietet ein weniger invasives, aber stark sichtbares und dennoch natürliches Resultat als Alternative zum klassischen Facelift (20).
Die jetzige Studie führt die Kombination von topischem PRP und fraktioniertem CO2Laser ein als eine effektive, sichere Form zur Behandlung von atrophischen Aknenarben mit kürzerer Downtime als bei fraktioniertem CO2-Laser allein und besserer Verträglichkeit als bei fraktioniertem CO2-Laser – kombiniert mit intradermaler PRP-Injektion (21).
Behandlung mit PRP nach ablativem fraktioniertem CO2-Resurfacing steigert die Genesung der Laser-geschädigten Haut und verbessert synergistisch die klinische Erscheinung von Aknenarben (22).
Eine signifikant schnellere Erholung des TEWL wurde auf der PRP-Seite beobachtet. Der Erythema-Index und der Melanin-Index waren auf der PRP-Seite niedriger; Biopsien der PRP-Seite zeigten dickere Kollagenbündel im Vergleich zur Kontrollseite. Applikation von autologem PRP ist eine effektive Methode zur Verbesserung der Wundheilung und Reduktion vorübergehender Nebenwirkungen nach FxCR-Behandlung (23).
Erythrozyten und Leukozyten zu separieren, da proinflammatorische Zytokine innerhalb der Erythrozyten zur Bildung beziehungsweise Freisetzung freier Radikale führen können, die das zu behandelnde Gewebe schädigen (24). Auch die Leukozytenfraktion, welche neutrophile Granulozyten enthält, sollte nicht im PRP vorhanden sein, da diese durch die Ausschüttung von Proteasen nachteilige Effekte hervorrufen können (25, 26). Eine erhöhte Thrombozytenkonzentration (Faktor 2) sollte angestrebt werden, da sich gezeigt hat, dass sich die körpereigene Hyaluronsäuresynthese bei dieser Konzentration am besten stimulieren lässt; bei zu hoher Konzentration nehmen diese Effekte wieder ab (2). Um das Risiko einer Kontamination beziehungsweise Infektionen zu vermeiden, sollte ein geschlossenes System zur Aufbereitung verwendet werden (27). Des Weiteren sollte aufgrund sicherheitstechnischer Erwägungen ein nadelfreies System zur Vermeidung von Nadelstichverletzungen
zum Einsatz kommen. Um die Applikation von PRP
für den Patienten so angenehm wie möglich zu ge-
stalten, empfiehlt sich ein System, bei dem auf die
Zugabe von Antikoagulanzien verzichtet werden
kann, da Antikoagulanzien regelhaft aufgrund ihres
sauren pH-Wertes einen brennenden Schmerz bei
der Applikation hervorrufen (28). Das gewonnene
PRP sollte nicht mit Injektionslokalanästhetika ge-
mischt werden, da hierdurch die Aggregationsfähig-
keit der Thrombozyten beeinträchtigt wird, wodurch
die Stimulation der Zellproliferation und der Thera-
pieerfolg reduziert werden (29).
L
Korrespondenzadresse: Hanno Pototschnig, M.D. Herzogstrasse 7, D-80803 München E-Mail: hp@regenerative-medicine.eu
Interessenkonflikte: Hanno Pototschnig, M.D. is salaried by Arthrex GmbH.
Das Literaturverzeichnis ist online einsehbar unter: rosenfluh.ch/dermatologie-aesthetische-medizin-2017-02
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