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KONGRESS-HANDOUT
SGML
Intense Pulsed Light bei chronischer Radiodermatitis
Fallbeispiel einer erfolgreichen Behandlung
Jahre nach einer Tumorbestrahlung kommt es oft sowohl zu vaskulären als auch zu poikilodermatischen Veränderungen an der Haut. Zur Therapie dieser strahleninduzierten Hautschädigung bietet sich die Behandlung mit Intense Pulsed Light (IPL) an – dies macht auch die vorgestellte Kasuistik deutlich.
VON NATHALIE DIETRICH
Nathalie Dietrich
Im Rahmen der Behandlung onkologischer Patientinnen und Patienten stellt die Strahlentherapie eine effektive Therapieform dar, die in den letzten Jahren durch diverse technische Erneuerungen und eine Vielfalt an neuen Therapieoptionen an Bedeutung gewonnen hat. Eine Bestrahlung der Haut mit 12 bis 15 Gy oder eine wiederholte Bestrahlung mit kleineren Dosen führt nach 1 bis 2 Jahren, zum Teil jedoch auch erst mehrere Jahre danach, zu einer chronischen Radiodermatitis. Ähnliche Hautveränderungen werden auch nach Radiodermatitis acuta 2. und 3. Grades beobachtet. Das klinische Bild der chronischen Radiodermatitis zeigt typischerweise eine Hautatrophie mit Verlust der Hautangangsgebilde, poikilodermatischen Veränderungen sowie Teleangiektasien, welche durch eine Dilatation verbliebener Hautgefässe zustande kommen. Die Patientinnen und Patienten leiden folglich neben ihrer Grunderkrankung zusätzlich an dieser stahleninduzierten Hautschädigung, was die Lebensqualität empfindlich vermindern kann.
Fallbeispiel
Bei einer 68-jährigen Patientin wurde nach Diagnosestellung eines Mammakarzinoms eine rechtsseitige Mastektomie durchgeführt. Im Anschluss erhielt die Patientin eine adjuvante Chemo- und Radiotherapie. Die Radiotherapie von total 50 Gy wurde in 25 täglichen Einheiten à 2 Gy durchgeführt. Einige Monate nach Abschluss der Bestrahlung stellte sich die Patientin wegen progredienten Teleangiektasien im Bestrahlungsgebiet bei uns vor.
Therapie
Zur Aufhellung der Teleangiektasien wurden insgesamt 4 Behandlungen mit dem Intense Pulsed Light (IPL) Limelight™ (Cutera) (520–590 nm, 30 ×10 mm Spot, 7–8 ms, 15–17J/cm2) durchgeführt. Das Behandlungsintervall zwischen den Sitzungen betrug jeweils 4 Wochen. Bei jeder Sitzung wurden 2 Passes durchgeführt. Um Schmerzen sowie unspezifische thermische Schädigungen der Epidermis zu minimie-
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Abbildungen: Chronische Radiodermatitis nach Mastektomie und Bestrahlung bei Mammakarzinom. 1) Vor der Behandlung; 2) nach 4 IPL-Behandlungen
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ren, wurde das Behandlungsareal während der Sitzung mit Kaltluft gekühlt.
Diskussion
Die durch ionisierende Strahlung induzierte chroni-
sche Radiodermatitis mit Teleangiektasien ist eine
häufige Komplikation nach Tumorbestrahlung. Die
Hautveränderungen können entstellend und stigma-
tisierend sein. Nicht zuletzt weil die chronische Radio-
dermatitis die Patientinnen und Patienten an die durch-
gemachte lebensbedrohliche Erkrankung erinnert.
Der Zustand der störenden Teleangiektasien im
Rahmen der chronischen Radiodermatitis konnte im
Fall unserer Patientin mit 4 IPL-Sitzungen deutlich
verbessert werden. Bis auf leichte Schmerzen
während der Behandlung sowie einer diskreten
postinterventionellen Rötung wurden keine Neben-
wirkungen dokumentiert. In der Literatur sind ein-
zelne Fallberichte und eine kleine Studie über die
erfolgreiche Farbstofflaserbehandlung und die IPL-
Behandlung der chronischen Radiodermatitis in 3 bis
4 Sitzungen zu finden. Blitzlampen (IPL) sind – im Ver-
gleich zum Laser – gepulste, hochenergische Licht-
quellen, die ein breites Spektrum polychromatischen
Lichts emittieren. Das Lichtspektrum ist je nach Her-
steller und Art der Blitzlampe unterschiedlich. Da sich
im Rahmen der chronischen Radiodermatitis neben
Teleangiektasien auch poikilodermatische Verände-
rungen mit Hyperpigmentierungen zeigen, stellen
IPL-Systeme eine gute Therapieoption dar. Durch
das breite Lichtspektrum kann nicht nur die vas-
kuläre, sondern auch die melanozytäre Komponente
behandelt werden.
L
Korrespondenzadresse: Dr. med. Nathalie Dietrich Dermatologie und Venerologie FMH Fähigkeitsausweis für Laserbehandlungen der Haut Dermatologie Zentrum Zeltweg 67 8032 Zürich Tel. 043 268 80 00 E-Mail: info@dermatologiezentrum.ch Internet: www.dermatologiezentrum.ch
Interessenkonflikte: keine
Referenzen: 1. Nymann P et al.: Intense pulsed light vs. long-pulsed dye laser treatment of tel-
angiectasia after radiotherapie for breast cancer: a randomized split-lesion trial of two different treatments. Br J Dermatol 2009; 160(6): 1237–1241. 2. Santos-Juanes J et al.: Treatment of hyperpigmentation component in chronic radiodermatitis with alexandrite epilation laser. Br J Dermatol 2009; 160(1): 210–211. 3. Lanigan SW et al.: Pulsed dye laser treatment of telangiectasia after radiotherapy for carcinoma of the breast. Br J Dermatol 2003; 148(1): 77–79. 4. Ahmad M et al.: Pulsed dye laser treatment for telangiectasia after radiotherapy for breast carcinoma. Br J Plast Surg 1999; 52(3): 236–237.
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