Transkript
BERICHT ZUM SCHWERPUNKT
Update zu Hautinfektionen bei Reiserückkehrern
Bakterielle Hautinfekte, Hautulzera, kutane Larva migrans
Bei einem Fünftel der Reiserückkehrer, die sich in der tropenmedizinischen Sprechstunde melden, geht es um ein Hautproblem. Über häufige Probleme sprach Dr. Bernhard Beck, Konsiliararzt für Tropenmedizin am Universitätsspital Zürich, Praxis für Tropen- und Reisemedizin am Bellevue, Zürich, an den 6. Zürcher Dermatologischen Fortbildungstagen 2016.
Die 3 häufigsten Hautprobleme bei Reiserückkehrern sind (1): L bakterielle Hautinfekte: Follikulitis, Impetigo, Karbunkel,
Abszesse, durch Staphylococcus aureus verursacht; Erysipel, Ecthyma, Zellulitis, meist durch Streptokokken verursacht L kutane Larva migrans (bei Fehlinfestation mit tierischen Hakenwurmlarven) L Arthropodenstiche (Insekten, Zecken) mit spätallergischen Reaktionen.
Abbildung: Kutane Larva migrans
Foto: Alfred Lienhard
MRSA nicht verpassen
Internationale Reisen spielen eine wesentliche Rolle bei der Verbreitung von Methicillin-resistenten Stämmen von Staphylococcus aureus (MRSA). Erregerkultur und Resistenztestung sind bei allen Reiserückkehrern mit infizierten Hautläsionen erforderlich, um eine mögliche Infektion mit mehrfachresistenten Stämmen von S. aureus zu erfassen (1). Nicht nur MRSA, sondern auch MSSA (Methicillin-sensitive Stämme von S. aureus) können das Panton-Valentine-Leukocidin (PVL) exprimieren, ein Zytotoxin, das Leukozytendestruktion und Gewebsnekrosen bewirkt (1). Nach der Rückkehr von der Reise besteht ein Risiko, dass PVL-positive S.-aureus-Stämme innerhalb der Familie und auch im weiteren Umfeld übertragen werden (1). Hautulzera bei Reiserückkehrern können diagnostisch einiges Kopfzerbrechen bereiten. Die Liste der möglichen Ulkusursachen ist sehr lang, wobei die geografische Verbreitung der verschiedenen Ursachen zu beachten ist. Bei Persistenz nach topischer oder syste-
Tabelle:
Vorgehen bei Reiserückkehrern mit Wunden
und Hautulzera
L Bei grosser (> 15 mm) oder auffälliger Läsion, bei multiplen Läsionen, bei rezidivierender oder chronischer Läsion: Abstrich, der immer auf MRSA geprüft werden muss.
L Lokale Wundpflege mit topischen, antiinfektiven Präparaten. L Systemische Antibiotikabehandlung nur wenn notwendig und
nur gezielt. L Bei MRSA: Nasenabstrich und Dekolonisationsversuch. L Biopsie bei ausbleibendem Erfolg.
(nach Dr. Bernhard Beck)
mischer antiinfektiver Therapie müsse an seltenere Erkrankungen wie Leishmaniasis oder Mykosen gedacht werden, so der Referent. Die Tabelle fasst das von Dr. Beck empfohlene Vorgehen bei Reiserückkehrern mit Wunden und Hautulzera zusammen.
Kutane Larva migrans: Topisch oder systemisch behandeln?
Bei Dermatologen sei die topische Behandlung der kutanen
Larva migrans beliebt (Thiabendazol-Creme mit Okklusivver-
band), so Dr. Beck. «Die Erfolgschancen sind aber leider nicht
so gut», sagte er. Die orale Behandlung sei wesentlich effekti-
ver. Albendazol (Zentel®) soll während 3 bis 7 Tagen immer zum
Essen oder danach eingenommen werden. Dr. Beck empfahl eine
«satte» Dosierung (Tagesdosen von 12 bis 15 mg Albendazol
pro kg Körpergewicht). Zur peroralen Therapie mit Ivermectin
(in der Schweiz nicht registriert) empfahl der Referent 2 Behand-
lungsstösse: Einmaldosis von 200 µg pro kg Körpergewicht mit
Wiederholung nach 14 Tagen. Die kutane Larva migrans (Abbil-
dung) wird durch Larven von Hakenwürmern von Hund oder
Katze verursacht. Die Larven dringen etwa beim Barfussgehen
im Sand in die Epidermis ein. Wegen des starken Juckreizes
kommt es häufig zu bakteriellen Superinfektionen.
L
Alfred Lienhard
Referenz:
1. Monsel G et al.: What´s new in travel-associated dermatology? J Travel Med 2015; 22: 221–224.
14 SZD 4/2016