Transkript
BERICHT
Aktuelle Behandlung aktinischer Keratosen mit PDT
Bericht vom Kongress EURO-PDT 2016
Am 12. und 13. Februar 2016 fand der 15. Jahreskongress der EURO-PDT (European Society for Photodynamic Therapy) in Barcelona statt. Am etablierten Treffen, das als die wichtigste Veranstaltung auf dem Gebiet der Photodynamischen Therapie (PDT) gilt, nahmen 250 EURO-PDT-Mitglieder aus der ganzen Welt teil. Im Zentrum des Kongresses stand die Behandlung aktinischer Keratosen mit der Tageslicht-PDT.
MARGUERITE KRASOVEC RAHMANN
Marguerite Krasovec Rahmann
In seiner Einführung zum Kongress wies Prof. Dr. Lasse R. Braathen, Präsident der EURO-PDT und ehemaliger Direktor der Dermatologischen Klinik des Inselspitals Bern, darauf hin, dass die EURO-PDT nicht nur jedes Jahr den internationalen Kongress organisiert, sondern auch Ausbildungen und Workshops für Ärzte und medizinisches Personal anbietet. Es können drei Diplome erworben werden: PDT-Spezialist, akkreditiertes PDT-Zentrum, PDT-ExzellenzZentrum (1).
Physikalische Grundlagen der PDT
Die PDT beruht auf der topischen Applikation eines Photosensibilisators, der innerhalb der Inkubationszeit durch Keratinozyten zu der eigentlich photosensibilisierenden Substanz (Protoporphyrin IX) umgewandelt wird. Die nachfolgende Beleuchtung führt zur Entstehung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), die direkt zytotoxische Effekte induzieren. Da Protoporphyrin IX präferenziell in entarteten, lichtgeschädigten Keratinozyten umgesetzt wird, werden die Effekte bevorzugt im Bereich aktinisch geschädigter Haut beobachtet. Als Photosensibilisator wird entweder 5-Aminolävulinsäure (ALA) oder deren Methylester (MAL = Methyl-Aminolevulinat) verwendet. ALA ist im Alacare® Pflaster und in Form einer Nanoemulsion im neuen Präparat Ameluz® Gel enthalten. Metvix® Creme enthält MAL.
Epidemiologie aktinischer Keratosen
Ein Teil der Vorträge widmete sich der Epidemiologie der aktinischen Keratosen (AK). Die Prävalenz unterscheidet sich je nach Land und Erfassungs-
methode. Gemäss einer Studie beträgt sie in Italien 27 Prozent, wobei die Hälfte der Patienten 1 bis 5 AK aufweist. In drei Viertel der Fälle sind die AK im Gesicht und am Hals lokalisiert. Die italienische Studie mit 8461 Patienten eruierte zudem die Risikofaktoren für die Entwicklung von AK: das Alter (insbesondere ab 70 Jahren), frühere nicht melanozytäre Hauttumoren, die geografische Lage (Süditalien), der Beruf (Arbeit im Freien mehr als 6 h pro Tag), das Geschlecht (Männer mehr betroffen als Frauen), klinisch das Vorhandensein von Lentigines solares. Alkoholabusus scheint ebenfalls ein leichter Risikofaktor zu sein. Protektive Faktoren sind ein höherer BMI (über 25), die regelmässige Applikation von Sonnencremes und ein niedriges Ausbildungsniveau. Prof. Dr. Thomas Dirschka, Wuppertal, prophezeite, dass 100 Prozent der Personen, welche zurzeit in Deutschland geboren werden, an AK leiden werden.
Entartungspotenzial aktinischer Keratosen
Dr. Maria Teresa Fernández-Figueras, Barcelona, widersprach der traditionellen Ansicht, dass die Progression einer AK zu einem invasiven Spinaliom erst dann erfolge, wenn alle Epidermisschichten Atypien aufweisen (in Analogie zu den Spinaliomen der Munschschleimhaut oder der Vulva). Die Autorin stellte fest, dass 63 Prozent der invasiven AK nur Atypien von Keratinozyten in der Basalschicht zeigten.
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Aktuelle Behandlung aktinischer Keratosen mit PDT
Insbesondere war die Invasionsgefahr gross, wenn die atypischen Zellen entlang des Follikelepithels lagen und sich so in die Tiefe ausbreiten konnten. Überdies war eine stufenweise Progression von AK I zu AK II und AK III (klassischer Entwicklungsweg) ebenfalls eine Entstehungsweise von invasiven Spinaliomen. Die Resultate lassen sich dahingehend zusammenfassen, dass alle AK-Läsionen – unabhängig von der intraepidermalen Neoplasiedicke – potenziell invasiv sind. Allgemein wird angenommen, dass dicke, hyperkeratotische AK vermehrt Dysplasien aufweisen und deshalb ein erhöhtes Entartungsrisiko aufweisen. Eine interessante Studie aus Kopenhagen bewies, dass keine Korrelation zwischen der Dicke des Stratum corneum, also der palpablen Hyperkeratose, und dem Grad von Atypien besteht. Somit sind die dünnen AK gleich behandlungsbedürftig wie die dicken. Laut Prof. Dr. Thomas Dirschka zeigen neuere Studien, dass ein Spinaliom ohne Vorläuferläsionen entstehen kann. Sein pragmatisches Vorgehen besteht darin, die Feldkanzerisierung zu behandeln und eine Biopsie von resistenten Läsionen durchzuführen.
Therapie der aktinischen Keratosen
Unterschieden werden isolierte AK von AK in einem
Herd (Feldkanzerisierung). In Europa ist die Feldkan-
zerisierung definiert als sechs oder mehr gruppierte
AK. Bei isolierten AK kommt die Kryotherapie mit
Stickstoff häufig zum Einsatz. Bei Feldkanzerisierung
wird oft die PDT gewählt. Die konventionelle PDT
(Photosensibilisator plus rotes Licht) ist als erfolgrei-
che Therapieform etabliert. Am Kongress widmeten
sich mehrere Redner der Behandlung mit der Tages-
licht-PDT (daylight-PDT = d-PDT). Dabei wird eine
MAL-haltige Creme auf die betreffenden Areale auf-
getragen, und der Patient wird angewiesen, 2 Stun-
den draussen zu verbringen. Die geeigneten Monate
sind April bis September. Der Himmel darf leicht
bewölkt sein, aber es darf nicht regnen. Nach der
2-stündigen Exposition sollte der Patient in einem
Gebäude bleiben. Die Tageslicht-PDT verursacht
eine Rötung der behandelten Areale während 1 bis
2 Tagen und eine Schuppung über 10 Tage.
O
Hinweis auf die Homepage:
1. Informationen zur European Society for Photodynamic Therapy (EURO-PDT) im Internet unter: www.euro-pdt.org
Vorbehandlung
Bei AK reduziert die Hyperkeratose die Penetration des Photosensibilisators und der Lichtstrahlen. Folgende Methoden werden dagegen angewendet: vorherige chemische Keratolyse mit einer Salbe (Urea 30–40% oder Salicylsäure 10%), Curettage mit Ringcurette, Abrasion mit abrasivem Schwamm oder Sandpapier, «Needling» zum Beispiel mit Dermaroller oder mit nicht ablativem beziehungsweise ablativem fraktioniertem Laser. Die letzteren Verfahren steigern die Wirksamkeit der PDT.
Kontaktadresse: Dr. med. Marguerite Krasovec A. Rahmann FMH Dermatologie und Venerologie Uitikonerstrasse 9 8952 Schlieren Tel. 044-730 40 00, Fax 044-730 40 03 E-Mail: dr-krasovec@bluewin.ch
Interessenkonflikte: keine
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