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KURZE ÜBERSICHT
Das Berufsbild der Kosmetikerin
Ausbildung, Berufsbezeichnungen,Arbeitsweise
Kosmetikerinnen können dazu beitragen, dass sich Menschen in ihrer Haut wohl fühlen. Gut ausgebildete Kosmetikerinnen sind sich ihrer Verantwortung, ihrer Möglichkeiten und ihrer Grenzen bewusst. Die gegenseitige enge Zusammenarbeit zwischen Dermatologen und Kosmetikerinnen liegt auf der Hand, um gemeinsam die Wünsche und Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zu erfüllen.
EDITH ROTH
Edith Roth
Der Beruf der Kosmetikerin (oder des Kosmetikers) ist seit 1971 eidgenössisch anerkannt. Die Grundausbildung zur Kosmetikerin dauert 3 Jahre. Gelernt wird im Betrieb, in der Berufsschule und in überbetrieblichen Kursen (ÜK). Im Betrieb wenden die Lernenden während 4 Tagen pro Woche das Gelernte praktisch an. Am 5. Tag besuchen sie die Berufsschule. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, gleichzeitig die Berufsmaturitätsschule (BMS) zu besuchen und die Ausbildung mit der Berufsmatura abzuschliessen.
Verschiedene Berufsbezeichnungen
Für die Kundinnen und Kunden ist es nicht leicht herauszufinden, welche Ausbildung ihre Kosmetikerin absolviert hat. Da es neben der 3-jährigen Ausbildung auch verschiedene Kurzausbildungen in Fachschulen von 3 Wochen bis 12 Monaten gibt, werden zum Teil Fantasiebezeichnungen wie Fachkosmetikerin, medizinische Kosmetikerin oder ärztlich geprüfte Kosmetikerin verwendet. Die Übersicht in der Abbildung gibt die korrekten Titel an, die gesetzlich geschützt sind, und zeigt die Professionalisierungsschritte chronologisch auf.
Sowohl für Ärzte wie auch für die Kundschaft ist es wichtig, sich an Kosmetikerinnen zu wenden, die den gesetzlich anerkannten Titel erlangt haben. Nur bei anerkannt ausgebildeten Kosmetikerinnen besteht Gewähr, dass die Fachkompetenzen (Kenntnisse und Fähigkeiten) ausführlich gelernt wurden. Bei der Kosmetikerin FA mit eidgenössischem Fachausweis werden zwei Fachrichtungen unterschieden: L Fachrichtung medizinische Kosmetik: Spezifika-
tion ausgeweitet auf Altershaut, Akne, Anhangsgebilde, Gefässe. Diese Kosmetikerinnen arbeiten vermehrt mit Dermatologen und plastischen Chirurgen zusammen. L Fachrichtung Vitalkosmetik: Neben der allgemeinen medizinischen Kosmetik Spezifikation auf Körperbehandlungen wie Cellulite sowie Wellness und SPA.
Männer sind heute als Kunden ebenso im Kosmetikinstitut anzutreffen wie Frauen. Allerdings brauchte es lange, bis sich die Herren in ein Kosmetikinstitut wagten. Zum Durchbruch verhalfen die Parfümwerbungen, welche nur noch haarfreie Männerbodys präsentierten. So wurde es plötzlich selbstverständ-
3-jährige Ausbildung
Kosmetikerin EFZ
+ 2 Jahre Praxis; 11/2 Jahre Schulung
Kosmetikerin FA
+ 3 Jahre Praxis; 11/2 Jahre Schulung
Kosmetikerin HFP
Qualifikationsverfahren
Berufsprüfung
Höhere Fachprüfung
EFZ = Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis FA = Eidgenössischer Fachausweis HFP = Höhere Fachprüfung
Qualifiziert für medizinische Zusammenarbeit
Qualifiziert für Ausbildung Lernender
Abbildung: Übersicht über Titel und Professionalisierungsschritte von Kosmetikerinnen
Professionalisierung Praxis
Professionalisierung in Theorie
Professionalisierung Betriebswirtschaft
und -führung
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Das Berufsbild der Kosmetikerin
lich, dass Männer sich die Brust, die Arme und den Rücken im Institut enthaaren liessen. Nachdem der Schritt ins Institut einmal gemacht worden ist, werden heute auch die weiteren Dienstleistungen wie Manicure, Fusspflege, Gesichtsbehandlungen mit Wimpern- und Brauenfärben sowie Massage selbstverständlich auch von Männern in Anspruch genommen.
Arbeitsweise der Kosmetikerin
Wenn neue Kunden zum ersten Mal zur Gesichtsbehandlung im Kosmetikinstitut erscheinen, werden zuerst eine detaillierte Anamnese erhoben und eine Hautanalyse durchgeführt. Um ein aussagekräftiges Analyseresultat zu ermöglichen, sollten die Kunden zwei Stunden vor dem Besuch bei der Kosmetikerin die Haut reinigen und keine Creme auftragen. Innerhalb von zwei Stunden baut die Haut die Hydrolipidemulsion wieder auf, wobei sich zeigt, ob eine erhöhte Talgdrüsenproduktion vorliegt oder ob die Haut sehr feuchtigkeitsarm oder trocken ist. Ein aufgetragenes Produkt könnte das Analyseresultat verfälschen. Die Kunden sollten vorher nicht Sport treiben, da die Haut durch starkes Schwitzen zu stark hydriert wird. Die Kunden werden gebeten, ihre derzeit verwendeten Hautpflegeprodukte mitzubringen. Die professionelle Behandlung im Institut beginnt mit der Reinigung der Haut (Oberflächenreinigung, Tonifizieren und Intensivreinigung). Bei der Intensivreinigung werden Hautschüppchen entfernt, ohne die Haut zu reizen. Die Durchblutung wird angeregt, und die Haut wird für die nachfolgende Pflege optimal vorbereitet. Je nach momentanem Hautzustand wird die wirkungsvollste Intensivreinigung gewählt. Dafür werden beispielsweise verwendet: L Warme Kompressen L Bedampfen L Peeling L Reinigungsmasken L Durchblutungsmasken L Apparative Desinkrustation mit Gleichstrom
und physikalischer Kochsalzlösung L Bürstengerät L Ultraschall oder Mikrodermabrasion L Manuelles Ausreinigen von Komedonen
und Pusteln.
Der Einsatz von Dampf vor dem Ausreinigen wird immer mehr infrage gestellt. Beim Bedampfen quillt die Haut auf, und die Komedonen werden im oberen Bereich aufgeweicht. Schwerere Komedonen sinken jedoch in den Follikel. Weil nur oberflächlich ausgereinigt wird, kann die Entzündungsgefahr bei unvollständiger Ausreinigung der Komedonen erhöht werden. Die erhitzte und aufgeweichte Haut ist zudem anfälliger für Verletzungen, sodass es leichter zu Quetschungen, Rötungen und Schwellungen kom-
men kann. Als Alternative zum Dampf können warme Kompressen, ein Enzympeeling oder eine Durchblutungsmaske als Vorbereitung vor der Entfernung von Komedonen eingesetzt werden. Professionell und regelmässig durchgeführte Reinigungen können bei Akne zu sehr guten Resultaten führen.
Gesichtsmassage
Die Massage ist eine der wichtigsten manuellen Tätigkeiten im Kosmetikinstitut. Die Kosmetikerin beherrscht verschiedene Massagegriffe mit unterschiedlichen Wirkungen. Die Massagegriffe werden je nach Hautzustand und Spannkraft der Haut ausgewählt. Abhängig von der Hautbeschaffenheit wird statt der klassischen Massage die manuelle Lymphdrainage (MLD) ausgeführt. Bei der MLD sind die Griffe sehr sanft und ohne Druck. Dadurch eignet sie sich besonders bei der atrophischen Haut mit schwachem Bindegewebe, da die Haut nicht verzogen wird. Die MLD unterstützt die Versorgung und Entsorgung der Zellen und verbessert den Turgor der Haut stark. Bei der sensiblen, empfindlichen und geröteten Haut beruhigt sie das Hautbild und wirkt sich auch deshalb vorteilhaft aus, weil sie die Hautdurchblutung nicht zu stark anregt. Aus diesem Grund ist die MLD beispielsweise bei Rosazea indiziert. Die MLD gehört nicht zur Grundausbildung der Kosmetikerin, sondern wird bei der Vorbereitung zur höheren Fachprüfung oder in separaten Kursen gelernt.
Abschlussbehandlung
Abhängig von der gewählten Behandlung wird vor oder nach der Massage eine auf den gegenwärtigen Hautzustand abgestimmte Maske oder Packung aufgetragen. Diese hat die Aufgabe, je nach Hautzustand die Hautfunktion entweder anzuregen und zu steigern oder zu beruhigen und zu dämpfen. Die Einwirkzeit beträgt je nach Gesichtsregion und Produkt zwischen 5 und 20 Minuten. Im Institut stehen zur Verfügung: L feste Masken: z.B. Film, Paste, Vlies, Gips- oder
Wachsschale L weiche Masken: z.B. Creme, Gels, Brei, Schaum,
Kühlkompressen.
Als alternative Abschlussbehandlungen können zum
Beispiel Eiswelle oder flexible Kühlgels eingesetzt
werden.
L
Edith Roth Kosmetikerin HFP Ehemalige Präsidentin des Schweizer Fachverbandes für Kosmetik (SFK) Schöneggstrasse 50, 8953 Dietikon Tel. 044 740 19 86 E-Mail: edith.roth@bluewin.ch
Interessenkonflikte: keine
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