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AKTUELLES AUS FACHZEITSCHRIFTEN
Aktuelle Therapiemöglichkeiten bei aktinischen Keratosen
Für aktinische Keratosen sind zahlreiche Behandlungsoptionen verfügbar, die eine individuell angepasste Therapie möglich machen. Weil aktinische Keratosen oft Ausdruck einer Feldkanzerisierung sind, stehen Feldbehandlungen im Vordergrund.
Es fehlen klinische Anhaltspunkte, die eine Unterscheidung erlauben würden zwischen aktinischen Keratosen ohne Progressionstendenz und gefährlichen Läsionen, aus denen mit der Zeit invasive Plattenepithelkarzinome entstehen. Deshalb sei es angezeigt, ausnahmslos alle aktinischen Keratosen zu behandeln, betont Dr. Elizabeth Uhlenhake, Department of Dermatology, Wayne State University School of Medicine, Detroit, USA, in einem aktuellen Reviewartikel (1). Vereinzelte, isolierte aktinische Keratosen können läsionsorientiert (z.B. mit Kryotherapie) behandelt werden. Bei mehreren, nicht klar abgrenzbaren, teils konfluierenden Läsionen sind feldorientierte Therapien attraktiv, weil damit nicht nur klinische, sondern auch subklinische Läsionen im betroffenen, chronisch durch Sonnenlicht geschädigten Hautareal behandelt werden.
Feldgerichtete Kurzzeittherapie zur Selbstanwendung Neben Therapien, die vom Arzt angewendet werden (z.B. Photodynamische Therapie [PDT] mit Metvix®, Pflaster-PDT mit Alacare®, Dermabrasion, Lasertherapie, chemische Peels), gibt es mehrere Behandlungen zur Selbstanwendung durch die Patienten.
Aktinische Keratosen:
Therapiemöglichkeiten
zur Selbstanwendung
L Ingenolmebutat (Picato®)
L Diclofenac (Solaraze®)
L Imiquimod (Aldara®)
L 5-Fluorouracil/ Salizylsäure (Actikerall®)
L 5-Fluorouracil (Efudix®)
Wenn die Selbstanwendung längere Zeit dauern muss und unangenehme Nebenwirkungen hervorruft, kann die Compliance zum Problem werden, denn ein vorzeitiger Therapiestopp beeinträchtigt die Abheilungsraten der Läsionen. Die Therapie mit Ingenolmebutat (Picato®) stelle aufgrund der kurzen Anwendungsdauer eine attraktive Option zur Verbesserung der Compliance und damit der Behandlungsresultate dar, schreibt die Autorin (1). Am Rumpf und an den Extremitäten sind lediglich zwei Behandlungstage erforderlich (einmal täglich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Picato®Gel 500 µg/g auf die betroffene Hautstelle auftragen). Im Gesicht und auf der Kopfhaut sind drei Behandlungstage ausreichend (einmal täglich an drei aufeinanderfolgenden Tagen Picato®-Gel 150 µg/g auf die betroffene Hautstelle auftragen). Aufgrund von Modellversuchen (in vitro und in vivo) wird ein dualer Wirkmechanismus postuliert. Schon nach wenigen Stunden bewirkt ein direkter zytotoxischer Effekt Nekrosen in den Läsionen. Zusätzlich kommt es nach einigen Tagen zu einer antikörperabhängigen, durch Neutrophile vermittelten, zytotoxischen Wirkung. In vier multizentrischen, randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudien wurde die topische Feldtherapie mit Picato®-Gel getestet (2). Die gepoolte Analyse der Resultate von zwei Studien zur Behandlung von Gesicht oder Kopfhaut ergab nach 57 Tagen bei 42,2 Prozent der Patienten eine vollständige Abheilung (mit Plazebo bei 3,7 Prozent). Die Zahl der Läsionen nahm median um 83 Prozent ab. In den beiden andern Studien resultierte bei der Behandlung des Rumpfes oder der Extre-
mitäten bei 34,1 Prozent der Patienten
eine komplette Abheilung (mit Plazebo
bei 4,7 Prozent). Die Zahl der Läsionen
konnte an diesen Lokalisationen um
75 Prozent verringert werden (2). Die
durch die Behandlung ausgelösten Ent-
zündungsvorgänge können zu lokalen
Hautreaktionen führen (z.B. Erythem,
Schälung oder Schuppung, Krusten-
bildung, Schwellung, Bläschen- oder
Pustelbildung, Erosion oder Ulzeration),
die erst nach Abschluss der Behandlung
ihr Maximum erreichen (3). Im Gesicht
und auf der Kopfhaut heilen die lokalen
Hautreaktionen meist innerhalb von
zwei Wochen, am Rumpf und an den
Extremitäten innerhalb von vier Wochen
ab (3).
Die Autorin des Reviewartikels schreibt,
dass zur Beseitigung aktinischer Kera-
tosen alle Bemühungen unternommen
werden sollten (1). Sie betont, dass Kon-
trolluntersuchungen bei Patienten mit
behandelten aktinischen Keratosen von
grosser Wichtigkeit seien. Sie empfiehlt
halbjährliche oder zumindest jährliche
Kontrollen, um zu beurteilen, ob die be-
handelten Läsionen abgeheilt sind und
ob sich keine neuen aktinischen Kera-
tosen gebildet haben. Zudem sei ein
Screening hinsichtlich invasiverer Läsio-
nen nötig. Verdächtige klinische Zeichen
seien: Induration, Inflammation, Durch-
messer über 1 cm, rasche Vergrösserung,
Blutung, Erythem, Ulzeration (1).
L
Alfred Lienhard
Referenzen: 1. Uhlenhake EE. Optimal treatment of actinic kera-
toses. Clinical Interventions in Aging 2013; 8: 29–35. 2. Lebwohl M et al. Ingenol mebutate gel for actinic keratosis. N Engl J Med 2012; 366: 1010-1019. 3. Arzneimittelkompendium der Schweiz. Fachinformation zu Picato®-Gel. Publiziert am 23.10.2013.
28 SZD 2/2014