Transkript
KURZBERICHT
Aktuelle Kompressionstherapie in der Praxis
Optimierung der Wundheilung bei Unterschenkelulzera
Die Behandlung mit Mehrkomponentensystemen löst bei den meisten Patienten, die eine Kompressionstherapie benötigen, zunehmend die Verwendung alleiniger Kurzzugbinden ab. Über Erfahrungen mit einem Zweikomponenten-Kompressionssystem bei der Wundbehandlung von Patienten mit Ulcus cruris berichtete Carsten Hampel-Kalthoff, Pflegerischer Fachexperte, Dortmund, im Rahmen des 1. Wund-D.A.CH-Dreiländerkongresses in Friedrichshafen an einem Symposium der Firma Lohmann & Rauscher.
Die gängige Aussage, dass ein Kompressionsstrumpf immer besser sei als ein schlecht gewickelter Kompressionsverband, trifft nicht voll ins Schwarze. Es gilt nämlich zu beachten, dass Kompressionsstrümpfe zur Erhaltungstherapie, aber nicht zur aktiven Entstauungsbehandlung verwendet werden. Schon nach kurzer Zeit büssen Kompressionsstrümpfe durch das Waschen an Kompressionsfähigkeit ein. Bereits nach 1 Monat könne die Steifigkeit in dem Mass nachlassen, dass sie bei einem floriden Ulkus nicht mehr ausreiche, sagte der Referent.
Hohe Steifigkeit hilft bei der Wundheilung Die Steifigkeit (stiffness) eines Verbandes ergibt sich aus der Differenz zwischen Arbeitsdruck (am bewegten Bein) und Ruhedruck (am liegenden Patienten). Je steifer ein Verband ist, desto besser wirkt er sich auf die Wundheilung aus. So begünstigt beispielsweise der klassische Zinkleimverband, der eine sehr hohe Steifigkeit besitzt, die Wundheilung sehr gut. Das Zweikomponentensystem Rosidal® TCS zeichnet sich ebenfalls durch eine hohe Steifigkeit aus. Dadurch kann
die Wundheilung beim Ulcus cruris optimiert werden, weil der venöse Rückfluss deutlich verbessert wird. Natürlich müssen die Patienten durch Schulung (Betätigung der Muskelpumpe, Gehübungen) auch «in Bewegung gebracht» werden, denn Kompressionsverbände funktionieren nur, wenn für entsprechende Bewegung gesorgt ist. Die erste Komponente des Systems besteht aus einer polsternden Kompressionsbinde mit integriertem textilem Hautschutz, die für gleichmässige Druckverteilung sorgt und die Haut vor Irritationen schützt. Die zweite Systemkomponente ist eine Kurzzugkompressionsbinde, die unter vollem Zug einfach anzulegen ist.
Froh über normale Schuhe und den Nylonstrumpf-Tipp Der Tragkomfort und die Beweglichkeit seien beim Zweikomponentensystem Rosidal® TCS sehr gut, so der Referent. Viele Betroffene sind sehr froh darüber, wenn ein «schuhtauglicher» Verband so dünn ist, dass sie normale Strassenschuhe tragen können. Da es sich um einen selbsthaftenden Verband handelt, kann sich das Hochziehen der Hose etwas schwierig gestalten. Frauen wissen
sich da mit Nylonstrümpfen zu helfen, die in verschiedenen, passenden Farben erhältlich sind. Schwieriger ist es dagegen, Männer davon zu überzeugen, dass es sinnvoll ist, einen Nylonstrumpf über den selbsthaftenden Verband zu ziehen. Der Nylonstrumpf-Tipp funktioniere aber tatsächlich gut, sodass die Hosen dann problemlos über den Verband rutschen, berichtete der Referent. Manche seiner Patienten tragen den Verband während 5 bis 6 Tagen. Gemäss Herstellerangaben kann das Zweikomponentensystem, das zum Einmalgebrauch bestimmt ist und Tag und Nacht getragen wird, bis zu 7 Tagen am Bein bleiben. Wenn Patienten hin und wieder ein unangenehmes Gefühl spüren, sollen sie nicht kratzen, sondern klopfen, so der Rat des pflegerischen Fachexperten.
Das Fazit einer Anwendungsstudie, die
unter Verwendung von Rosidal® TCS bei
102 Patientinnen und Patienten durch-
geführt wurde, lautete:
L Es lohnt sich, dieses Zweikomponen-
tensystem in der Praxis einzusetzen.
L Eine effektive Kompressionstherapie
wird damit sichergestellt.
L Es werden sehr gute Wundheilungs-
verläufe erreicht.
L Die Lebensqualität der Patienten und
ihrer Angehörigen wird verbessert.
L Die Behandlungskosten können deut-
lich verringert werden.
L
Alfred Lienhard
10 SZD 2/2014