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BERICHT
10. Meeting der Deutsch-Japanischen Gesellschaft für Dermatologie
Austausch zwischen Dermatologen aus Japan und aus deutschsprachigen Ländern
Vom 14. bis 17. November 2012 fand das 10. Meeting der Deutsch-Japanischen Gesellschaft für Dermatologie (GJSD) in Tokushima, Japan, statt. Die Leitung des Meetings übernahmen der GJSD-Präsident Prof. Peter Elsner, Direktor der Hautklinik, Universität Jena, und ehemaliger Leitender Arzt an der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich, sowie der Kongresspräsident Prof. Seiji Arase, School of Medicine, University of Tokushima.
VON DR. MARGUERITE KRASOVEC RAHMANN
Die German-Japanese Society of Dermatology (GJSD) wurde 1987 in Erlangen gegründet. Die Gesellschaft verfolgt das Ziel, den wissenschaftlichen, akademischen, sozialen und kulturellen Austausch und das gegenseitige Verständnis zwischen Japan und den deutschsprachigen Ländern zu fördern. Die Treffen finden alle zwei bis drei Jahre statt, abwechslungsweise in Deutschland und Japan. Die Bande entstanden bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts und wurden durch Zusammenarbeit und gegenseitige Aufenthalte von Dermatologen unterhalten. In Tokushima traf ich Prof. Y. Mitsuhashi, welcher in den Achtzigerjahren bei
Prof. U. W. Schnyder in Zürich gastierte, als ich dort Unterassistentin war. Y. Mitsuhashi, der aktuell Professor an der Tokyo Medical University ist, organisierte das Postmeeting in Tokio. Rund 100 Teilnehmer, davon 30 aus Deutschland, waren an der Tagung anwesend. Das dreitägige Programm bot einen Mix aus praktischer und wissenschaftlicher Dermatologie. Aus Deutschland kamen vor allem etablierte Professoren und einige niedergelassene Kollegen. Die meist jüngeren japanischen Vortragenden präsentierten tendenziell mehr experimentelle Daten, die jedoch einen Zusammenhang mit der Klinik hatten. Ein wissenschaftlich-experimenteller Beitrag betraf die Stammzellen in Haarfollikeln von Vibrissen in transgenen Mäusen. Einige exprimieren grosse Mengen von Nestin, einem Marker für neurologische Stammzellen. Somit könnte der Einsatz dieser Zellen bei der Regeneration von neurologischen Gewebeschäden in Nerven oder im Rückenmark dienen. Die Dokkyo Medical University berichtete über zwei Fälle von Ehlers-DanlosSyndrom (EHS). Das Syndrom zählt sechs Typen. Ein EHS vom vaskulärem Typ manifestierte sich mit einem Hämatothorax. Via Hautbiopsie erfolgte die Analyse der Produktion von Kollagen III durch die Fibroblasten. Die Menge von Kollagen III/I war erwartungsgemäss reduziert, und es wurde eine Mutation im COL3A-Gen gefunden. Von der Kyorin-Universität erfuhren wir aufgrund von 26 Patienten mit bakterieller Zellulitis, dass
Abbildung: Japanische und deutschsprachige Dermatologen trafen sich zum Austausch in Tokushima.
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nicht nur Streptokokken der Gruppe A, sondern auch der Gruppe G (GGS) vermehrt die Ursache von fulminanten Infektionen sind. Die GGS-induzierte Zellulitis trat häufiger bei älteren, polymorbiden Patienten auf mit einer Prädilektion für die subkutanen Strukturen des Fussrückens, was die initiale Diagnose erschwerte. Von deutscher Seite lieferte A. Enk, Heidelberg, eine kompakte Übersicht über die immunbasierten Therapien bei malignem Melanom. Es wurde über den AntiCTLA-Antikörper Ipilimumab, die Antikörper gegen PD-1 (Programmed Death) oder PD-L1-Liganden und CD137 berichtet. Möglicherweise wird die Kombination von mehreren Therapieansätzten weitere klinische Fortschritte bringen. Th. Diepken, Heidelberg, berichtete über die atopische Dermatitis und wies auf die interessante Feststellung hin, dass gewisse Krebsarten bei Neurodermitispatienten seltener auftreten. Prof. P. Elsner referierte über Hautschutz bei Berufskrankheiten und kam zum Schluss, dass die Schutzcremes häufig den Anforderungen nicht entsprechen. Zwei spannende medizinisch-historische Vorträge galten dem Birt-Hogg-Dubé-Syndrom, das besser als Hornstein-Birt-Hogg-Dubé-Syndrom bezeichnet wird (Vortrag von R. Happle), und dem Buch von Andreas Vesalius (Referat von G. Plewig). Am Meeting der GJSD waren 20 Poster ausgestellt. Hochaktuell war ein Beitrag aus der Universität Fukushima mit dem Titel «Impact of the Tohuku earthquake and sequent nuclear power plant accident on dermato-
logy in Fukushima». Dermatosen wie atopische Derma-
titis oder Pemphigus vulgaris exazerbierten wegen feh-
lender Medikation oder wegen der Angst, systemische
Kortikosteroide einzunehmen.
Entsprechend den Statuten der GJSD war am Meeting
auch Zeit für den sozialen und kulturellen Austausch
reserviert. Wir lernten die traditionellen Tänze Awa
Odori, das bergige Naturgebiet und die Schluchten des
Flusses Yoshino, die historische Hängebrücke Kazura-
bashi, die alte Strasse von Udatsu und das Otsuka Mu-
seum of Art in Tokushima kennen. In diesem grössten
Museum Japans fand der rauschende Galaabend statt.
Es lohnt sich, der kleinen, aber feinen Tagung einmal
beizuwohnen. Gemäss der Satzung sind alle deutsch-
sprachigen Kollegen, auch aus der Schweiz, willkom-
men. Die nächsten Daten des Meetings, diesmal in
Deutschland, sind bereits bekannt: 11. bis 14. Juni 2014
in Heidelberg (A. Enk), gefolgt vom Postmeeting,
15. bis 17. Juni in München (T. Ruzicka). Voraussicht-
lich im Jahr 2016 findet dann das GJSD-Meeting wieder
in Japan statt.
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Korrespondenzanschrift: Dr. med. Marguerite Krasovec Rahmann Lilie Zentrum Uitikonerstrasse 9, 8952 Schlieren Tel. 044-730 40 00 Fax 044-730 40 03 E-Mail: dr-krasovec@bluewin.ch
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