Transkript
Editorial
Wie viel Sonne braucht der Mensch?
Regula Patscheider
Schon heute weist die Schweiz europaweit die höchste Melanomrate auf, und jährlich erkranken 1600 Personen neu an einem Melanom. Der schwarze Hautkrebs verläuft, wenn er nicht rechtzeitig erkannt wird, noch immer oft tödlich. Mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung wird vor allem die Inzidenz des hellen Hautkrebses steigen: Jeder dritte über 60-Jährige wird in seinem Leben davon betroffen sein.
Eine der vielen Ursachen von Hautkrebs kann das UVLicht sein. Die International Agency for Research of Cancer, eine Untereinheit der WHO, hat im Juni 2009 eine aktualisierte Liste von Karzinogenen herausgegeben. In dieser sind auch UV-A-, UV-B- und UV-CStrahlung mit der Wellenlänge von 100 bis 400 nm als karzinogen aufgeführt. Die Kehrseite der Medaille sind die positiven Effekte der Sonne: Die UV-Strahlung induziert die Vitamin-D-Synthese in der Haut, steigert die Immunantwort und schützt möglicherweise vor Krebs, Autoimmun-, Infektions-, kardiovaskulären und vielen anderen Erkrankungen. In dieser offenbar paradoxen Situation gilt einmal mehr: Die Dosis macht das Gift! Kenntnis der Fakten und adäquates Verhalten in der Sonne schützen am besten vor Hautkrebs.
Information, Prävention und Früherkennung sind Ziele des 5. nationalen Hautkrebstages, der von der Krebsliga Schweiz, der Schweizerischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie und dem Bundesamt für Gesundheit am 10. Mai 2010 durchgeführt wird. Wie man seinen Hauttyp erkennt und gezielt schützt, weshalb Solarien verzichtbar sind und vieles mehr vermittelt der Beitrag von Claudia Weiss, Krebsliga Schweiz.
in die Prävention und zeigt konkrete Massnahmen am Beispiel des spinozellulären Karzinoms. Studien mit Organtransplantierten, die ein stark erhöhtes Hautkrebsrisiko haben, liefern interessante Daten für neue Therapieansätze auch bei der Allgemeinbevölkerung. Eine verbesserte Diagnostik ermöglichen neue Dermatoskopen, die sowohl nicht polarisiertes als auch polarisiertes Licht einsetzen, wie PD Dr. med. Ralph P. Braun, Universitätsspital Zürich, aufzeigte, sodass neue Strukturmerkmale und Gefässmuster der Läsionen erkennbar werden.
Die positiven Effekte des Sonnenlichts nutzt auch die Klimatherapie am Meer als Kombination von Thalassound Heliotherapie, wie sie das Schweizer Psoriasiszentrum «Swiss Derma Center» in Hurghada anbietet. Dort fand am 16. und 17. November 2009 das erste internationale Psoriasissymposium mit dem Titel «From Biologicals to Climatherapy» statt, von dem wir in dieser Ausgabe berichten.
Dr. med. Severin Läuchli, Universitätsspital Zürich, zeigte, dass sich psychische Faktoren sowie die Lebensqualität von Aknepatienten unabhängig vom Schweregrad durch die Aknehandlung verbessern. Der Beitrag von apl. Prof. Dr. med. Elke Weisshaar, Universitätsklinikum Heidelberg, informiert über Ursachen und Therapieoptionen bei Pruritus im Alter.
Das European Dermatology Forum (EDF), ein Expertengremium aus 180 Klinikdirektoren von europäischen Universitätshautkliniken, veröffentlichte anlässlich seiner Jahresversammlung am 23. Januar in Luzern die dritte Auflage des «EDF White Book». Prof. Dr. med. Lars French, Klinikdirektor der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich und Vorstandsmitglied des EDF, empfiehlt das unentbehrliche Nachschlagewerk allen Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen als Wegweiser, «um eine kosteneffiziente Versorgung der Patienten sicherzustellen».
Im Namen der Redaktion viel Sonniges und Lehrreiches wünscht Ihnen
Wer einmal einen Tumor hatte, bleibt ein kostenintensiver Patient. Deshalb plädiert auch PD Dr. med. Günther Hofbauer, Universitätsspital Zürich, für die Investition
Regula Patscheider
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medicos 1/2010