Transkript
HAUT UND SONNE
Einer von fünf Herztransplantierten erkrankt innert fünf Jahren an Hautkrebs
Langzeitbeobachtungen aus der Mayo Clinic, Minnesota, USA
Menschen, die ein Herz verpflanzt erhielten, sind auf
Immunsuppressiva angewiesen, damit ihr neues Or-
gan nicht abgestossen wird. Diese Behandlung hat
ernsthafte Nebenwirkungen. Auf dermatologischem
Gebiet sind dies bösartige Hauttumoren, insbeson-
dere Basalzell- und spinozelluläre Karzinome. Wie
häufig diese Komplikation tatsächlich ist, hat die
Mayo Clinic untersucht und darüber kürzlich in den
«Archives of Dermatology» berichtet. Die Beobach-
tungsstudie stützt sich auf die Daten von 312 Herz-
transplantationspatienten, die zwischen 1988 und
2006 behandelt wurden. Während 2097 Patienten-
jahren traten bei diesen Patienten 1395 neue Haut- Abbildung: Spinozelluläres Karzinom an der Unterlippe
karzinome auf, was einer duchschnittlichen Rate
von 0,43 Tumoren pro Patientenjahr entspricht. Das plantation aufgetretene Karzinome. Eine Herpes-
Auftreten der Tumore erstreckte sich dabei von 0 bis simplex-Infektion nach der Organverpflanzung er-
306 spinozelluläre Karzinome und von 0 bis 17 Ba- höhte das Risiko, an einem Basalzellkarzinom zu er-
salzellkarzinome bei einem Patienten. Zum Teil war kranken, noch zusätzlich.
also die Tumorlast ganz beträchtlich. Erwartungs- Die Assoziation zwischen Herztransplantation und
gemäss nahmen die kumulativen Inzidenzraten für Hauttumoren war durchaus schon bekannt, ist aber
die bösartigen Hautveränderungen mit der Zeit nach jetzt in ihren Ausmassen gut dokumentiert worden.
der Transplantation zu (nach 5 Jahren 20,4%; nach Die Zahlen sollen eine Aufforderung sein, Herz-
10 Jahren 37,5% und nach 15 Jahren 46,4%). Nach transplantationspatienten über die Gefahr gründlich
einem ersten Basalzellkarzinom betrug die ku- aufzuklären und für regelmässige dermatologische
mulative Inzidenz für ein spinozelluläres Karzinom Nachsorgeuntersuchungen zu sorgen, so die Auto-
innert 7 Jahren 98,1 Prozent.
ren.
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medicos 1/2010
Das Auftreten von Basalzellkarzinomen war in der
multivariaten Analyse signifikant mit der Verabrei- Halid Bas
chung von Mycophenolsäure assoziiert. Demgegenüber waren Tacrolimus und Sirolimus mit einer
Interessenkonflikte: keine
nicht signifikanten Risikoreduktion assoziiert.
Hierzu ist die Datenlage jedoch wegen komplexer Literatur:
Dosierungsfragen noch unsicher. Als zusätzlicher
Brewer J.D., Colegio O.R., Phillips P.K., Roenigk R.K., Jacobs M.A., Van de Beek D., Dierkhising R.A., Kremers W.K., McGregor C.G., Otley C.C.: Incidence of and risk
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Risikofaktor erwiesen sich andere nach der Trans-
factors for skin cancer after heart transplant. Arch Dermatol 2009; 145: 1391–1396.