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HAARE
Haare und Ernährung
Interview mit Dr. med. Martin K. Kägi
Dr. med. Martin K. Kägi
bedarf auf das Dreifache an. Wenn nicht im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge eine prophylaktische Therapie mit Eisensalzen durchgeführt wird, kommt es bei zirka 50 Prozent der Patientinnen zu einem Eisenmangel. Auch bei älteren Menschen ist die Eisenzufuhr oft unzureichend. Gründe dafür sind ökonomische Zwänge, ein schlechter Kauapparat und ein apathisches Verhalten.
Hat die Ernährung einen Einfluss auf die Haare?
Welches sind die wichtigsten Ursachen eines Eisen-
Dr. med. Martin K. Kägi: Tatsächlich ist eine mangels?
ausreichende Versorgung mit Zink, Biotin und Fol-
Kägi: Blutverluste stellen die häufigste Ursache
säure eine wichtige Voraussetzung für gesundes eines Eisenmangels bei Erwachsenen dar, wobei bei
Haarwachstum. Mangelzustände bezüglich dieser Frauen die menstruellen Blutverluste weit im Vor-
Vitamine und Spurenelemente machen sich unter dergrund stehen. Diese kommen häufiger bei
anderem durch Haarausfall bemerkbar, während Frauen mit intrauterinen Antikonzeptiva vor als bei
der Ausgleich dieses Mangels durch entsprechende Frauen, die östrogen-/progesteronhaltige Ovulati-
Präparate die Haare wieder wachsen lässt. Allerdings onshemmer einnehmen. Demgegenüber sind gast-
sind echte, durch niedrige Serum- oder Gewebespie- rointestinale Blutverluste bei erwachsenen Männern
gel nachgewiesene Mangelzustände eher selten.
die Hauptursache eines Eisenmangels. Bei Bewoh-
nern tropischer Regionen beziehungsweise Perso-
Führt Eisenmangel zu Haarausfall?
nen, die diese Gebiete bereisen, stellen parasitäre In-
Kägi: Was die Patienten mit diffusem Haaraus- festationen, insbesondere mit dem Hakenwurm,
fall betrifft, wurde je nach Autoren bei 20 bis 70 Pro- nicht selten die Ursache für Blutverluste dar.
zent ein Eisenmangel festgestellt. Die Prävalenz des
Eisenmangels bei Frauen im gebärfähigen Alter be- Ab welchen Ferritinwerten spricht man von Eisen-
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trägt 20 Prozent, bei erwachsenen Männern etwa mangel?
2 Prozent. Bis zu 10 Prozent der Kinder im Vor-
Kägi: Die Konzentration des Serumferritins
schulalter weisen einen Eisenmangel auf, wobei die korreliert gut mit dem Gesamtspeichereisengehalt
Hauptinzidenz bei der Altersgruppe der Ein- bis des Körpers. Der Nachweis eines erniedrigten Ferri-
Zweijährigen liegt. Auch während der Adoleszenz tinspiegels bestätigt somit den Eisenmangel unter
kommt es durch unregelmässiges Essen und eine Berücksichtigung der Tatsache, dass der Serumferri-
Vorliebe für «junk food» häufig zu einer ungenügen- tinspiegel nicht nur von den Eisenspeichern im Ge18 den Eisenzufuhr. Bei Schwangeren steigt der Eisen- webe abhängt, sondern auch von der Rate, mit wel-
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Tabelle:
Mögliche Ursachen des diffusen Haarausfalls
● Erschöpfungszustände ● Fiebrige Krankheiten (Infektionen, rheuma-
tische Erkrankungen) ● Stoffwechselstörungen (z.B. Schilddrüsen-
erkrankungen) ● Zöliakie ● Vitamin- und Eisenmangel ● Stillzeit ● Schwangerschaft ● Einseitige Ernährung (Diät-/Abmagerungskur,
Alkoholismus) ● Einnahme bestimmter Medikamente
(z.B. Blutverdünner, Cholesterinsenker) ● Vergiftungen (z.B. Thallium)
cher Ferritin im Rahmen einer Gewebeschädigung aus dem Gewebe freigesetzt wird, wie dies zum Beispiel bei Entzündungen geschieht. In solchen Fällen kann der Ferritinwert trotz Eisenmangel normal erscheinen, weshalb der Serumferritinwert nur bei normalem CRP-Wert beurteilt werden kann.
Was bewirkt die Einnahme von Biotin für das Haarwachstum und die Qualität der Nägel?
Kägi: Die Bedeutung von Biotin (Vitamin H) für das Haarwachstum wird durch die Beobachtung von Haarwuchsstörungen bei kongenitalen Störungen biotinabhängiger Enzymsysteme (Holocarboxylase-Synthetase-, Biotinidasedefizienz) unterstrichen. Dies ist ein Grund, weshalb Biotin pragmatischerweise in der Behandlung auch unspezifischer Haarausfälle eingesetzt wird. Ausser bei diesen sehr seltenen genetischen Defektsyndromen oder bei nachgewiesenen erworbenen Mangelzuständen hat die Gabe von Biotin aber keinen definitiv gesicherten therapeutischen Effekt.
Da Biotin durch die Intestinalflora synthetisiert wird, ist Biotinmangel beim Gesunden praktisch unbekannt. Es liegen allerdings kasuistische Berichte über erworbenen Biotinmangel bei parenteraler Alimentation, exzessivem Genuss von rohem Eiweiss
(das darin enthaltene Avidin bindet Biotin und vermindert dadurch dessen intestinale Resorption) sowie bei Kurzdarmsyndrom vor. Im Vordergrund der Symptomatologie des Biotinmangels stehen zentralnervöse Symptome; im Bereich der Haut wurde eine schuppende Dermatitis beschrieben sowie eine diffuse Alopezie.
Gibt es andere Wirkstoffe, welche das Wachstum oder die Qualität der Haare fördern?
Kägi: Ob regelmässiges Einnehmen von Zink und Folsäure zusätzlich zur Biotineinnahme den Haarwuchs tatsächlich verbessert, und welche tägliche Dosis optimal wäre, ist mit überzeugenden plazebokontrollierten Langzeitstudien bis anhin nicht abgesichert. Die Ursachen für starken Haarausfall, das heisst den Verlust von mehr als 100 Haaren pro Tag über einen längeren Zeitraum, sind vielfältig (siehe Tabelle). Sie bedürfen einer Abklärung durch den Spezialisten, bevor eine Therapie begonnen wird.
Welche Tipps gibt es für die Haarpflege?
Kägi: Das Haar profitiert ganz besonders von
einer ausgewogenen Ernährung. Es kann beliebig
häufig gewaschen werden, wobei milde Shampoos
zu verwenden sind. Das nasse Haar sollte weder zu
aggressiv noch zu heiss geföhnt werden. Im Som-
mer sollte als Sonnenschutz eine Kopfbedeckung ge-
tragen werden. Nach dem Bad im Meer empfiehlt es
sich, das Salzwasser auszuspülen. Bei trockenem
und sprödem Haar sollte gelegentlich eine Pflege-
spülung verwendet werden, vor allem nach chemi-
schen und haarkosmetischen Behandlungen wie
Dauerwelle, Blondierung oder Kolorierung.
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Die Redaktion bedankt sich bei Dr. med. Martin K. Kägi für das interessante Gespräch.
Korrespondenzadresse: HautZentrum Zürich Dr. med. Martin K. Kägi Leitender Arzt Schaffhauserstrasse 355, Sternen Oerlikon 8050 Zürich Tel. 044-318 88 99, Fax 044-318 88 98 E-Mail: martin.kaegi@hin.ch
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