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DERMOPHARMAZIE
Hautpflege bei Kindern: von Milchschorf bis Akne
Von Kathrin Büke
Ob Milchschorf, Storchenbiss, Ekzeme, Akne oder
Neurodermitis: Säuglinge, kleine und grosse Kin-
der leiden häufig an Hautkrankheiten, die auch
den Eltern Sorge bereiten und sie stark belasten
können.
Mütter und Väter und auch Jugendliche richten sich dann zunehmend mit Fragen zur Reinigung und Pflege der Haut an den Apotheker. Auch die Tatsache, dass die Grundversorgung dermatologischer Erkrankungen weitestgehend in die Selbstmedikation ausgelagert wurde und Patienten mit dem komplexen Krankheitsgeschehen chronischer Hautleiden meist überfordert sind, macht die therapiebegleitende Beratung des Apothekers notwendig. Dieser muss über spezielle Kenntnisse der Klinik und der Besonderheiten der diversen Dermatosen verfügen. Wird die zarte Säuglingshaut vor und unmittelbar nach der Geburt noch durch die «Käseschmiere», die Vernix caseosa, vor pathogenen Keimen und schädlichen Einflüssen bewahrt, ist dieser aus Talgdrüsensekret bestehende Schutz, der das Fruchtgleiten unter der Geburt erleichtern soll, mit der ersten Reinigung aufgehoben. Die empfindliche Haut benötigt nun zusätzliche Pflege von aussen, zumal sich die Babyhaut noch in der Entwicklungsphase befindet und sich im Vergleich zur Erwachsenenhaut durch einige Besonderheiten auszeichnet.
Funktionelle Unreife
So ist sie zum einen viel dünner und reagiert damit empfindlicher auf exogene Reize und Provokationsfaktoren. Zum anderen sind die Talg- und Schweissdrüsen nicht vollständig entwickelt: Die Haut trocknet schneller aus und reagiert stark auf Temperaturschwankungen. Obwohl die Säuglingshaut durchaus bereits einen sauren pH-Wert aufweist, ist das Neutralisationsvermögen nach Einwirkung alkalischer Substanzen deutlich eingeschränkt. Lücken im Säureschutzmantel schwächen den physiologischen Infektionsschutz. Die Haut kann sich schneller entzünden. Eine spezielle Hautpflege kann die funktionelle Unreife der Babyhaut ausgleichen und den Aufbau physiologischer dermaler Barriere- und Schutzmechanismen fördern. Grundsätzlich ist für die gesunde Säuglingshaut eine regelmässige tägliche Reinigung unerlässlich. Dadurch werden Schmutz, Hauttalg und Schweiss entfernt. Gleichzeitig tragen Reinigung und Bad zur Entspannung, zum Wohlbefinden und zur gelingenden Mutter-Kind-Beziehung bei. Die Badedauer sollte fünf bis sieben Minuten nicht überschreiten. Nur so lässt sich ein unnötiges Auslaugen der Haut verhindern. Die Temperatur des Badewassers sollte bei zirka 35 °C liegen und nicht zu heiss sein. Im Anschluss an das Bad sollte die Haut immer eingecremt werden. Dabei richtet sich die Wahl der Pflege nach den individuellen Bedürfnissen und besonderen Risiken wie zum Beispiel Neigung zur Atopie, denen die kindliche Haut ausgesetzt ist. Wichtig zu wissen ist, dass jeder Wasserkontakt die natürliche Hautbarriere schwächt, natürlich
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insbesondere bei Babys und Kindern. Egal, wie mild Sie stellen eher ein kosmetisches Problem dar. So-
die Reinigungsprodukte ausgelobt werden: Durch fern sie, wie zum Beispiel am Rumpf, nicht sichtbar
den Einsatz von Tensiden werden der fett- und feuch- sind, ist es oft am besten abzuwarten. In Fällen, in
tigkeitsarmen Babyhaut wichtige physiologische denen sie schnell wachsen oder sich an Stellen be-
Stoffe entzogen. Daher sollte gerade bei Kindern finden, wo sie besonders leicht verletzt werden kön-
stets darauf geachtet werden, dass für die Reinigung nen, empfiehlt es sich, sie entfernen zu lassen. Der
nur milde, seifenfreie Waschsubstanzen genutzt Eingriff gelingt umso besser, je früher er durchge-
werden.
führt wird. Deshalb soll das Wachstum des Blut-
schwamms immer genau beobachtet werden.
Schwache Hautbarriere
Dunkle, bläuliche bis blauschwarze Hautverfärbungen, die meist am Rücken oder Gesäss sichtbar wer-
Auch beim Einsatz rückfettender Badezusätze ist die den, sind auf eine Ansammlung von Pigmentzellen
anschliessende Pflege unabdingbar. Diese muss stets zurückzuführen. Sie sind ebenfalls völlig harmlos
den Hauttyp und den Ort der Anwendung berück- und verblassen oder verschwinden in den ersten Le-
sichtigen. Der Einsatz lipophiler Zubereitungen im bensjahren, spätestens jedoch in der Pubertät. Da
Windelbereich ist durchaus sinnvoll. Schützen sie diese dunklen Flecken bei über 90 Prozent der Kin-
doch diesen sensiblen Bereich vor dem Kontakt mit der asiatischer Abstammung auftreten, tragen sie
aggressiven Stoffen wie Stuhl oder Urin und können den Namen «Mongolenflecken». Unabhängig davon,
dadurch Entzündungen wirksam vorbeugen. Im Üb- ob es sich um Hämangiome oder andere Pigment-
rigen sollte die Babyhaut so wenig wie möglich mit veränderungen handelt, müssen Hautflecken, die
zu lipidreichen topischen Zubereitungen «abge- zuvor nicht vorhanden waren oder wachsen, immer
deckt» werden.
medizinisch abgeklärt werden.
Insbesondere beim Wechsel der Jahreszeiten müs- Kopfgneis, gelblich borkige Schüppchen auf dem
sen die topischen Zubereitungen dem jeweiligen Kopf, ist ungefährlich und verschwindet in der Regel
Klima angepasst werden. Benötigt die Haut bei kal- in den ersten Lebensmonaten. Grundsätzlich nicht
ter Witterung eher eine reichhaltige Pflege mit hö- therapiebedürftig, ist diesen schuppigen Hautarea-
herem Lipidanteil, wie zum Beispiel Basiscreme len mit öligen und fetthaltigen Therapeutika gut bei-
DAC oder Unguentum Alcoholum Lanae aquosum, zukommen. Der Einsatz spezifischer schuppen-
ist besonders im Sommer auf hydrophile Grund- lösender Substanzen wie Salicylsäure ist jedoch
lagen zu achten. Besonders geeignet sind Zube- nicht erforderlich, sondern steigert sogar das Risiko,
reitungen wie Unguentum Emulsificans aquosum. die Haut unnötig zu reizen und andere Hautpro-
Okklusionseffekte durch lipophile Zubereitungen bleme zu provozieren.
sind zu vermeiden, um nicht Hautprobleme wie Nicht zu verwechseln ist der Kopfgneis mit dem
zum Beispiel Hitzepickel zu provozieren.
Milchschorf, einem Erscheinungsbild der Neuroder-
mitis. Hierbei handelt es sich um ein nässendes
Milchschorf und Kopfgneis
Ekzem mit Entzündungen im Kopfbereich und an den Wangen von Säuglingen. Das klinische Bild er-
Mit «Storchenbiss» werden helle, rote Flecken zumeist innert dabei stark an angebrannte, eingetrocknete
an der Stirn und zwischen den Augen, an der Nasen- Milch. Daher kommt auch der Name.
spitze sowie in der Nackenmitte bezeichnet. Die
Rötungen sind auf kleine erweiterte Äderchen zurückzuführen. Bei starker Durchblutung durch An-
Hormonelle Umstellung
strengungen, zum Beispiel lautes und anhaltendes Mit zunehmendem Alter stabilisiert sich der physio-
Schreien, werden sie intensiver. Storchenbisse sind logische Hautschutzmantel. Dennoch ist auch bei
jedoch völlig harmlos und verschwinden meist im Kleinkindern die äussere Barriere noch nicht so ent-
Lauf des ersten Lebensjahres. Sie bedürfen keiner wickelt wie bei Erwachsenen. Die Rückfettungsme-
speziellen Therapie oder weiterführenden Pflege.
chanismen sind zwar schon deutlich angepasster als
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Ist die Hautrötung nicht flach, sondern deutlich er- bei Säuglingen. Reize wie Temperaturschwankun-
hoben, spricht man von Hämangiomen. Dabei han- gen oder UV-Licht werden jedoch stärker wahrge-
delt es sich um gutartige Wucherungen der Blut- nommen und erfordern zusätzliche Pflegemassnah-
gefässe, die an jeder Körperstelle auftreten und zum men. Besonders beim Spielen im Freien ist auch in
Teil auch sehr stark bluten können. Diese Blut- der lichtarmen Jahreszeit auf einen ausreichenden
schwämmchen wachsen häufig in den ersten Mona- Sonnenschutz, also Kleidung, Hut, Sonnenbrille und
ten, bevor sie sich im Kindesalter meist vollständig Sonnenschutzpräparate mit ausreichendem Licht-
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schutzfaktor, zu achten.
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Mit den hormonellen Umstellungen im Jugendalter kommt es dann erwartungsgemäss zu deutlichen Veränderungen an der Haut. Unter dem Einfluss der Hormone steigt die Talgdrüsenaktivität an. Die Haut entwickelt einen von den Betroffenen als lästig empfundenen Glanz. Kommt es zusätzlich zur Verstopfung der Talgdrüsenausführungsgänge, sind die Weichen für erste Hautprobleme gestellt. Jetzt sollte besonders auf eine zweimal tägliche, dem physiologischen Wandel angepasste, milde Reinigung mit saurem pH-Wert geachtet werden, die den natürlichen Infektionsschutz der Haut stärkt. Zusätze wie Milchsäure oder Gerbstoffe sind sinnvoll. Auch auf die «Pflege danach» darf keinesfalls verzichtet werden. Die Haut ist immer bestrebt, durch Reinigung entstandene Schwächen der Hautbarriere auszugleichen. Ein auf diese Weise künstlich erzeugter Talgmangel würde mit einer gesteigerten Talgproduktion beantwortet werden. Zu empfehlen ist daher der Einsatz einer emulgatorfreien, hydrophilen Tagespflege. Zubereitungen mit antikomedogenen, antiseptischen Zusätzen wie zum Beispiel Milchsäure und talgähnlichen Substanzen wie Jojobaöl tragen nachweislich zur Regulation der Aktivität der Talgdrüsen bei. Zur Klärung des Hautbilds können adstringierende, alkoholfreie Gesichtswässer eingesetzt werden.
tungskälte zusätzlich die subjektiven Symptome. Gerbstoffhaltige Pflanzenauszüge können das Behandlungskonzept ergänzen. Nicht zu verwechseln sind die Hitzepickel mit Milien, dem medizinischen Ausdruck für Griesskörner. Sie kommen bei zirka 50 Prozent der Neugeborenen vor, treten aber auch bei Kleinkindern oder jungen Erwachsenen im Gesicht, vor allem am Kinn und auf der Stirn, später unter den Augen, auf. Es handelt sich um hornbildende Zysten an den Talgdrüsenausgängen. Diese haben an sich keinen Krankheitswert, wirken aber bei jugendlichen Erwachsenen kosmetisch störend. Die Behandlung erfolgt durch mechanische Entfernung und sollte vom Hautarzt durchgeführt werden.
Keine Kausaltherapie
Das atopische Ekzem, auch Neurodermitis genannt, zählt zu den bekanntesten Dermatosen im Kindes-
Hitzepickel und Griesskörner
Säugling mit atopischem Ekzem
Miliaria ist der medizinische Ausdruck für Hitze-
pickel. Es handelt sich um einen juckenden Haut-
ausschlag, der immer dann entsteht, wenn es zu
einer Verlegung der Schweissdrüsenausgänge
kommt. Durch den Sekretstau entstehen papulöse
Exantheme. Ursache kann zum Beispiel auch zu enge Kleidung sein. Pflegecremes mit hohem Fettge-
Atopisches Ekzem mit periokulärer
halt können speziell in der warmen Jahreszeit bei Lokalisation
Säuglingen und Kleinkindern ebenfalls zu diesen
Hauterscheinungen führen.
Die Kausalbehandlung besteht in erster Linie in der alter. Die Neurodermitis ist eine multifaktorielle und
Beseitigung der Auslöser. Bei diesen stark juckenden chronische Erkrankung, für die es bis zum heutigen
Hautveränderungen bleibt das Kratzen als mechani- Tag keine Kausaltherapie gibt. Trotz des medizini-
sche Reizantwort nicht aus und führt zur Freiset- schen Fortschritts ist das Wissen um die Ursachen
zung von Histamin. Bei starker Ausprägung subjek- dieser Krankheit noch sehr lückenhaft. Derzeit ist
tiver Symptome wie Juckreiz sind systemische Anti- die Behandlung auf die unmittelbaren Symptome
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histaminika, also die orale Gabe zum Beispiel von ausgerichtet. In der spezifischen Therapie kommen
Dimetinden oder Cetirizin, zweckmässig. Allerdings unter anderem Antihistaminika und Glukokorti-
dürfen diese Wirkstoffe erst ab dem zweiten Lebens- koide zum Einsatz. Insbesondere Letztere sind dabei
jahr gegeben werden.
nur für eine kurzfristige Anwendung und in der
Neben der ärztlich verordneten Therapie lindert Regel für nicht länger als vier Wochen vorgesehen.
Lotio Zinci unmittelbar die Beschwerden. Kühlende Sie ersetzen in keinem Fall die konsequente stadien-
wasserhaltige hydrophile Pflegecremes wie Lini- angepasste Grundlagenversorgung mit einer medi-
22 mentum Aquosum beeinflussen über die Verduns- zinischen Hautpflege.
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Obwohl das Risiko, an Neurodermitis zu erkranken, genetisch bedingt ist, kann man einiges tun, um einem potenziellen Krankheitsausbruch vorzubeugen. Zu den ersten und wichtigsten Massnahmen gehört, individuelle Provokationsfaktoren wie zum Beispiel Wolle oder andere Textilien zu meiden. Zudem fehlen der Haut von Atopikern bereits von Geburt an natürliche Feuchthaltefaktoren. Entsprechend ist dieser Mangel durch die Auswahl geeigneter Pflegepräparate mit feuchtigkeitsbindenden Zusätzen auszugleichen. In der Praxis zeigen besonders emulgatorfreie Pflegecremes mit wenigen Hilfsstoffen und einem Glycerolanteil von zirka 10 Prozent in hydrophiler Grundlage einen schnellen therapeutischen Effekt, ohne dass unangenehme Nebenwirkungen auftreten. Wenn auch in vielen Fällen effektiv, so sollte doch auf Urea aufgrund der potenziellen Hautreizung in entzündlichen Phasen eher verzichtet werden. Erfahrungsgemäss erfordert der Einsatz von Harnstoff vorab eine Verträglichkeitstestung der irritierten Haut. Bei der Reinigung sollten seifenfreie Syndets mit saurem pH-Wert gewählt werden, damit der geminderte physiologische Infektionsschutz nicht noch zusätzlich geschwächt wird. Nicht verhindern lässt sich das Auswaschen körpereigener Lipide durch die tensidhaltigen Reinigungsemulsionen. Daher darf auf die konsequente topische Pflege danach in keinem Fall verzichtet werden.
Zu wenig Feuchtigkeit
Aufgrund des Feuchtigkeitsmangels wirkt die Neurodermitikerhaut trocken und schuppig. Die konsequente tägliche, adjuvante, atopische Basispflege kann helfen, die pathophysiologische Barrierestörung zu lindern. Grundsätzlich sind Cremes mit ausgewogenem Fett- und Feuchtigkeitsgehalt am ehesten geeignet, den gesteigerten transepidermalen Wasserverlust bei Neurodermitis zu verringern.
Allerdings reagiert die atopische Haut empfindlicher auf Okklusionseffekte. In aktiven entzündlichen Krankheitsphasen lässt der Hautzustand die Anwen-
dung lipophiler Zubereitungen oftmals nicht zu, ohne dass daraus zusätzliche Beschwerden resultieren. Auf den Einsatz von Cremes mit hohem Fettgehalt sollte verzichtet werden, da durch die abdeckenden Eigenschaften der Grundlage das Leitsymptom der Neurodermitis, der Juckreiz, zusätzlich provoziert wird. Um die gereizte Haut zu beruhigen, hat sich der Einsatz leichter, sehr hydrophiler Systeme bewährt. Durch die Wasserverdunstung vermitteln sie den Betroffenen einen angenehmen Kühleffekt und lindern dadurch den quälenden Juckreiz. In dem Masse, wie die akuten Symptome abklingen, kann der Wasseranteil der Grundlage schrittweise reduziert werden. Entgegen weitverbreiteten Meinungen sollte der Lipidanteil nicht zu hoch sein. Geeignet ist hier unter anderem die Basiscreme DAC als wichtige Grundlage des Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC), die aus Glycerolmonostearat 60, Cetylalkohol, mittelkettigen Triglyzeriden, weisser Vaseline, Macrogol-1000-glycerolmonostearat, Propylenglycol und gereinigtem Wasser besteht. Speziell bei Atopikern wird vor dem unkritischen Einsatz topischer Zubereitungen mit pflanzlichen Zusätzen gewarnt. Insbesondere Extrakte aus Korbblütlern wie Ringelblume oder Kamille können bei Risikopatienten wie Atopikern unter ungünstigen Bedingungen ernsthafte Hautprobleme provozieren. Alternativ werden hier gerbstoffhaltige topische Zubereitungen mit Hamamelisfluidextrakt oder -urtinktur empfohlen. Aufgrund ihrer adstringierenden und antiphlogistischen Effekte beugen sie entzündlichen dermalen Veränderungen vor. Für Präparate, die ausschliesslich Hamamelisdestillat enthalten, ist hingegen nur eine antiphlogistische Wirkung belegt. Ergänzend können entspannende und nicht zu heisse Emulsionsbäder mit Jojobaöl und einem natürlichen Emulgator, zum Beispiel Milch (1–2 Tassen auf ein Vollbad) den Heilungsprozess unterstützen. Wichtig ist auch hier, das anschliessende Eincremen nicht zu vergessen, da Wasser der bereits trockenen Neurodermitikerhaut noch zusätzlich wichtige Stoffe entzieht. Auch Umschläge werden von Betroffenen als sehr angenehm empfunden. Sie lindern den quälenden Juckreiz und wirken besonders bei nässenden Hautzuständen trocknend und wundreinigend. Ihre Anwendung hat sich sowohl bei Juckreizschüben als auch in akuten Krankheitsphasen bewährt. Sind die feuchten Umschläge einmal aufgelegt, müssen sie wiederkehrend erneuert werden. Die Anwendungsdauer sollte insgesamt 15 bis 20 Minuten nicht überschreiten. Zur Zubereitung sind sowohl Wasser als auch Elektrolytlösungen wie zum Beispiel physiologische Kochsalz-, besser noch Ringerlaktat-
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lösung oder entzündungshemmende Eichenrinden- Ekzems in Akutphasen Antimykotika im Wechsel
extrakte geeignet.
mit Kortikoiden zum Einsatz. Therapiebegleitend
Um einer erneuten Hautreizung vorzubeugen, soll- sind auch für die Reinigung alkalifreie Syndets mit
ten die Umschläge so temperiert sein, dass sie weder saurem pH-Wert für die gereizte Haut indiziert. Zu-
zu kalt noch zu heiss sind. Stark abdeckende Ver- sätzlich lindern gerbstoffhaltige Sitzbäder zum Bei-
bände bergen das Risiko, durch die abgegebene Kör- spiel mit einem selbst hergestellten Eichenrinden-
pertemperatur den Effekt der «feuchten Wärme» zu extrakt aufgrund adstringierender Eigenschaften die
erzeugen, in deren Folge wiederum Juckreiz provo- Entzündungen. Auf Korbblütlerextrakte ist dagegen
ziert wird.
auch hier zu verzichten. Zum Ablösen der zum Teil
stark ausgeprägten Schuppenkruste eignen sich
Unklare Pathogenese
Pflanzenöle wie Oliven- und Erdnussöl. Die medizinische Hautpflege sollte hydrophil ausge-
Das seborrhoische Ekzem, auch seborrhoische Der- richtet sein. Um akuten Zuständen vorzubeugen
matitis genannt, ist ein entzündlicher Hautaus- und einer erneuten Schuppenbildung entgegen-
schlag, der überwiegend in talgdrüsenreichen Kör- zuwirken, ist auf zusätzliche Wirkstoffe wie Urea zu-
perregionen, also an der Kopfhaut, in der T-Zone im rückzugreifen. Bei leichten Entzündungen helfen
Gesicht, am Rumpf und im Windelbereich auftritt. auch Schieferölderivate wie Ichthyol.
Die Pathogenese ist weitestgehend unklar. Disku-
tiert werden verschiedene Faktoren wie die verstärkte Kolonialisation mit Malassezia furfur, einem
Gute Prognose
Hefepilz, der der physiologischen, resistenten Haut- Auch bei Kontaktekzemen neigt die Haut zu mehr
flora des Menschen angehört. Auch ein Enzymman- oder minder starken, zum Teil entzündlichen Verän-
gel und eine vermehrte Produktion der Talgdrüsen derungen. Zu toxischen Kontaktekzemen, die durch
infolge Stimulation durch hormonelle Umstellun- eine Schädigung der Hautbarriere gekennzeichnet
gen oder unzureichende Basispflege können die Ur- sind, kommt es durch den wiederholten bezie-
sachen sein. Im Gegensatz zum atopischen Ekzem hungsweise zu langen Kontakt mit irritativen Fakto-
liegt bei diesen Patienten keine Sebostase, sondern ren. Die dermale Reaktion basiert nicht auf einer
eine Seborrhö vor.
Antigen-Antikörper-Reaktion, sondern ist Folge
Die klinische Erstmanifestation des seborrhoischen einer direkten Hautschädigung durch chemische
Ekzems kann ähnlich wie bei der Neurodermitis oder physikalische Noxen.
bereits im Säuglingsalter erfolgen. Der charakteris- Basis der Entzündungen ist die Freisetzung von
tische Altersgipfel liegt in den ersten drei Lebens- Entzündungsmediatoren wie Zytokinen und Pros-
monaten. Bevorzugt tritt es am behaarten Kopf und taglandinen. Zu den Risikopopulationen zählen ins-
im Windelbereich auf. Man spricht daher auch von besondere Säuglinge mit schwacher Hautbarriere.
einer bipolaren Verteilung.
Gerade im Windelbereich neigen sie zum Beispiel
Auf dem Kopf bilden sich festhaftende fettige Schup- durch den wiederholten beziehungsweise zu langen
pen, die zum Teil kranzförmig bis zu einem Zenti- Kontakt mit Stuhl und Urin, aber auch infolge von
meter in die Stirn reichen. Die Schuppenfarbe ist Wärmestau durch Kleidung zur Windeldermatitis.
gelblich. Eine Ausdehnung auf den Stamm ist mög- Die Prognose ist gut, wenn es gelingt, die auslösen-
lich. Im jungen Erwachsenenalter, zirka ab dem den Faktoren auszuschalten. Daher sind die Windeln
20. Lebensjahr, ist die Ausbreitung des sebor- regelmässig zu kontrollieren und häufiger zu wech-
rhoischen Ekzems vom Gesicht, also von der Naso- seln. Zum Schutz der entzündeten Haut gegen Urin
balialregion, dem behaarten Kopf und den Augen- und Stuhl eignen sich abdeckende Cremes mit Zink-
brauen, auch auf die Schweissrinne am Rücken und oxid. Eine zusätzliche mechanische Reizung durch
das Dekolleté möglich.
zu starkes Reiben ist unbedingt zu vermeiden.
Das seborrhoische Ekzem zeigt klinisch Ähnlichkeit Die Haut ist nach der Reinigung mit lauwarmem
zu anderen entzündlichen Dermatosen. Differenzial- Wasser, Öl oder einem alkalifreien Syndet mit
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diagnostisch muss bei Säuglingen an das atopische saurem pH-Wert nur vorsichtig abzutupfen. Gerb-
Ekzem oder die Psoriasis vulgaris gedacht werden, stoffhaltige Teilbäder mit Eichenrinde fördern, ins-
die sich bereits im Kindesalter manifestieren kön- besondere bei starken Entzündungen, zusätzlich
nen. Sofern der Windelbereich betroffen ist, sind fer- den Heilungsprozess.
ner auch eine Windeldermatitis oder eine Windel- Aufgrund der Vorschädigung und in Verbindung
kandidose auszuschliessen.
mit hefepilzhaltigen Stühlen kann sich aus einer
Im Unterschied zu anderen Ekzemformen kommen Windeldermatitis sekundär eine Windelkandidose,
24 in der konventionellen Therapie des seborrhoischen also eine Infektion mit dem Hefepilz Candida
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Acne comedonica (links); Acne papulopustulosa
albicans, entwickeln. Diese ist erkennbar an den rund um die scharf abgegrenzten Erytheme verteilten Satellitenherde. Der Arzt wird hier Antimykotika wie zum Beispiel Nystatin verordnen.
haltige Cremes anzuwenden, die durch ihre gute Wasserverdunstung einen angenehmen Kühleffekt aufweisen und dadurch ebenfalls juckreizlindernd wirken. Durch die Einarbeitung von Zinkoxid wirken diese Cremes zusätzlich antiseptisch und granulationsfördernd. Ferner eignen sich feuchte Umschläge zum Beispiel mit Zusätzen von Eichenrindenextrakten, Schwarztee oder Ringerlaktatlösung. Bei ausgeprägten Entzündungen mit starkem Juckreiz lindern kurzfristig angewandte kortisonhaltige Zubereitungen die Beschwerden. Kommt es infolge anhaltender Krankheitsprozesse zu Veränderungen wie Hautverdickungen und Lichenifikation, muss die Pflege durch Steigerung des Fettgehalts erneut angepasst werden. Es sollten keratolytische und feuchtigkeitsbindende Substanzen wie Harnstoff in die Emollienzien eingearbeitet werden. Auch hier ist vor dem Einsatz von Harnstoff allerdings eine Verträglichkeitstestung angezeigt.
Pickel immer ernst nehmen
Juckreiz bei Allergie
Von Akne sind nicht nur Jugendliche vor allem in
Auslöser des allergischen Kontaktekzems sind zu- der Pubertät, sondern zu 20 Prozent auch Säuglinge
meist niedermolekulare Verbindungen wie zum und Kleinkinder betroffen. Sofern die Hautverände-
Beispiel Nickel, die als Haptene erst nach Kontakt rungen im Rahmen einer Acne neonatarum nicht
und Bindung an Trägerproteine, also an spezifische innerhalb der ersten drei Lebensmonate zurück-
Molekülstrukturen der Epidermis, zum Vollantigen gegangen sind, spricht man von der Kleinkindes-
werden. Dort aktivieren sie die körpereigenen Ab- akne (Acne infantum). Ähnlich wie bei Acne vulgaris
wehr-, sprich Langerhans- und T-Zellen. Es kommt können schwere Verlaufsformen auftreten, die stets
zur Bildung von Gedächtniszellen und, anders als eine spezifische Therapie erfordern.
beim toxischen Kontaktekzem, zur Änderung der «Pickel» und Hautveränderungen im Gesicht müssen
Immunität. Bei Zweitkontakt werden aus den akti- stets ernst genommen werden, da andere ernsthafte
vierten Abwehrzellen dann Effektorzellen, die ihrer- Dermatosen wie Neurodermitis, Psoriasis, das se-
seits Entzündungsmediatoren ausschütten.
borrhoische Ekzem oder auch eine periorale Der-
Klinisch äussert sich das allergische Kontaktekzem matitis ein vergleichbares Bild zeigen, dann aber
in der Akutphase zunächst durch scharf begrenzte einer anderen medizinischen Versorgung bedürfen.
Kontaktstellen mit Erythemen und Bläschen. Im Bei der Acne vulgaris kommt es speziell an talgdrü-
weiteren Krankheitsverlauf kann es zur Streuung senreichen Hautbezirken von Gesicht, Nacken, Brust
der Entzündungsherde kommen. Charakteristisch und Rücken zur Verstopfung an den Ausführungs-
ist ein sehr starker Juckreiz, der die Betroffenen gängen des Talgdrüsen-Haarfollikel-Komplexes und
immer wieder zum Kratzen veranlasst. Durch die infolge der Abflussbehinderung zur Aufweitung
mechanische Reizung der Haut kommt es zur und Hyperplasie der Talgdrüse. Typischerweise bil-
Degranulation der Mastzellen und in der Folge zur den sich zu Beginn Talganhäufungen in den Talg-
Freisetzung weiterer juckreizfördernder Entzün- drüsen der Haut, sogenannte Komedonen, die auf
dungsmediatoren wie Histamin.
Druck herausquellen. In Verbindung mit Horn-
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Alleiniger kausaler Therapieansatz ist Allergen- lamellen bildet sich ein Pfropf, der den Ausgang
karenz. Die ekzematösen Veränderungen der Haut des Follikelkanals dann verschliesst. Auch hier ist auf
sind symptomatisch und stadienangepasst zu ver- eine milde Reinigung und Pflege zu achten, wobei
sorgen. Zur Reinigung eignen sich milde alkalifreie auf den Einsatz waschaktiver Substanzen weitest-
saure Waschemulsionen. Zur Linderung des Juck- gehend verzichtet werden kann.
reizes empfiehlt sich der Einsatz systemischer Anti- Gemäss Leitlinien der Deutschen Dermatologischen
histaminika, also zum Beispiel die Gabe von Cetiri- Gesellschaft (DDG), Berlin, werden bei Acne vulgaris
26 zin oder Loratadin. Topisch sind kühlende, wasser- mit Acne comedonica (I), Acne papulopustulosa (II
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und III) und Acne conglobata (IV) als schwerste Form mit Knotenbildung und Zysten vier Stadien unterschieden. Bei schwereren Verlaufsformen, die zum Beispiel mit Antibiotika therapiert werden, ist der Einsatz antiseptischer Zusätze wie Triclosan hilfreich. Auch gerbstoffhaltige Lösungen mit antiphlogistischen und adstringierenden Effekten können therapiebegleitend eingesetzt werden. Danach ist die Haut immer mit einer emulgatorfreien, hydrophilen, nicht zu stark abdeckenden Pflegecreme zu versorgen. Wichtig für die therapiebegleitende Betreuung ist eine wiederkehrende Prüfung und Anpassung der topischen Externa. Zur Reinigung eignen sich wiederum Waschemulsionen mit saurem pH-Wert, die den physiologischen Infektionsschutz der Haut stärken. Im ersten Stadium mit überwiegend offenen, aber auch geschlossenen Komedonen ist ein mildes, mechanisches Peeling sinnvoll. Es trägt dazu bei, den Talgabfluss zu regulieren. Ab Stadium II mit entzündlichen Papeln und Pusteln ist auf den Einsatz von Peelings zu verzichten, da sie das bereits vorhandene Entzündungsgeschehen eher fördern. Alternativen sind dann Gesichtsdampfbäder mit Kamille oder Salbei. Wichtig ist die unmittelbare Pflege nach der Reinigung mit antiphlogistisch und antiseptisch wirksamen Pflegecremes. Pflanzliche Zusätze wie Jojobaöl oder auch Schieferölderivate wie Natriumbituminosulfonat wirken einer vermehrten Talgproduktion entgegen. Sofern sich die Hautprobleme auf den Rumpf und ganzen Körper ausdehnen, stehen auch Badezusätze mit diesem Wirkstoff zur Verfügung.
Periorale Dermatitis
Bei der perioralen Dermatitis handelt es sich um
eine entzündliche Gesichtsdermatose, die als so-
genannte «Stewardessenkrankheit» vorrangig bei
Erwachsenen auftritt. Als Ursachen werden unter
anderem eine Überpflegung der Haut, aber auch
Stress oder der unsachgemässe Einsatz topischer
Arzneistoffe wie Kortison diskutiert. Klinisch kommt
es zu entzündlichen Hautveränderungen im peri-
oralen Raum mit Mikropapeln und Mikropusteln bei
Aussparung eines hautfarbenen Saums unmittelbar
über dem Lippenrot. In der spezifischen Therapie
kommen unter anderem erythromycin- oder metro-
nidazolhaltige topische Zubereitungen zum Einsatz.
Empfehlenswert ist das Weglassen aller Externa. Al-
lerdings leiden insbesondere Patienten mit einer
sehr trockenen Haut unter dem vollständigen Ent-
zug aller topischen Externa, sodass sich hier leichte
emulgatorfreie medizinische Pflegecremes bewährt
haben. Gerbstoffhaltige Auszüge lindern zusätzlich
die entzündlichen Veränderungen im Gesicht.
Dazu können Patienten einen Schwarztee- oder Ei-
chenrindenauszug frisch herstellen und dann wie
ein Gesichtswasser anwenden.
●
Korrespondenzadresse: Dr. Kathrin Büke Bernkasteler Strasse 75, D-13088 Berlin E-Mail: dr.kathrin.bueke@neuroderma.de
Interessenkonflikte: keine deklariert
Diese Arbeit erschien zuerst in «Pharmazeutische Zeitung» 50/2008. Die Übernahme erfolgte mit freundlicher Genehmigung von Verlag Autorin.
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