Transkript
DERMOPHARMAZIE
Ohne Pflege geht es nicht
Über die Bedeutung der Basispflege bei der Behandlung des atopischen Ekzems Von Peter Schupp
Beim atopischen Ekzem wird die defekte Hautbar rierefunktion infolge Hauttrockenheit als ein patho physiologisch bedeutsames Element betrachtet. Eine konsequente tägliche Hautpflege ist deshalb unver zichtbarer Bestandteil der Basistherapie. Wie die Hautpflege gemäss den jüngsten AWMF-Empfeh lungen adäquat durchzuführen ist, fasst dieser Bei trag zusammen.
Fakten zur Basistherapie bei Neurod ermitis
l Hauttrockenheit bei Neurodermitis ist ein häufiges Problem.
l Hauttrockenhaut kann direkt zur Entzündung führen.
l Hauttrockenheit führt zu Juckreiz und Brennen. l Hauttrockenheit ist verbunden mit einem Barrieredefekt. l Der Barrieredefekt kann die Allergieentstehung begünstigen. l Die Hauttrockenheit kann durch eine stadien gerechte Basistherapie gut behandelt werden.
Die Neurodermitis ist eine häufige Erkrankung im Kindesalter. Bis zur Einschulung leiden in Europa ungefähr 10 bis 15 Prozent der Kinder, zumindest zeitweilig, unter einer Neurodermitis. Mit einer Prävalenz von 1,5 bis 3 Prozent ist die Neurodermitis bei Erwachsenen deutlich seltener. Die Ursache der Neurodermitis ist nicht bekannt, jedoch scheint die defekte Barrierefunktion der Haut ein zentrales Element der Erkrankung zu sein. Es gibt eine Reihe von biochemischen Befunden, die dafür sprechen, dass bei Patienten mit Neurodermitis eine abnormale Zusammensetzung von Hautlipiden besteht. Darüber hinaus konnten in letzter Zeit Mutationen (z.B. im Filaggrin-Gen) und Polymorphismen entdeckt werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Barrierefunktion beim atopischen Ekzem beitragen. Allein die trockene Haut kann zu Juckreiz und Entzündungen führen, weshalb eine
konsequente Basispflege der Haut bei der Behandlung der Neurodermitis unerlässlich ist. Es ist es schwierig, die Therapieeffekte, die aus der Basistherapie der Neurodermitis resultieren, methodisch zu erfassen, da eine Vielfalt von Externa mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung steht. So verhindert zum Beispiel die Okklusionswirkung fett- und paraffinhaltiger Externa den Wasserverlust der äusseren Hautschichten, während Harnstoff die Wasserbindung in der Haut verbessert oder hydrophile und wasserhaltige Cremes die Hydra tisierung der trockenen äusseren Hautschichten erhöhen (Abbildung 1). Die Kombination einer fetthaltigen Basispflege im Anschluss an ein medizinisches (Öl-)Bad verbessert ihrerseits die Fähigkeit der Haut, Feuchtigkeit in den oberen Hautschichten zurückzubehalten. Gleiche Effekte werden für fettfeuchte Umschläge beschrieben.
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DERMOPHARMAZIE Flüssig
Schüttelmixtur (Lotio)
Fest
Hydrogel Lotion Creme Cresa Salbe
Fett
Puder (z.B. Talkum, Zinkoxid)
Fettsalbe (z.B. Fette, Öle, Wachse)
Abbildung 1: Externa mit unterschiedlichen Wirkmechanismen
2a 2b
Akute Exazerbationen der atopischen Dermatitis
lassen sich auch durch Basistherapeutika günstig
beeinflussen, insbesondere in Kombination mit fett-
feuchten Umschlägen, sogenannten Wet-wrap-dres-
sings. Diese Umschläge wirken kühlend, antient-
zündlich, juckreizlindernd und keratolytisch. Die
Abbildungen 2a bis 2c zeigen die richtige Anwen-
dung fett-feuchter Umschläge.
Prinzipiell muss die Basistherapie dem Hautzustand
angepasst sein. Das heisst, dass bei trockener Haut
die Lokaltherapie mit fetten Salbengrundlagen
erfolgt. Bei geringerer Hauttrockenheit sowie stark
entzündeter oder stellenweise nässender Haut sind
hydratisierende Öl-in-Wasser-Emulsionen angezeigt.
Wirkstoffe wie topische Kortikosteroide können
von einer gut gepflegten und ausreichend hydrati-
sierten Haut besser aufgenommen werden. Deshalb
sollte einer spezifischen Lokaltherapie immer eine
Basispflege vorausgehen. Unabhängig davon muss
die Basistherapie auch bei stabilen Phasen konse-
quent und regelmässig, das heisst ein- bis zweimal
täglich, durchgeführt werden.
l
Abbildung 2: Fett-feuchte Umschläge
2c
Dr. med. Peter Schupp Ltd. Abteilungsarzt Dermatologie Allergieklinik Davos, Zentrum für Kinder und Jugendliche Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang, 7265 Davos Wolfgang E-Mail: peter.schupp@hgk.ch
Interessenkonflikte: keine
Literatur: Online-Leitlinien Dermatologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Neurodermitis (Stand 4/08).
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